Nr. 3.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
65
aber eine Anzahl von Bildern der neueren
Abteilung durch Beschluß der Generaldirektion
der Königl. Sammlungen zur leihweisen und
widerruflichen Abgabe an den Kunstverein in
Plauen und an die Kunsthütte in Chemnitz,
beziehungsweise an das dort zu erricli-
tende Neue Museum bestimmt worden
sind. Nachdem nun, von Dresdner Gebäu-
den abgesehen, auch noch die Städte Dö-
beln, Mylau und Waldheim, ihren seit
Jahren wiederholten Anträgen entsprechend,
mit einigen Bildern für ihre Rathäuser leih'
weise bedacht worden sind, konnten Gesuche
jüngeren Datums nicht mehr berücksichtigt
werden, wie eine weitere Abgabe von Galerie-
bildern jetzt überhaupt auf Jahre hinaus nicht
mehr in Aussicht genommen werden kann.“
Über die Erwerbungen aus den ersten
Monaten des laufenden Jahres schreibt Woer-
mann : „Unter den älteren Ölgemälden sind zu-
nächst die beiden prächtigen, 1514 von der
Hand Lukas Cranachs d. Ä. ausgeführten
lebensgroßen Bildnisse hervorzuheben, die Her-
zog Heinrich den Frommen und seine Ge-
mahlin Katharina von Mecklenburg in ganzen
Gestalten vor schwarzem Grunde darstellen.
Die hohen jungen Ehegatten, die 1512 Hoch-
zeit gemacht hatten, sind in reichster, mit
echtem Gold durchzogener Zeittracht wieder-
gegeben. Der Herzog im Pluderanzug trägt
einen Federblumenkranz und ist im Be-
griffe, sein Schwert zu ziehen. Die Herzogin
im Kleide von rotem Sammet und Goldbrokat
legt die beringten Hände vorn übereinander.
Hinter dem Herzog fletscht ein großer weißer
Hund die Zähne. Vor der Herzogin steht ihr
langhariges, hinten geschorenes weißes Hünd-
chen. Diese berühmten Bilder, die zu den be-
sten eigenhändigen Werken des Almeisters
der sächsischen Kunst gehören, sind uns Dresd-
nern freilich gute alte Bekannte. Befanden sie
sich doch bis vor einigen Wochen in unserem
Königl. historischen Museum, und gehörten
sie doch 1899 zu den Zierden unserer Cranach-
Ausstellung. Ihre Verpflanzung vom Histori-
schen Museum in den Bau Sempers aber, die
nach freundschaftlicher Vereinbarung zwi-
schen den Direktoren der beiden Sammlungen
von der Generaldirektion der Königl. Samm-
lungen genehmigt wurde, wird sie vielen
Dresdnern doch in neuem Lichte, ja gewisser-
maßen als neue Erwerbungen erscheinen lassen;
und die Kunstfreunde Dresdens und aller Län-
der werden es Herrn Direktor Koetschau Dank
wissen, daß er freudig und überzeugt die
Hand dazu geboten hat, die besten Bilder
des älteren Cranach, die Dresden besitzt, an
dem Orte unterzubringen, wo sie in gutem
Lichte und in ebenbürtiger Gesellschaft von
weit zahlreicheren Besuchern gewürdigt wer-
den können, als an ihrem bisherigen Platze,
so ehrenvoll dieser an sich war. Die Bilder
sind in dem Zimmer des Holbeinschen Morett,
des feinen kleinen van Eyckschen Altars und
des großen Dürerschen Altars aufgestellt wor-
den, dessen Eigenhändigkeit neuerdings von
geschätzter Seite, abr doch auch nur von dieser
einen Seite, unserer Überzeugung nach mit
Unrecht bezweifelt worden ist. Jedenfalls sind
in diesem Raume jetzt die besten Werke
Dürers, Holbeins und Cranachs, die unsere
Galerie besitzt, vereinigt worden.
Durch Ankauf aus Staatsmitteln aber
gelangte die Dresdner Galerie vor kurzem in
den Besitz einer großen Landschaft des
Rembrandt-Schülers Philips Köninck. Das
mächtige Bild, das im Kabinett 10 des ersten
Obergeschosses Platz gefunden hat, stellt einen
Blick von bebauten Dünenhöhen über die
weite, von schimmernden Wasserarmen durch-
zogene Ebene dar, über welche die Schatten
der am Himmel dahinziehenden Wolken
ein eigenartiges, wechselndes Helldunkel ver-
breiten.
