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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0091

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Nr. 3.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNOE.

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Notiz äußerlich ewas zu betonen. Solange das
Bild in dem ungünstigen Licht gehangen, das
man ihm in der bisherigen Aufstellung nur
hatte verschaffen können, war eine befrie-
digende photographische Aufnahme nahezu
ausgeschlossen. In dieser Beziehung dürfte
jetzt ein neues Zeitalter für das kostbare, in
vielen Richtungen höchst interessante Bild
anbrechen. Sollte der alte Firnis entfernt oder
aufgehellt werden, so kann auch die Wirkung
des eigenartigen Gemäldes noch sehr gewinnen.
Die Geschichte dieses Rembrandt, der aus dem
Jahre 1636 stammt, ist, soweit sie damals nur
irgendwie zugänglich war, in Heft III (S. 73 ff.)
der neuen Folge meiner kleinen Galeriestudien
zusammengestellt worden. *) Seitdem hat die
Durchforschung des gräflich Schönborn-Buch-
heimschen Archivs durch Herrn Archivar
Dr. Fritz Reeger bedeutende Fortschritte ge-
macht. Mußte mir Reeger 1896 noch erklären,
daß bis dahin über den Rembrandt nichts
Urkundliches gefunden war, so erfuhr ich vor
wenigen Jahren durch denselben Archivar, daß
sich unerwartete Funde ergeben haben. Der
große Rembrandt ist zu Zeiten des Fürst-
bischofs Friedrich Karl von Schönborn (dieser
starb 1746) in der Residenz zu Würzburg
gewesen. Ich hoffe nach einiger Zeit den Wort-
laut der Urkunde in der Beilage zu diesen
Blättern mitteilen zu können. Der wesentliche
Inhalt des Reegerschen Fundes stand vor
kurzem schon im „Frankfurter Generalan-
zeiger“ gedruckt (Nr. 119 vom 21. Mai 1905).
Wäre die Fabel von dem Auffinden des Schön-
bornschen Rembrandt unter alter Packlein-
wand in den 1850er Jahren nicht längst
schon widerlegt, so müßte der neue archi-
valische Fund die Sachlage nunmehr un-
zweifelhaft klar machen.

Eine verhältnismäßig große Abbildung
ist in Bode-Sedelmeyers Rembrandtwerk zu
finden. Wie nunmehr die Sache liegt, haben
wir wohl recht bald neue große und treffliche
photographische Aufnahmen der Rembrandt-
schen Leinwand zu erwarten.

Gent. Seit sechs Jahren besteht in Gent
eine Gesellschaft, die dahin wirkt, das Museum
mit alten Bildern zu bereichern. Unter den
Ankäufen aus dem Jahre 1904 befinden sich
zwei altholländische Bilder, und zwar eine
Kreuzigung von Jacob Cornelisz und eine
Kreuzabnahme von Cornelius Enghelbrechts.
Beide Gemälde stammen aus dem Dominikaner-
kloster in Gent, wohin sie während des pro-
testantischen Bildersturms gerettet worden
sein mögen (P. Bergmanns im „Bulletijn, uit-
gegeven door den nederlandschen oudheid-
kundigen Bond“ (VI. Jahr, Nr. 3).

*) Dort auch ein Lichtdruck nach diesem Bilde.

Hermannstadt. Vom 29. Juli bis 26. Au-
gust 1. J. veranstaltet der „Sebastian-Hann-
Verein“ in Hermannstadt eine Kunstaus-
stellung, die durch sehr zahlreiche Anmel-
dungen bereits gesichert ist. Dieselbe umfaßt
ausschließlich siebenbürgische Künstler, doch
hat man diesem Begriff eine so weite Deutung
gegeben, daß nicht bloß in Siebenbürgen woh-
nende, sondern auch auswärts tätige Künstler,
wenn sie nur aus Siebenbürgen stammen,
zugelassen sind, wie z. B. Professor K. Ziegler-
Posen und Hermann Giesel-Wien. (D. N.)

Leyden. Vor einiger Zeit wurde dem
Museum durch den Konservator J. C. Over-
voorde ein holländisches Triptychon aus dem
späten Mittelalter geliehen. Es stellt Christus
am Kreuz zwischen den zwei Schächern dar
(W. Martin im „Bulletijn uitgegeven door den
nederlandschen oudheidkundigen Bond“ VI,
S. 17 f.).

Linz a. d. Donau. Das Museum Fran-
cisco-Carolinum hat eine Farbenskizze: An-
betung durch die Könige, mit der Signatur
W. J. Kadorizi zum Geschenk erhalten (D. N.).

Paris. Der Louvre hat ein Hauptstück
aus der alten Schule von Avignon erworben
und zwar die Pietä aus dem Hospice de Ville-
neuve-les-Avignon. (Chronique des arts et de
la curiosite, S. 155.)

Unter dem Vorsitz von M. Dujardin-
Beaumetz hat eine Sitzung des Komitees statt-
gefunden, die auf die Feuersicherheit des
Louvre zu achten hat, worauf bei einem
Gang durch das Museum u. a. davon die
Rede war, die Wohnungen von Angestellten
im Louvregebäude aufzulassen und für die
gesamten Räume ausschließlich Warmwasser
zur Beheitzung einzuführen. Vor der Entfer-
nung des Ministere des Colonies seien aber
entscheidende Schritte unmöglich.

Prag-. Mitte Mai ist in feierlicher Weise
die Landesgalerie des Königreiches
Böhmen eröffnet worden. Diese neue Galerie
ist vorläufig im Kunstpavillon des Ausstel-
lungsgebäudes in Baumgarten untergebracht.
(Wiener Abendpost vom 15., 18. und 20. Mai

1905-)

Horn. Für die Staatssammlungen sind
Bilder von Cosimo Tura, M. Coltelini, Orto-
lano und anderen alten Meistern angekauft
worden (L’Arte 1905, S. 227).

Wien. Im Künstlerhause ist das
Kolossalgemälde von Adalbert Ritter von
Kossak und Hans Temple ausgestellt, das
Szenen des Schreckenstages von St. Peters-
burg (22. Jänner 1905) behandelt.

— „Kunst und Kunsthandwerk“ berichtet
über den Zuwachs zur Kaiserlichen Galerie
im Hofmuseum im Lauf des Jahres 1904. Es sind
WerkezunennenvonFr.Treml, Peter Krafft,
 
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