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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 1
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Die Sammlung Henriette v. Klarwill in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0045

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Nr. i.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

21

zeitig in der ewigen Stadt tätig waren.
Ein Name wie Giovanni Francesco
Barbieri (Guercino da Cento) ist kaum
zu hoch gegriffen. Barbieri war 1621
nach Rom berufen worden. Mag die
Vermutung, daß Guercino die Figuren
gemalt hat, vielleicht auch nicht das
Richtige treffen, so ist damit
doch gewiß die Künstlergruppe
angedeutet, die ohne Zweifel
für die Figuren des Bildes in
Frage kommt (Leinwand, Höhe
62, Breite 54).

Ein sehr beachtenswertes
Bildchen ist das von Peeter
Brueghel dem Jüngeren mit
den Bauern im Dorfe. Der jüm
gere Peeter Brueghel ist zwar
lange nicht so erfindungsreich,
wie der Vater, er bleibt aber da'
bei doch ein sehr schätzenswerter
Meister. Was ihm an Erfindung
abging, entlehnte er nicht selten
vom älteren, und es läßt sich
vermuten, daß er manche um
vollendete Werke des Vaters
fertig gemalt hat. Das wären die
Bilder, die man gelegentlich als
Werke des Alten ansprechen
möchte, die aber in Farbe und
Ausführung doch den Jungen
ankündigen. An ein Zusammen'
arbeiten ist deshalb nicht zu
denken, weil der zweite Peeter
(geboren 1564) noch zu jung
war, als der erste starb (1569).

Ein Werk, vom alten Peeter
Brueghel verhältnismäßig unab'
hängig, liegt in dem Bildchen bei Klarwill
vor. Gegen seine Echtheit läßt sich nicht
das mindeste einwenden. Alte Technik
vom Eichenbrettchen und weißem Grunde
bis in alle Schichten, die man unter'
scheiden kann. Eine doppelte Signatur
wird links unten bemerkt. Sie wieder'
holt zweimal: „P • BREVGHEL • 1634 •“
(Die Punkte in halber Höhe der Buch'
staben. Daß diese zwei Schriftzeilen nicht

modern sind, scheint mir außer jedem
Zweifel zu stehen nach dem Duktus
und nach dem innigen Zusammenhänge
mit der übrigen Malerei. Auch die
Schreibweise des Namens kann beim
jüngeren Peeter Brueghel nicht be'
fremden. Wozu aber dann die doppelte

Bezeichnung? Ein ähnlicher Fall kommt
bei einem Al. Keirincx in der Köpern
hagener Galerie vor. Was man zunächst
meint, von vorneherein annehmen zu
sollen, wäre, daß eine der Signaturen
später aufgesetzt wurde. Aber das wäre
gewiß voreilig und vorurteilsvoll. Man
hat nun die Wahl, anzunehmen, daß
das Bild noch zu des Künstlers Zeiten
sehr tief im Rahmenfalz gesteckt hat.
 
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