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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0086

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62

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3.

tig durchstudiert, besonders in ästhetischer,
auch in kunstgeschichtlicher Beziehung; die
Verlagshandlung hat das Werk mit vielen
Abbildungen ausgestattet und für guten Druck
und manche andere glänzende Äußerlichkeit
Sorge getragen. Eine kurze Einleitung gibt

(nach Botteon) die wenigen sicheren Daten,
die man von Cimas Leben hat. Der Künstler
ist 1459 oder 1460 geboren, hieß Giambattista
und hat den Beinamen Cima von seinen Vor-
fahren, die in Conegliano „Cimatori“ (Tuch-
scherer) waren. 1484 Tod des Vaters. 1488

vorübergehende Tätigkeit in Vicenza. 1489
noch in Conegliano nachweisbar. 1492 in Ve-
nedig seßhaft. Bleibt, Reisen ausgenommen, in
Venedig bis August 1516. Dann wieder Cone-
gliano. Dort dürfte er 1517 oder 1518 gestorben
sein. Den Hauptbestandteil des Buches bildet
die eingehende Besprechung
der Werke Cimas in zeitlicher
Reihenfolge. Die Madonna in
der Weinlaube von 1489 macht
den Anfang. Burckhardt nimmt
Anlaß, in diesem Abschnitt
auch die Vermutung zu äußern,
daß Bartolomeo Montagna
Cimas erster und bedeutend-
ster Lehrer gewesen. Nun folgt
das Dombild in Conegliano
von 1493'*'). — In Conegliano
beim Dom befindet sich eine
kleine Scuola, („Scuola dei bat-
tudi“), ein Bruderschaftsraum
der mit Wandmalereien ge-
schmückt war. Manches ist
noch erhalten gewesen, als ich
in den 1890er Jahren dort war.
Und nach den Resten notierte
ich mir, diese Wandmalereien
seien aus der Zeit und Rich-
tung des Cima. Zwei Chri-
stusgesichter an der Straßen-
wand des Raumes hatten ganz
besonders die Weise des Malers
verraten, der wohl, wie für
den Dom selbst, so auch für
den Bruderschaftsraum dabei
gearbeitet hat. Das Dombild
ist ja doch im Auftrag dieser
Scuola von Cima gemalt wor-
den. Vielleicht hängt diese Ar-
beit, die Cima übrigens gar
nicht in der ganzen Ausdeh-
nung eigenhändig gemacht ha-
ben muß, mit dem Geschenk
zusammen, das er der Scuola
versprochen hatte. (Urkunde
vom Januar 1492, mitgeteilt bei
Botteon S. 196 ff. — „promisit
facereunum donum dictescole".)

*) Von der Inschrift des Bildes
war vor einigen Jahren nur mehr
folgendes wirklich leserlich:
„Clariss . .. ac equestris ordinis uiri
francisci

quadr. uij ductu: auspicio . . hec“

Alles übrige unklar. Bei Bot-
teon (S. 90) eine alte Abschrift von 1772. Botteon teilt
auch interessante Einzelheiten über den jeweiligen
Zutand des Bildes und über die Restaurierungen mit.
1774 war es schon stark mitgenommen, und an vielen
Stellen blickte der weiße Grund durch. In den 1830er
Jahren restaurierte und übermalte es Barbini mit so
wenig Erfolg, daß schon 1857 wieder eine sogenannte
Wiederherstellung vorgenommen werden mußte.

Cima da Conegliano: Madonna mit dem Erzengel Michael und dem Hei-
ligen Andreas. — Galerie zu Parma (Klischee aus R. Burckhardt: Cima
da Conegliano. — Leipzig, Karl W. Hiersemann.)
 
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