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Nr. 4.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Careno befinden. Die Abhandlung enthält
wertvolle Aufschlüsse über manchen bisher
verborgen gebliebenen kunstgeschichtlichen
Zusammenhang.
— Vor kurzem wurde versendet der: „Illu-
strated catalogue of a Loan collection ofPor-
traits of english historical personages who
died between 1625 and 1714. — Exhibited in
the Examination Schools, Oxford; April and
May 1905.“ Oxford 1905.
— Durch eine glückliche Gesprächswen-
dung wurde ich unlängst auf ein interessantes
Bildnis des berühmten Buchdruckers Johann
Thomas Edlen vonTrattner aufmerksam.
Es ist ein Gemälde von Josef Hickel*), das
*) Über Trattner geben die biographischen
Lexika und die Buchdruckergeschichte Wiens von
Dr. Anton Mayer Aufschluil. — Zur Literatur über
den viel zu wenig beachteten Porträtisten Josef
Hickel weise ich hin auf die alten Hof- und Staats-
schematismen von Wien, wo man über seinen Titel
und seine Wohnung am Salzgries nachlesen kann,
auf die alten Künstlerlexika von Dlabacz bis Nagler,
auf C. v. Wurzbachs biographisches Lexikon, auf Fr.
Nicolai: Beschreibung einer Reise ... im Jahre 1781
(IV, 516), Ed. v. Engerth: Katalog der kaiserlichen
Galerie zu Wien III. 27g (1777 handelte es sich,
nach den Akten im Oberstkämmereramte, um die Be-
zahlung eines Porträts von Josef Hickel, nicht
etwa um die Übertragung von Bildern aus Prag nach
Wien, wie es nach Engerth scheinen könnte) und auf
C. Bodenstein: Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens,
S. 85 ff., wo noch andere Literatur genannt ist. — Jos.
Hickel hat im März 1782 zu Wien den Papst Pius VI.
gemalt. Jacobe hat das Bild in Schabkunst veröffent-
licht. Das Porträt des Kammerjuweliers Franz Edlen
v. Mack ist nach Jos. Hickel von Karl Pfeiffer 1793
gestochen worden (vollendet am 15. Februar jenes
Jahres). Eine Nachbildung des Stiches von W. F. Gme-
lin aus dem Jahre 1781 nach einem Hickelschen
Bildnis Kaiser Josefs II. wurde in J. J. Webers „Illu-
strierter Zeitung“ (22. Februar 1890) gegeben. Eine
Erwähnung in j. G. Meusels Archiv, I. Bd„ 4. Stück,
S. 56 bezieht sich vielleicht auf Anton Hickel, den
Bruder Josefs. Auch über diesen wäre vieles mitzu-
teilen. Anton H. hat bekanntlich Klopstock gemalt. Über
Antons Tätigkeit in Hamburg vgl. unter anderen Kütt-
sich im Besitz der Verlagsfirma Otto Fromme
in Wien befindet und schon 1781 als Vorbild
für den Stich von J. E. Mansfeld gedient hat.
Das Original befand sich lange Zeit in Tratt-
nerschem Besitz.
Die Entstehungszeit des künstlerisch sehr
bedeutenden Bildes ist auf dem Mansfeldschen
Stich mit 1770 angegeben, das wäre also die
Zeit, um die auch das erste Hickelsche Bildnis
des Kaisers Josef II. und des Fürsten Salm
entstanden ist. Leider ist der Hintergrund des
Trattnerbildes etwas trüb geworden, so daß
ich nicht feststellen konnte, ob eine alte Da-
tierung dort vorhanden ist oder nicht. Dage-
gen ist die dargestellte Persönlichkeit doppelt
sichergestellt, nicht nur durch die Schrift auf
dem Stich, sondern auch durch einen Brief,
der im Ölgemälde vorkommt und auf dem
die Adresse Trattners steht, wie folgt: „Mon-
si(eur) Monsieur Jean Thomas noble de Tratt-
nern Chevalier de TEmpire etc. ä Vienne.“
Trattner ist in lebensgroßer Halbfigur
dargestellt. Das Gesicht wird etwa von vorn
gesehen. Vornehme Kleidung. Gelbe Seiden-
mütze. Brauner Rock mit Goldstickerei und
Spitzenbesatz. Weinroter Überwurf.
