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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 3
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Ein Werk aus der Bonifazio-Gruppe in der Sammlung Gerstle zu Wien
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Das signierte Werk des Jacob Isaaksz van Swanenburgh in der Galerie zu Kopenhagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0084

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6o

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3.

Gemälde (Ausgießung des heil. Geistes) in
Venedig-1') läßt sich nicht abstreiten.

Die Madonna mit den zwei Engeln in
der Sammlung Gerstle steht aber bei aller
Verwandschaft mit Polidoro doch höher, als
dieser, wenn auch schätzbare doch gewiß
nicht gerade eminente Venezianer, Das frag'
liehe Bild steht dem guten Bonifazio de
Pitati, wenn dieser der Schöpfer der besten
Bilder aus der Gruppe sein sollte, viel näher
als dem minderen Polidoro da Lanzano. Zur
Vergleichung bilde ich einen Ausschnitt aus
Bonifazios Findung Mosis ab, aus dem viel-
bewunderten Bilde der Brera in Mailand.

Die Bonifaziogruppe folgt im allgemeinen
der Tizianschen Weise, und dieser ganz all-
gemeine tiziansche Charakter, der auch dem
Bild bei Gerstle anhaftet, mag ehedem dazu
Anlaß gegeben haben, das Bild als Werk des
großen Cadoriners zu führen und stechen zu-
lassen.

gestattet, das einzige signierte Bild von Jacob
Isaaksz van Swanenburgh, das man bis heute
kennt, in Abbildung zu veröffentlichen. Ich
will nicht versäumen, vor allem für das freund-
liche Entgegenkommen der Galeriedirektion
meinen besten Dank zu sagen. Schon im
vorigen Jahre hatte ich mich um die Ab-
bildung beworben; sie wurde auch bald ge-
sendet, doch haben Hindernisse privater Natur
die Besprechung des Bildes verzögert.

Da erschien vor nicht langer Zeit ein
Artikel über unseren Swanenburgh in der
„Chronique des arts et de la curiosite“*), der
nun das Hervorsuchen des Bildes beschleu-
nigt. Beschrieben ist es
schon im vorzüglichen
Galerie-Katalog von Dr.
Karl Madsen. Dort ist
auch die Inschrift
„1628
IACOMO
SWANEN
BVRGH“

mitgeteilt. Erwähnungen
des Bildes sind verstreut
in der Literatur über
Rembrandt — Swanen-
burgh war doch Rem-
brandts erster Lehrer
gewesen — und in den
Handbüchern für Ge-
schichte der Malerei. Es
handelt sich jedoch heute
nicht um eine Abhand-
lung über Swanenburgh,
sondern nur darum, den
Lesern dieser Blätter die
Abbildung vorzuführen,
festzustellen, daß das Bild
wirklich in Kopenhagen
(nicht in Stockholm, wie
es gelegentlich heißt) zu finden ist, und die Ver-
mutung zu äußern, daß ein angeblicher Dirk
van Delen in der Galerie zu Augsburg ebenfalls
ein Werk des J. I. van Swanenburg sei. Das
Bild in Augsburg zeigt eine Darstellung, die
der auf dem Kopenhagener Gemälde sehr ver-
wandt ist.**) Von der Benennung Dirk van

DAS SIGNIERTE WERK DES
JACOB ISAAKSZ VAN SWANEN-
BURGH IN DER GALERIE ZU
KOPENHAGEN.

Die Leitung der königlichen Galerie zu
Kopenhagen erweist, so meine ich, der Wissen^
schaft einen dankenswerten Dienst, indem sie

*) Hierzu Ludwig a. a. O.

*) 1905, S. 53 ff** mit Benützung der älteren An-
gaben in den Schriften der königlichen Akademie
zu Neapel (Atti della Reale Accademica di Napoli
XXIV. Bd„ p. 490ff.) und eines Artikels von Dr. A. H. L.
Hensen in der Leydener Zeitschrift „De Katholiek“
(CXXVII. Bd., S, 1 ff.).

**) Katalog, alt Nr. 513, neu Nr. 650. Die Mono-
grammierung und Datierung des Bildes in Augsburg
ist höchst unsicher, daher auch von der Monogram-
mentafel der älteren Kataloge übergangen. Ich konnte
kaum Reste einer Jahreszahl unterscheiden und von
den Buchstaben DD, die daneben stehen sollen, gar
nichts. Freilich war die Beleuchtung eben nicht
günstig.
 
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