Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

DOI issue:
Heft 3
DOI article:
Aus der Literatur
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0087

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 3.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

63

Wie sich die Angelegenheit dieses Geschenkes,
das ursprünglich als Preisermäßigung gedacht
war, weiter entwickelt hat, ist aus den bisher
gedruckten Urkunden nicht zu entnehmen.

Die Bilder in Santa Maria dell’ orto zu
Venedig und einige weitere Werke geben
Burckhardt Gelegenheit, über das landschaft-
liehe Element in Cimas Werken zu sprechen,
und auch spätere Arbeiten Cimas werden mit
diesen oder jenen anregenden Bemerkungen
versehen. Burckhardt gibt jedesmal eine Ärt
Beschreibung, ästhetische Würdigung und die
Herkunft des Bildes, soweit sie zu ermitteln
ist. Manche werden es vermissen, daß keine
Angaben über die Inschriften gemacht werden
und daß die Abbildungen, z. B. die alten Stiche
nicht zusammengestellt sind. In eingehender
Weise erörtert Burckhardt sodann „Cimas
Werden“ und „Cimas Wesen“ sowie die Be-
deutung des Malers für die Kunstgeschichte
Venedigs. Ein Verzeichnis der Werke Cimas,
nach Aufbewahrungsorten zusammengestellt,
ist willkommen. Dann folgen mehrere Exkurse,
deren letzter von Pasqualinus Venetus
handelt.

Als Probe einer Abbildung habe ich die
nach dem großen Altarbilde in der Galerie
zu Parma gewählt, weil dieses Bild eine Figur
enthält, die nahezu gleichlautend auf dem
großen Cima der Wiener Akademie wieder-
kehrt. Es ist der heilige Andreas rechts im Ge-
mälde. Auf eine gewisse Verwandtschaft, nicht
Übereinstimmung mit einer Figur des Thomas^
bildes in London scheint dagegen Burckhardt
einiges Gewicht zu legen (S. 48 und 55).

In der neuen Monographie über Cima
liegt eine Arbeit vor, deren Nützlichkeit in
die Augen springt; auch wenn dadurch die
ältere Arbeit von Botteon und Aliprandi für
die Forschung nicht überflüssig gemacht
worden ist. Zur raschen Übersicht über die
erhaltenen Bilder des Cima ist das neue Buch
vorzüglich geeignet, wozu auch die zahl-
reichen Abbildungen vieles beitragen.

Karl Chytil „Die Kunst in Prag zur
Zeit Rudolf II.“ (herausgegeben vom kunst-
gewerblichen Museum der Handels- und Ge-
werbekammer in Prag 1904, 8").

Vor Jahren hat A. v. Perger in bezug
auf die Geschichte der rudolfinischen Kunst-
kammer in Prag Bahn gebrochen durch die
Veröffentlichung alter Inventare. Venturi, Hg
und Jos. Neuwirth haben dann weitergebaut,
so Hg z. B. durch den Vortrag über Kaiser
Rudolf II. als Kunstfreund und Neuwirth
durch „Rudolf II. als Dürersammler“ (Wien,
1893). Da sie freundlich als brauchbar aner-
kannt wurden, darf ich wohl auch meine
eigenen Bemühungen um die Angelegenheit

erwähnen. Sie sind hauptsächlich in dem
Kapitel über die Gemälde Rudolfs II. verar-
beitet worden, wie es in der „Geschichte der
Wiener Gemäldesammlungen“ (S. 99 ff.) 1899
erschienen ist. Olof Granbergs Arbeiten sind
für den Gegenstand von Bedeutung, nicht
zuletzt die Monographie „Om Kejsar Ru-
dolf II: s Konstkammare. . . (Stockholm
1902). H. Modern hat das Thema auf Grund-
lage eingehender Forschungen gelegentlich
gestreift, desgleichen Ed. Chmelarz, Dr. K.
Buchwald und noch andere. An die Reihe
dieser Namen schließt sich nun K. Chytil an,
der in dem neuen Buche eine Übersicht über
das Kunstleben am Hofe Kaiser Rudolf II. zu
Prag zusammenstellt und durch zahlreiche
Abbildungen anschaulich macht. Plastik, Ma-
lerei, Kleinkunst verschiedenster Art werden
berücksichtigt und aus der Reihe der Künstler,
die irgendwie mit Prag zur Zeit Rudolfs II.
zusammenhingen, dürften nur wenige über-
gangen oder übersehen sein. Eberhard
Siemer, der in die Gruppe gehört, obwohl
er in den Listen nicht unter den Hofkünst-
lern genannt wird, wäre vielleicht zu berück-
sichtigen gewesen. In der Sammlung des
Monsignore Techet zu Graz fand sich ein sig-
niertes Kalligraphiebuch aus dem Jahre 1606
von diesem E. Siemer.*) Aus dem Inhalt
geht unzweifelhaft hervor, daß es für Kaiser
Rudolf II. gemalt ist, doch war es 1629
schon in anderem Besitz. Ein Vermerk, den
ich rasch notiert habe, sagt: 1629 H. Stain ..
d. Elter von Wissendal so von Kay(serlichem)
Adel und dem löblichen Hauss zu Öster-
reich Hoffdiener zugehörig“. Zierwerk und
Schrift sind vorzüglich geraten, weniger die
figürlichen Beigaben. Das Büchlein ist mir
außer Sicht gekommen, sonst würde ich es
eingehend beschreiben.

Manche Bemerkungen in Chytils Buch
zum Wurzelbauer brunnen, zu Adriaen deVries,
Paul van Vianen**) Kaspar Lehmann, Jobst
Burgi und anderen Plastikern oder Kunst-
gewerblern seien hier nur en passant er-
wähnt, wogegen für die Gemäldekunde her-
vorzuheben ist, daß auch die rudolfinischen
Maler und Stecher in Chytils Buch durch
Wort und Abbildung Berücksichtigung finden,
wenngleich der Autor gerade auf diese Künstler-
gruppe weniger als auf Kunstgewerbler ge-
achtet hat. Die Abbildungen nehmen nur auf
Eg. Sadeler, B. Spranger, Hans v. Aachen und
Petrus Stefani Bezug. Nicht unerwünscht ist
die Mitteilung des Porträts von Ottavio Strada,

*) Vgl. Mitteilungen des Osterreichichen Mu-
seums für Kunst und Industrie. März 1893.

**) In bezug auf Vianen sei nebstbei bemerkt, dail
das Stift Heiligenkreuz interessante alte Gipsabgüsse
nach Arbeiten des Vianen besitzt.
 
Annotationen