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Nr. 2.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Hofmaler Johann Heinrich Schmidt
(geh. 1749 in Hildburghausen, gest. 1829
in Dresden) in Paris gemalt worden.
Für die Echtheit der Bilder spricht
außer den künstlerischen Qualitäten
der Umstand, daß sie bis zum Über-
gang in meine Sammlung ununter-
brochen in der zurückgezogen lebenden
Familie des Künstlers verwahrt worden,
somit selten einem Fremden zugängig
gewesen sind, wie auch ferner das eigen-
händige, noch erhaltene Verzeichnis
des Künstlers über seine in Paris am
französischen Hofe gemalten Porträts.'1')
Eine Anfrage beim Conservateur
du Musee de Versailles ergab, daß in
Versailles keine Bilder von Joh.
Heinr. Schmidt sich befinden
und daß dort auch kein be-
zeichnetes Bild dieses Meisters
in Paris bekannt sei. Und doch
unterliegt es keinem Zweifel,
daß sich noch eine große Reihe
Porträts von Schmidts Hand in
Paris und Frankreich befinden
müssen, denn ein noch bestehen-
des Verzeichnis spricht von
nahezu 117 Bildnissen, die er von
1771 bis 1773 am französischen
Hofe gemalt hat. Ein zweites
Mal ist er 1774 und ein drittes
Mal 1801 in Frankreich gewesen;
wenigstens lauten die noch er-
haltenen Pässe so.
Ob meine zwei Bilder nur
als Vorlagen zu größeren Por-
träts gedient haben, wogegen
aber ihre sorgfältige Ausführung,
wenigstens die des Marie An-
toinetteschen Bildes sprechen
möchte, wieso sie wieder in die
Hand des Künstlers gelangt sind,
entzieht sich der augenblicklichen
Beurteilung. Wahrscheinlich ist
es so gewesen, daß dem Künstler,
der schon am Hofe Louis XV.,
wie auch dann unter Louis XVI.
ein Lieblingsporträtist der vor-
nehmen französischen Welt war,
bei irgendwelcher passenden Ver-
anlassung sich rasche Gelegen-
heit bot, die beiden hohen Herr-
schaften bildlich für sich, im Hinblick
auf weitere Möglichkeiten, festzuhalten
*) In diesem Schmidtschen „Verzeichnis
der Porträts, die ich am französischen Hofe
von 1771 bis 1773 gemacht habe“ stehen zu
Anfang:
„1. den jetzigen König Louis XVI. als
Dauphin“,
„2. die Königin als Dauphine“.
Joh. Heinr. Schmidt: Bildnis der Dauphine Marie Antoinette
(Sammlung Arndt in Oberwartha).
Nr. 2.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Hofmaler Johann Heinrich Schmidt
(geh. 1749 in Hildburghausen, gest. 1829
in Dresden) in Paris gemalt worden.
Für die Echtheit der Bilder spricht
außer den künstlerischen Qualitäten
der Umstand, daß sie bis zum Über-
gang in meine Sammlung ununter-
brochen in der zurückgezogen lebenden
Familie des Künstlers verwahrt worden,
somit selten einem Fremden zugängig
gewesen sind, wie auch ferner das eigen-
händige, noch erhaltene Verzeichnis
des Künstlers über seine in Paris am
französischen Hofe gemalten Porträts.'1')
Eine Anfrage beim Conservateur
du Musee de Versailles ergab, daß in
Versailles keine Bilder von Joh.
Heinr. Schmidt sich befinden
und daß dort auch kein be-
zeichnetes Bild dieses Meisters
in Paris bekannt sei. Und doch
unterliegt es keinem Zweifel,
daß sich noch eine große Reihe
Porträts von Schmidts Hand in
Paris und Frankreich befinden
müssen, denn ein noch bestehen-
des Verzeichnis spricht von
nahezu 117 Bildnissen, die er von
1771 bis 1773 am französischen
Hofe gemalt hat. Ein zweites
Mal ist er 1774 und ein drittes
Mal 1801 in Frankreich gewesen;
wenigstens lauten die noch er-
haltenen Pässe so.
Ob meine zwei Bilder nur
als Vorlagen zu größeren Por-
träts gedient haben, wogegen
aber ihre sorgfältige Ausführung,
wenigstens die des Marie An-
toinetteschen Bildes sprechen
möchte, wieso sie wieder in die
Hand des Künstlers gelangt sind,
entzieht sich der augenblicklichen
Beurteilung. Wahrscheinlich ist
es so gewesen, daß dem Künstler,
der schon am Hofe Louis XV.,
wie auch dann unter Louis XVI.
ein Lieblingsporträtist der vor-
nehmen französischen Welt war,
bei irgendwelcher passenden Ver-
anlassung sich rasche Gelegen-
heit bot, die beiden hohen Herr-
schaften bildlich für sich, im Hinblick
auf weitere Möglichkeiten, festzuhalten
*) In diesem Schmidtschen „Verzeichnis
der Porträts, die ich am französischen Hofe
von 1771 bis 1773 gemacht habe“ stehen zu
Anfang:
„1. den jetzigen König Louis XVI. als
Dauphin“,
„2. die Königin als Dauphine“.
Joh. Heinr. Schmidt: Bildnis der Dauphine Marie Antoinette
(Sammlung Arndt in Oberwartha).