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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 2
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Aus der Sammlung Rivoire in Puteaux
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0058

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Nr. 2.

BLATTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Stückchen vom eigenen Kopfe Roybets.
Es folgen Jules Lefebre, der Maler, der
Stecher Waltner, die Landschaftsmaler
Bouchor und Guillemet, dann der
„Astronom“, zu dem Doctor Laffont
Modell gestanden hat, obwohl ihn der
motus siderum wenig bekümmert. Nach

Chaplin: Mädchen mit Vogelnest (Kollektion Fritz
Rivoire in Puteaux).

rechts hin sieht man noch den Maler
Cormon, Herrn Kommissär Pretet und
den Landschaftsmaler Franc Lamy. Sig-
niert ist die große Tafel mit „f Roybet
1898“.*) Der Besitzer des Bildes weiß
manches vom Maler und seiner her-
vorragenden Sammlung alter Kostüme

*) Das Gemälde mißt 212 in der Breite
und i-75 in der Höhe. Das Holz wurde
vom Künstler eigens aus den Niederlanden

zu erzählen, die auch für das Bild mit
dem Astronomen von Belang war.

Herr Rivoire besitzt noch zwei
weitere Werke von Roybet, in denen
die alten Trachten aus dem XVII. Jahr-
hundert in gepflegter Weise wieder-
gegeben sind, das eine mit zwei Karten-
spielern „le mauvais jeu“ und einem
Ratgeber, einem wohl nicht beeideten
„Kibitz“, das zweite mit einem Alten
im Wirtshause, der auf ein schäkerndes
Paar hinblickt („Au Cabaret“). Diese
zwei kleineren Bilder sind nach Angabe
des Besitzers 1891 und 1890 gemalt.

Unter den Künstlern, die auf
Roybets Astronomenbild Vorkommen,
sind einige, von denen man Arbeiten
in Rivoires Sammlung vorfindet. Jean
Paul Laurens ist da mit einem Ge-
lehrten vertreten („Un savant“), Juana
Romani durch eine Magdalena, die
ein Astkreuz betrachtet (lebensgroße,
fast ganze Figur). Das Bild des Jean
Paul Laurens zeichnet sich durch ge-
schickt wiedergegebene Lichtwirkung
aus. Der Gelehrte, in einem Lehnstuhl
vor einem Tisch mit aufgeschlagenen
Folianten sitzend, kehrt dem licht-
spendenden Fenster den Rücken zu.
Nur seine rechte Hand wird direkt vom
einfallenden Licht getroffen. Sein Ge-
sicht und die aufgestützte Linke er-
scheinen in zurückgeworfenem Licht,
das von den hellen Blättern der großen
Bücher herkommt. Gut beleuchtete
und farbig gesehene Bilder sind auch
zwei Werke von Bail, eines mit einem
Küchenmädchen (ungefähr 1897 gemalt)
und ein zweites mit einem Küchen-
jungen, der das Spiel einer Katze be-
lächelt (dieses Bild stammt aus einer
anderen Zeit; keines ist datiert). Eine
Orientalin von Benjamin Constant
ist gewiß hervorzuheben. Chaplins
Mädchen mit dem Vogelnest wird an-
bezogen. 1900 war das Gemälde in der Pariser
Weltausstellung zu sehen. Eine Abbildung
erschien im Februar 1903 im „L’oeuvre d’art".
 
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