In mancher Beziehung ist das Trattner-
portät geradewegs geistreich gemalt und es
beweist, daß sich eine sorgsame Durchbildung
(in diesem Falle bis in die Spitzen reichend)
recht wohl mit berechneter Fernwirkung ver-
binden läßt.
Ein vorzügliches Werk Hickels aus dem-
selben Jahre 1770 ist auch das oben erwähnte
Bildnis des Fürsten Salm, des Erbauers von
Raitz. Dieses ist signiert: Jos. Hickel pinxit
Vie . . . ae 1770“. Ich sah es durch die Güte
des Herrn Dr. Kamill Lederer vor Jahren im
Wiener Palais Salm.
Das erste Hickelsche Bildnis des Kaisers
Josef II. dürfte, wie früher angedeutet, eben-
falls 1770 gemalt sein. Im Besitze des Fürsten
Schwarzenberg befindet sich ein datiertes
Exemplar von 1770. Es war 1880 in der
Wiener historischen Porträtausstellung zu
sehen (Nr. 310).
— Einige Zeilen seien dem Beethoven-
bildnis von Jos. Dan. Böhm gewidmet.
Anbei gebe ich zwei Abbildungen dieses Por-
trätmedaillons, eines kleinen Reliefs, auf wel-
chem Beethoven in der Zeit um 1823 por-
trätiert ist. Zwei verschiedene Ansichten werden
ners Reisen durch Deutschland I, 208. Das grolle Bild
mit der englischen Parlamentssitzung (oder dessen
Entwurf) war eine Zeitlang im Besitz des berühmten
Mechanikers Mälzl (vgl. die Zeitschrift „Paris und
Wien“ 1813, S. 363). Das Bild gehört der Londoner
National Gallery. Die Nachträge zu Fülilis großem
Lexikon berichten, dali das Parlamentsbild 1798 mit
Anton Hickels Nachlaß aus Hamburg nach Wien zum
Bruder Josef gelangt sei.
Nr. 4.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Careno befinden. Die Abhandlung enthält
wertvolle Aufschlüsse über manchen bisher
verborgen gebliebenen kunstgeschichtlichen
Zusammenhang.
— Vor kurzem wurde versendet der: „Illu-
strated catalogue of a Loan collection ofPor-
traits of english historical personages who
died between 1625 and 1714. — Exhibited in
the Examination Schools, Oxford; April and
May 1905.“ Oxford 1905.
— Durch eine glückliche Gesprächswen-
dung wurde ich unlängst auf ein interessantes
Bildnis des berühmten Buchdruckers Johann
Thomas Edlen vonTrattner aufmerksam.
Es ist ein Gemälde von Josef Hickel*), das
*) Über Trattner geben die biographischen
Lexika und die Buchdruckergeschichte Wiens von
Dr. Anton Mayer Aufschluil. — Zur Literatur über
den viel zu wenig beachteten Porträtisten Josef
Hickel weise ich hin auf die alten Hof- und Staats-
schematismen von Wien, wo man über seinen Titel
und seine Wohnung am Salzgries nachlesen kann,
auf die alten Künstlerlexika von Dlabacz bis Nagler,
auf C. v. Wurzbachs biographisches Lexikon, auf Fr.
Nicolai: Beschreibung einer Reise ... im Jahre 1781
(IV, 516), Ed. v. Engerth: Katalog der kaiserlichen
Galerie zu Wien III. 27g (1777 handelte es sich,
nach den Akten im Oberstkämmereramte, um die Be-
zahlung eines Porträts von Josef Hickel, nicht
etwa um die Übertragung von Bildern aus Prag nach
Wien, wie es nach Engerth scheinen könnte) und auf
C. Bodenstein: Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens,
S. 85 ff., wo noch andere Literatur genannt ist. — Jos.
Hickel hat im März 1782 zu Wien den Papst Pius VI.
