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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 5
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Werke des sogenannten Pseudo-van-de-Venne im Museum zu Besançon und in der Sammlung Geldner zu Basel: (mit Bemerkungen über die Galerie zu Besançon)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0125

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Nr. 5.

BLATTER FÜR GEMALDEKUNDE.

IOI

daß ein Mitglied der Familie eine Zeitlang in
Antwerpen und in Brüssel tätig sein konnte. Die
Malweise des Pseudo-Van-de-Venne ist nun in
der Tat ziemlich ausgesprochen holländisch.
Dennoch wird der Maler schon von dem ge-
wiß zeitgenössischen Inventar als Brüsseler
Künstler erwähnt. Auf einigen Bildern findet
sich die Marke der Antwerpener Gilde. Suchen
wir nun, dem Wink des alten Inventars fol-
gend, wirklich in der Familie Van-de-Vinne nach
unserem Meister, so stoßen wir auf den
alten Vincent van der Vinne, der 1629
zu Haarlem geboren und erst 1702 gestorben
ist. Er kam, wie man durch Houbraken
erfährt, tüchtig in der Welt herum, hat
Frankreich, Deutschland, die Schweiz ge-
sehen. 1653 war er freilich wieder in Haar-
lem. Aber ein Aufenthalt in Brüssel und
Antwerpen ist nach den vorhandenen Nach-
richten doch nicht auszuschließen. Er malte
alles erdenkliche; so berichtet Houbraken.

In Deutschland hat er, wie Flechsig ver-
mutet, seiner Vielseitigkeit wegen den Bei-
namen ..Allmacher“ erhalten. Das Bild in
Pommersfelden war nämlich im ältesten
Inventar als „Allmacher“ verzeichnet und
ist erst später Sandrart getauft worden.
Flechsigs Vermutung hat gewiß sehr viel
für sich. Und nun eröffnet sich ein neuer
Ausblick, mit dem ich übrigens meine
Erörterungen abschließe: Der Name All-
macher wird in alten deutschen Inventaren
genannt. In Gaybach waren 1746 von ihm
mehrere große Bilder vorhanden: Tier-
stücke, Landschaften, mythologische Dar-
stellungen. In einer Merianschen Verlassen-
schaft kommt Allmacher vor (nach Hoet).

Im Verzeichnis der Bilder im ehemaligen
Schönbornschen Gartenpalast zu Wien steht
Allmacher als Mitarbeiter des Cossiau ge-
nannt.*) Das würde auf die Zeit um 1700
deuten. Danach wäre Vincent van de Vinne
nach 1653 noch einmal und vermutlich
ziemlich lange in Deutschland geblieben.
Man sieht, daß mit den Forschungen über
den Pseudo-Van-de-Venne erst der Anfang
gemacht ist. Deutsche Archive müssen nun
erst durchforscht werden, bevor alles klappen
kann.

Kurz nacheinander hatte die kunst-
liebende Mitwelt zwei berühmte Jubilare
zu begrüßen, den greisen Andreas
Achenbach, der am 29. September
seinen 90. Geburtstag erlebte, und Adolf
Oberländer, der am 1. Oktober ins

*) Mitteilungen und Berichte des Wiener Alter-
tumsvereins, 1892, S. H7f.

60. Jahr eintrat. Beiden seien auch von
seiten der Blätter für Gemäldekunde
die herzlichsten Glückwünsche darge-
bracht.

NOTIZEN.

Tizians Bildnis des Pietro Aretino
bei Colnaghi in London und das Aretino-

Pseudo-Van-de-Venne: Frau, einem Kind zu trinken
gebend. (Basel, Sammlung Geldner.)

bildnis im Palazzo Pitti zu Florenz werden
besprochen durch G. Gronau in der „Zeit-
schrift für bildende Kunst“ (Augustheft) und
durch Claude Phillips in „The art journal“
(Septemberheft).

„Aus der Jugendzeit Führichs“ (mit
ungedruckten Briefen aus den Jahren 1821
und 1822 an Nadorp), Artikel von Dr. Ludwig
Pollak (Rom), „Österreichische Rundschau“,
Bd. IV, Heft 49 (5. Oktober 1905). Darin wird
u. a. das Geburtsdatum des Malers Franz
Nadorp richtiggestellt. Franz Nadorp ist am
25. August 1794 zu Anholt in Westfalen ge-
boren. Der Aufsatz enthält auch Bemerkungen
über Kadlik.
 
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