Nr. 3.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
59
Bonifazio de Pitati: Madonna, durch Engel verehrt. (Wien, Sammlung des Herrn kais. Rats Max Gerstle.)
wegs als Autor nennen will, so meine ich
doch auf die Gruppe des Bonifazioanhangs
hinweisen zu dürfen. Das Bild der Sammlung
Gerstle zeigt ganz deutlich die Gesichtstypen,
dem Schon, links den heiligen Hieronymus und den
Johannesknaben, der das Lamm hält. Das Bild ist als
Bonifazio katalogisiert. In der Magdeburger Galerie
dürfte der angebliche Jacopo Bassano: Heilige Familie
und Magdalena, dem Polidoro zufallen, (Berliner Ka-
talog von 1883 und „Verzeichnis der im Vorrat der
[Berliner] Galerie befindlichen sowie der an andere
Museen abgegebenen Gemälde". Berlin 1886, S. 147,
Nr. 317.) — Die in versteckten Privatsammlungen be-
findlichen Bonifazios, die wirklichen und vermeint-
lichen alle kritisch durchzunehmen, wäre eine beson-
dere Aufgabe. Die wichtigsten Werke, besonders die
in Wien und Venedig, sind durch G. Morelli und
G. Ludwig besprochen worden. Bemerkungen zu diesen
Bildern konnten auch durch mich selbst beigebracht
werden im Repertorium für Kunstwissenschaft, in
der Chronique des arts et de la curiosite (1886, S. 277)
und in der Geschichte der Wiener Gemäldesamm-
lungen. Noch gar nicht beachtet ist der Umstand, dal!
Bilder aus der Bonifaziogruppe auch in den nieder-
ländischen Versteigerungen des XVIII. Jahrhunderts
vorgekommen sind. Als Beispiele notiere ich nur eine
Geburt Christi 1735 im Haag und 1738 in Brüssel ein
Urteil des Paris (Hoets Katalogsammlung. I. S. 445
und 533).
die Baumkronen, die Vordergrundspflanzen,
wie sie bei dieser Gruppe nicht selten Vor-
kommen. Die Findung des Moses in der Brera
zu Mailand sei beispielsweise zur Vergleichung
herangezogen als Werk des Bonifazio de Pi-
tati*). Man möge ferner die viel schwächeren
Schulbilder mit der Findung Mosis beachten,
die sich in Dresden und in der Wiener Aka-
demie befinden. **) Für das Wiener Bild mit
der Findung Mosis wird eine Mitarbeiter-
schaft des Polidoro da Lanzano anzunehmen
sein; denn eine nahe Stil Verwandtschaft mit
dem leidlich gut beglaubigten Bilde (heilige
Familie) der kaiserlichen Galerie zu Wienf)
und dem durch Boschini ihm zugeschriebenen
*) Photographiert von Montabone (Nr. 339) und
von Brogi (Nr. 2597).
**) Hierzu Woermanns Katalog der Dresdener
Galerie und Frimmel: Geschichte der Wiener Ge-
mäldesammlungen, IV. Kapitel, S. 20 und 132 sowie
G. Ludwig a. a. O., wo die zwei Findungen des Moses
abgebildet sind.
Über diesen Frimmel: Geschichte der Wiener
Gemäldesammlungen. I. 4.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
59
Bonifazio de Pitati: Madonna, durch Engel verehrt. (Wien, Sammlung des Herrn kais. Rats Max Gerstle.)
wegs als Autor nennen will, so meine ich
doch auf die Gruppe des Bonifazioanhangs
hinweisen zu dürfen. Das Bild der Sammlung
Gerstle zeigt ganz deutlich die Gesichtstypen,
dem Schon, links den heiligen Hieronymus und den
Johannesknaben, der das Lamm hält. Das Bild ist als
Bonifazio katalogisiert. In der Magdeburger Galerie
dürfte der angebliche Jacopo Bassano: Heilige Familie
und Magdalena, dem Polidoro zufallen, (Berliner Ka-
talog von 1883 und „Verzeichnis der im Vorrat der
[Berliner] Galerie befindlichen sowie der an andere
Museen abgegebenen Gemälde". Berlin 1886, S. 147,
Nr. 317.) — Die in versteckten Privatsammlungen be-
findlichen Bonifazios, die wirklichen und vermeint-
lichen alle kritisch durchzunehmen, wäre eine beson-
dere Aufgabe. Die wichtigsten Werke, besonders die
in Wien und Venedig, sind durch G. Morelli und
G. Ludwig besprochen worden. Bemerkungen zu diesen
Bildern konnten auch durch mich selbst beigebracht
werden im Repertorium für Kunstwissenschaft, in
der Chronique des arts et de la curiosite (1886, S. 277)
und in der Geschichte der Wiener Gemäldesamm-
lungen. Noch gar nicht beachtet ist der Umstand, dal!
Bilder aus der Bonifaziogruppe auch in den nieder-
ländischen Versteigerungen des XVIII. Jahrhunderts
vorgekommen sind. Als Beispiele notiere ich nur eine
Geburt Christi 1735 im Haag und 1738 in Brüssel ein
Urteil des Paris (Hoets Katalogsammlung. I. S. 445
und 533).
die Baumkronen, die Vordergrundspflanzen,
wie sie bei dieser Gruppe nicht selten Vor-
kommen. Die Findung des Moses in der Brera
zu Mailand sei beispielsweise zur Vergleichung
herangezogen als Werk des Bonifazio de Pi-
tati*). Man möge ferner die viel schwächeren
Schulbilder mit der Findung Mosis beachten,
die sich in Dresden und in der Wiener Aka-
demie befinden. **) Für das Wiener Bild mit
der Findung Mosis wird eine Mitarbeiter-
schaft des Polidoro da Lanzano anzunehmen
sein; denn eine nahe Stil Verwandtschaft mit
dem leidlich gut beglaubigten Bilde (heilige
Familie) der kaiserlichen Galerie zu Wienf)
und dem durch Boschini ihm zugeschriebenen
*) Photographiert von Montabone (Nr. 339) und
von Brogi (Nr. 2597).
**) Hierzu Woermanns Katalog der Dresdener
Galerie und Frimmel: Geschichte der Wiener Ge-
mäldesammlungen, IV. Kapitel, S. 20 und 132 sowie
G. Ludwig a. a. O., wo die zwei Findungen des Moses
abgebildet sind.
Über diesen Frimmel: Geschichte der Wiener
Gemäldesammlungen. I. 4.