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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 4
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Darstellungen von Malgerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0108

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84

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4.

Ausschnitt aus dem Miniaturmalerbildnis des
Kupetzky. Links die kleine Palette.

mana in Wiener Privatbesitz ist Apelles
dargestellt, der Palette, Pinsel und Malstock
neben sich auf dem Boden liegen hat. Ein
Malstock kommt auch vor auf dem
Lazaro Sebastiani in der Galerie der Aka-
demie zu Wien. Sofonisba Anguissola
hat sich selbst mehrmals porträtiert, einmal
auch mit dem Malstock (hier ist er ein kurzes
dünnes Stäbchen). Die Palette, die sie benützt,
ist vierseitig und hat an einer Schmalseite
einen kleinen Henkel (so nach dem Stich von
W. Baillie). Auf Selbstbildnissen italienischer
Maler und auf solchen von Künstlern anderer
Nationen sind Pinsel und Paletten nicht selten.
Zu achten auf die Bildnisse zu Houbrakens,
Schouburgh und zur Van Mander-Übersetzung
von H. Hymans. Zirkel, Lineale,Reißkohle
und andere Dinge sind noch zu verzeichnen.
Auf dem Selbstbildnis Daniel Grans in der
Wiener Hofbibliothek hält Gran die Palette
und einige Pinsel. Unter der Palette schauen,
wie es scheint, zwei große Zirkelspitzen
hervor. F arbenmuscheln, zwei Paletten und
einige Pinsel sind zu sehen auf einem schwachen
Bildein der Art desVanKesselund der Francken
in der Innsbrucker Galerie (Nr. 77°). Ol-
töpfchen, verschiedene Paletten und anderes
auf dem Gemälde des zweiten (ich meine
nicht des dritten) Dav. Ryckaert im Louvre.
Das Farbenreiben mittels Läufers (der
Läufer heißt im Niederländischen: loper)
kommt z. B. vor auf dem erwähnten Ryckaert-
sehen Gemälde, auf der Zeichnung des Ad-
riaen van Ostade im Louvre (Nr. 2379)
und auf den Bildern desselben Künstlers in
Dresden und im Ryksmuseum zu Amsterdam.
Auf einer Sopraporte in Schleißheim, die her-
kömmlich dem B. A. Albrecht (1687—1765)
zugeschrieben wird, sind dargestellt ein farben-
reibender Putto mit dem Läufer und daneben
ein malender Putto mit rundlicher Palette.
Ein Farbenreiber wird vorgefunden auf dem
radierten Blatt mit dem Selbstbildnis des
Malers Michael Hartwanger von 1769.
Ältere Beispiele genannt bei H. Flörke:
Studien zur niederländischen Kunst- und

Kulturgeschichte (S. 123) und in meinem
Handbuch der Gemäldekunde.

Bei den Darstellungen der Paletten,
bitte, beachten Sie doch, insofern sie farbig
wiedergegeben sind, die Reihenfolge der
Pigmente, wie sie aufgesetzt sind. Denn es
dürfte nicht ohne Interesse sein, zu beobachten,
ob der Maler seine Farben recht sauber und
nett geordnet auf die Palette setzt, oder ob er
ziemlich regellos in der Anordnung der Pig-
mente vorgeht. Aus den Malerbüchern erfährt
man und von vielen Bildern kann man es ab-
lesen, daß die Reihenfolge gewöhnlich mit Weiß
zu beginnen und mit Schwarz zu endigen hatte.
Nach Weiß folgen gewöhnlich die gelben und
ockerigen Farben, dann die roten und blauen.
Barbieri auf seinem Lukasbilde in Dresden
(Nr. 359) hat an einem Ende der Reihe Weiß,
dann Ocker, Eisenrot, woran sich die dunklen
Farben anschließen. Die Skala auf Forests
Bildnis von Lagilliere in der Berliner Ga-
lerie (484 A) beginnt wieder mit Weiß, Gelb.
Dann kommt Eisenrot, ein Ocker und dunk-
lere Töne. Auf dem oben erwähnten Auto-
porträt von D. Gran folgen auf Weiß der
Reihe nach heller Ocker, dunkler Ocker,

Bildnis eines Miniaturmalers von J. Kupetzky.
(Budapester Ausstellung 1902.)
 
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