In der Mitte zwischen diesen älteren und
den neuerworbenen neueren Bildern steht
eine Folge von 14 Miniaturbildchen, die
ein dankenswertes Vermächtnis des am 4. Fe-
bruar d. J. verstorbenen Fräuleins Ottilie
Kriebel bilden. Wenn die Künstler dieser Bild-
chen, die der Wende des XVIII. zum XIX. Jahr-
hundert angehören, auch schwer zu nennen
sind — einige von ihnen scheinen von der
Hand Chr. Gottl. Dolsts (1740 bis 1814) herzu-
rühren —, so erregen sie doch schon wegen
der Persönlichkeiten Interesse, die sie dar-
stellen. Eines stellt den Prinz-Regenten Franz
Xaver von Sachsen, eines die Kurfürstin von
Maria Antonie, Prinzessin von Bayern, dar,
nicht weniger als sieben von ihnen aber ver-
gegenwärtigen uns Friedrich August den Ge-
rechten in verschiedenen Lebensaltern und in
den Uniformen verschiedener seiner Regimen-
ter. Auch veranschaulichen diese kleinen Kunst-
werke, die im Miniaturenfach D des Kabinettes 22
im östlichen Erdgeschoß untergebracht werden
sollen, die verschiedenen Techniken, derer die
Miniaturenmaler jener Zeit sich bedienten.
Die meisten sind auf Elfenbein, einige in
Email auf Kupfer, eines von ihnen ist auf
Porzellan gemalt.
Die beiden bedeutenden Werke aber,
durch welche die Abteilung neuerer Bilder
dieser Tage bereichert worden ist, verdankt
die Galerie dem Akademischen Rat, der sie
aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung mit
einem Zuschuß aus Privathand erworben hat.
Beide rühren von keinem Geringeren als von
Adolf Menzel her. Das eine ist das 1891 ge-
malte feine kleine Gouachebild, das im Nach-
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
65
aber eine Anzahl von Bildern der neueren
Abteilung durch Beschluß der Generaldirektion
der Königl. Sammlungen zur leihweisen und
widerruflichen Abgabe an den Kunstverein in
Plauen und an die Kunsthütte in Chemnitz,
beziehungsweise an das dort zu erricli-
tende Neue Museum bestimmt worden
sind. Nachdem nun, von Dresdner Gebäu-
den abgesehen, auch noch die Städte Dö-
beln, Mylau und Waldheim, ihren seit
Jahren wiederholten Anträgen entsprechend,
mit einigen Bildern für ihre Rathäuser leih'
weise bedacht worden sind, konnten Gesuche
jüngeren Datums nicht mehr berücksichtigt
werden, wie eine weitere Abgabe von Galerie-
bildern jetzt überhaupt auf Jahre hinaus nicht
mehr in Aussicht genommen werden kann.“
Über die Erwerbungen aus den ersten
Monaten des laufenden Jahres schreibt Woer-
mann : „Unter den älteren Ölgemälden sind zu-
nächst die beiden prächtigen, 1514 von der
Hand Lukas Cranachs d. Ä. ausgeführten
lebensgroßen Bildnisse hervorzuheben, die Her-
zog Heinrich den Frommen und seine Ge-
mahlin Katharina von Mecklenburg in ganzen
Gestalten vor schwarzem Grunde darstellen.
Die hohen jungen Ehegatten, die 1512 Hoch-
zeit gemacht hatten, sind in reichster, mit
echtem Gold durchzogener Zeittracht wieder-
gegeben. Der Herzog im Pluderanzug trägt
einen Federblumenkranz und ist im Be-
griffe, sein Schwert zu ziehen. Die Herzogin
im Kleide von rotem Sammet und Goldbrokat
legt die beringten Hände vorn übereinander.
