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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 7
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Zur Abbildung des Deckengemäldes von Canon in der vorigen Lieferung
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Das französische Bildnis der Sammlung E. Weinberger in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0162

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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

Bolognesischer Meister: Lukrezia.

Canons im Denkmal, schon wiederholt ab'
gebildet (zuerst in der Zeitschrift „Die Kunst
für Alle" XIX, Heft 14, S. 325, später in J. J.
Webers Illustrierter Zeitung vom 3. August
1905, Nr. 3240, neuestens in noch anderen
illustrierten Zeitungen) ist ein Werk Rudolf
Weyrs, des berühmten Wiener Bildhauers.
Der Maler Canon ist durch Weyr in Haltung,
Miene und Tracht vorzüglich charakterisiert.
Das neue Standbild wurde an der Ringstraße
in einer Einbuchtung des Stadtparkes aufgestellt
und am 27. Oktober durch den Obmann des

DAS FRANZÖSISCHE
BILDNIS DER SAMM-
LUNG E. WEINBERGER
IN WIEN.

In der Rubrik „Rundschau"
wurde im Herbst mitgeteilt, daß
ein gutes, vermutlich französisches
Bildchen als Neuerwerbung der
Sammlung Emil Weinberger zu
verzeichnen ist. Eine gelungene
Photographie, die mir der Besitzer
des Gemäldes freundlichst zur Ver-
fügung stellt, gestattet eine Nachbildung in
Netzdruck, die das Bild ungefähr in der Größe
des Originals wiedergibt. Den Hintergrund hat
man sich grün vorzustellen, die Kleidung
schwarz. Ursprünglich, so scheint es, war
das Täfelchen nicht oval, sondern vierseitig.

*) In der Notiz des 5. Heftes hat es: „wird“ statt
wurde zu lauten.

**) Dieses Stück aus einem Briefe Canons wird
hier mit Ergänzung einiger ausgelassener Buchstaben
und mit Einfügung der nötigen Interpunktionen wieder-
gegeben, da es sich weniger um die Feststellung von
Schreibfehlern, als um den Sinn handelt.

(Graz, Sammlung Stefenelli.)

eine Abbildung nach Canons großem Decken-
gemälde im Treppenhause des Naturhistori-
schen Hofmuseums zu finden. Für einen Text
über das Denkmal und das große Bild war
bisher kein Raum zu erübrigen gewesen, und
ich hole erst im vorliegenden Hefte nach, was
es etwa jetzt über das Standbild und das
Deckengemälde zu sagen gibt. Die Figur Hans

Denkmalkomitees Grafen Hans Wilczek der
Gemeinde Wien übergeben.*)

Das große Deckengemälde Canons im
Hofmuseum für naturwissenschaftliche Samm-
lungen ist ein Werk, das für die grübelnde
Seite an Canons Wesen sehr charakteristisch
ist. Es „versinnlicht“ (wie mir Canon 1883
selbst schrieb) „den Kreislauf des Lebens“.

Nach Canons Mitteilung ist dem
Gemälde folgende Deutung zu
geben: „Unter einer sich auf-
türmenden Felsbrücke ruht im
Dunkel die Sphinx auf einem, den
Grund deckenden Steine. Rechts
vom Beschauer entquillt das junge
Leben. Kinder, Jungfrau, Jüngling,
Mann und Frau aufwärts drän-
gend, im Verein mit anderen
Gestalten im Streben nach Er-
nährung, Gut, Ruhm und Macht.
In der Mitte des Bogens zwei
Reiter im Kampf siegend und
fallend, Absturz, Verlust derGüter,
Versinken in den Tod schließt
den Bogen links. Blumen, Blüten,
grünender Baum des Adlers in
den Lüften mit dem Lorbeer.
Rechts vom Blitz getroffen Tanne.
Auf der Leiche stehender Aas-
geier zur linken. Im Vordergründe
eine Gestalt, sinnend, der Gedanke,
das Rätsel zu lösen.“**)
 
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