gemalt. Jacobe hat das Bild in Schabkunst veröffent-
licht. Das Porträt des Kammerjuweliers Franz Edlen
v. Mack ist nach Jos. Hickel von Karl Pfeiffer 1793
gestochen worden (vollendet am 15. Februar jenes
Jahres). Eine Nachbildung des Stiches von W. F. Gme-
lin aus dem Jahre 1781 nach einem Hickelschen
Bildnis Kaiser Josefs II. wurde in J. J. Webers „Illu-
strierter Zeitung“ (22. Februar 1890) gegeben. Eine
Erwähnung in j. G. Meusels Archiv, I. Bd„ 4. Stück,
S. 56 bezieht sich vielleicht auf Anton Hickel, den
Bruder Josefs. Auch über diesen wäre vieles mitzu-
teilen. Anton H. hat bekanntlich Klopstock gemalt. Über
Antons Tätigkeit in Hamburg vgl. unter anderen Kütt-
sich im Besitz der Verlagsfirma Otto Fromme
in Wien befindet und schon 1781 als Vorbild
für den Stich von J. E. Mansfeld gedient hat.
Das Original befand sich lange Zeit in Tratt-
nerschem Besitz.
Die Entstehungszeit des künstlerisch sehr
bedeutenden Bildes ist auf dem Mansfeldschen
Stich mit 1770 angegeben, das wäre also die
Zeit, um die auch das erste Hickelsche Bildnis
des Kaisers Josef II. und des Fürsten Salm
entstanden ist. Leider ist der Hintergrund des
Trattnerbildes etwas trüb geworden, so daß
ich nicht feststellen konnte, ob eine alte Da-
tierung dort vorhanden ist oder nicht. Dage-
gen ist die dargestellte Persönlichkeit doppelt
sichergestellt, nicht nur durch die Schrift auf
dem Stich, sondern auch durch einen Brief,
der im Ölgemälde vorkommt und auf dem
die Adresse Trattners steht, wie folgt: „Mon-
si(eur) Monsieur Jean Thomas noble de Tratt-
nern Chevalier de TEmpire etc. ä Vienne.“
Trattner ist in lebensgroßer Halbfigur
dargestellt. Das Gesicht wird etwa von vorn
gesehen. Vornehme Kleidung. Gelbe Seiden-
mütze. Brauner Rock mit Goldstickerei und
Spitzenbesatz. Weinroter Überwurf.
In mancher Beziehung ist das Trattner-
portät geradewegs geistreich gemalt und es
beweist, daß sich eine sorgsame Durchbildung
(in diesem Falle bis in die Spitzen reichend)
recht wohl mit berechneter Fernwirkung ver-
binden läßt.
Ein vorzügliches Werk Hickels aus dem-
selben Jahre 1770 ist auch das oben erwähnte
Bildnis des Fürsten Salm, des Erbauers von
Raitz. Dieses ist signiert: Jos. Hickel pinxit
Vie . . . ae 1770“. Ich sah es durch die Güte
des Herrn Dr. Kamill Lederer vor Jahren im
Wiener Palais Salm.
Das erste Hickelsche Bildnis des Kaisers
Josef II. dürfte, wie früher angedeutet, eben-
falls 1770 gemalt sein. Im Besitze des Fürsten
Schwarzenberg befindet sich ein datiertes
Exemplar von 1770. Es war 1880 in der
Wiener historischen Porträtausstellung zu
sehen (Nr. 310).
— Einige Zeilen seien dem Beethoven-
bildnis von Jos. Dan. Böhm gewidmet.
Anbei gebe ich zwei Abbildungen dieses Por-
trätmedaillons, eines kleinen Reliefs, auf wel-
chem Beethoven in der Zeit um 1823 por-
trätiert ist. Zwei verschiedene Ansichten werden
ners Reisen durch Deutschland I, 208. Das grolle Bild
mit der englischen Parlamentssitzung (oder dessen
Entwurf) war eine Zeitlang im Besitz des berühmten
Mechanikers Mälzl (vgl. die Zeitschrift „Paris und
Wien“ 1813, S. 363). Das Bild gehört der Londoner
National Gallery. Die Nachträge zu Fülilis großem
Lexikon berichten, dali das Parlamentsbild 1798 mit
Anton Hickels Nachlaß aus Hamburg nach Wien zum
Bruder Josef gelangt sei.