Hinter dem Herzog fletscht ein großer weißer
Hund die Zähne. Vor der Herzogin steht ihr
langhariges, hinten geschorenes weißes Hünd-
chen. Diese berühmten Bilder, die zu den be-
sten eigenhändigen Werken des Almeisters
der sächsischen Kunst gehören, sind uns Dresd-
nern freilich gute alte Bekannte. Befanden sie
sich doch bis vor einigen Wochen in unserem
Königl. historischen Museum, und gehörten
sie doch 1899 zu den Zierden unserer Cranach-
Ausstellung. Ihre Verpflanzung vom Histori-
schen Museum in den Bau Sempers aber, die
nach freundschaftlicher Vereinbarung zwi-
schen den Direktoren der beiden Sammlungen
von der Generaldirektion der Königl. Samm-
lungen genehmigt wurde, wird sie vielen
Dresdnern doch in neuem Lichte, ja gewisser-
maßen als neue Erwerbungen erscheinen lassen;
und die Kunstfreunde Dresdens und aller Län-
der werden es Herrn Direktor Koetschau Dank
wissen, daß er freudig und überzeugt die
Hand dazu geboten hat, die besten Bilder
des älteren Cranach, die Dresden besitzt, an
dem Orte unterzubringen, wo sie in gutem
Lichte und in ebenbürtiger Gesellschaft von
weit zahlreicheren Besuchern gewürdigt wer-
den können, als an ihrem bisherigen Platze,
so ehrenvoll dieser an sich war. Die Bilder
sind in dem Zimmer des Holbeinschen Morett,
des feinen kleinen van Eyckschen Altars und
des großen Dürerschen Altars aufgestellt wor-
den, dessen Eigenhändigkeit neuerdings von
geschätzter Seite, abr doch auch nur von dieser
einen Seite, unserer Überzeugung nach mit
Unrecht bezweifelt worden ist. Jedenfalls sind
in diesem Raume jetzt die besten Werke
Dürers, Holbeins und Cranachs, die unsere
Galerie besitzt, vereinigt worden.
Durch Ankauf aus Staatsmitteln aber
gelangte die Dresdner Galerie vor kurzem in
den Besitz einer großen Landschaft des
Rembrandt-Schülers Philips Köninck. Das
mächtige Bild, das im Kabinett 10 des ersten
Obergeschosses Platz gefunden hat, stellt einen
Blick von bebauten Dünenhöhen über die
weite, von schimmernden Wasserarmen durch-
zogene Ebene dar, über welche die Schatten
der am Himmel dahinziehenden Wolken
ein eigenartiges, wechselndes Helldunkel ver-
breiten.
In der Mitte zwischen diesen älteren und
den neuerworbenen neueren Bildern steht
eine Folge von 14 Miniaturbildchen, die
ein dankenswertes Vermächtnis des am 4. Fe-
bruar d. J. verstorbenen Fräuleins Ottilie
Kriebel bilden. Wenn die Künstler dieser Bild-
chen, die der Wende des XVIII. zum XIX. Jahr-
hundert angehören, auch schwer zu nennen
sind — einige von ihnen scheinen von der
Hand Chr. Gottl. Dolsts (1740 bis 1814) herzu-
rühren —, so erregen sie doch schon wegen
der Persönlichkeiten Interesse, die sie dar-
stellen. Eines stellt den Prinz-Regenten Franz
Xaver von Sachsen, eines die Kurfürstin von
Maria Antonie, Prinzessin von Bayern, dar,
nicht weniger als sieben von ihnen aber ver-
gegenwärtigen uns Friedrich August den Ge-
rechten in verschiedenen Lebensaltern und in
den Uniformen verschiedener seiner Regimen-
ter. Auch veranschaulichen diese kleinen Kunst-
werke, die im Miniaturenfach D des Kabinettes 22
im östlichen Erdgeschoß untergebracht werden
sollen, die verschiedenen Techniken, derer die
Miniaturenmaler jener Zeit sich bedienten.
Die meisten sind auf Elfenbein, einige in
Email auf Kupfer, eines von ihnen ist auf
Porzellan gemalt.
Die beiden bedeutenden Werke aber,
durch welche die Abteilung neuerer Bilder
dieser Tage bereichert worden ist, verdankt
die Galerie dem Akademischen Rat, der sie
aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung mit
einem Zuschuß aus Privathand erworben hat.
Beide rühren von keinem Geringeren als von
Adolf Menzel her. Das eine ist das 1891 ge-
malte feine kleine Gouachebild, das im Nach-