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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 5
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Neuerwerbungen in einigen Privatsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0121

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Nr. 5.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

97

Er wurde 1605 oder 1606 zu Amsterdam ge-
boren. Vermutlich ist er 1632 nach dem Haag
gezogen, wo er 1634 Mitglied der Gilde
wurde.

Ein hochvollendetes Werk ist auch der
Niclaes Maes. (Damenbildnis Höhe 45 cm,

J. M. Quinkhard: Bildnis. (Prag, Galerie Hoschek.)

Breite 33.) Knellers männliches Brustbild
steht nahezu auf der Kunsthöhe eines Van
Dyck, der auch für dieses Bild in Anspruch
genommen worden ist. Doch scheint mir die
Malweise für Van Dyck zu glatt zu sein, wie
denn auch die Tracht nicht mehr in Van
Dycks Lebenszeit hineinpaßt. (Leinwand;
Höhe 61 cm, Breite 50.) Vgl. die Abbildungen
auf den nächsten Seiten.

Farbenskala und die Pinselführung, wie das
Monogramm (aus P und Q gebildet) für Pieter
Quast und nur für diesen. (Eichenholz, Höhe
70 cm, Breite 59.)

Um alle Zweifel zu beseitigen, mag daran
erinnert werden, daß Quasts Monogramm
auf Zeichnungen und Stichen
sehr häufig in derselben Form
vorkommt wie hier. Als Bei'
spiel sei die Zeichnung: Der Tod
und der Geizhals, im Dresdener
Kabinett erwähnt (Woermann,

Mappe IX, Taf. 21, Nr. 378).

Diese Zeichnung ist laut Datum
1643 entstanden. Das Bild bei
Geldner dürfte nicht viel später
fallen. Es scheint nämlich mit
einer Komposition des Quast
zusammenzuhängen, zu der die
voll signierte Zeichnung von
1645 in der Albertina zu Wien
erhalten ist.*) Aus einer Dar'

Stellung mit vielen Figuren
ragen besonders hervor links
Polyxena, welcher Achilles eben
die Hand reicht, und rechts
Paris, der mit seinem Bogen
nach der Ferse des Achill hin-
zielt. Achill und Paris sind mit
Helmen versehen, die ganz ahn'
lieh wie der im Geldnerschen
Bilde aussehen. Quast könnte
den Mann mit dem Helm als
Studie für das beabsichtigte
Historienbild gemalt haben.

Man weiß freilich aus alten
Inventaren**), daß Quast auch
andere Stoffe aus dem Alter'
tum komponiert hat, doch
ähneln die Gesichtszüge des
Mannes mit dem Helm ein
wenig denen des Paris in der
Zeichnung. Das Gemälde der
Geldnerschen Sammlung hat
eine gewisse Verwandtschaft
mit Jan Lievensz, und man
denkt wohl daran, ob nicht
ein dem Lievensz zugeschriebe'
ner Helmträger ebenfalls von
Quast gemalt wäre. Die Bilder dürften, wie aus
dem Gesagten hervorgeht, in die letzte Le-
benszeit des Künstlers fallen. Nach den For-
schungen von Bredius zu schließen, ist P.
Quast 1647 gestorben, und zwar gewiß vor dem
6. Juni jenes Jahres, da das Nachlaßverzeichnis
vom 6. Juni 1647 datiert ist. Quast wirkte
im Haag, ist aber Amsterdamer von Geburt.

*) Dieses Blatt schon erwähnt bei Bredius in Oud
Holland, XX, S. 79-

**) Mitgeteilt durch Bredius in Oud Holland.
 
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