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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 5
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Werke des sogenannten Pseudo-van-de-Venne im Museum zu Besançon und in der Sammlung Geldner zu Basel: (mit Bemerkungen über die Galerie zu Besançon)
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98

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 5.

WERKE DES SOGENANNTEN
PSEUDO-VAN-DE-VENNE IM MU-
SEUM ZU BESANQON UND IN
DER SAMMLUNG GELDNER ZU
BASEL

(mit Bemerkungen über die Galerie zu Besan;on).

Vollgestopft mit geschichtlichen und künst-
lerischen Denkmälern ist die Stadt Besangon,
die überdies unvergleichlich malerisch an den

Pieter Quast: Der Hann mit dem Helm. (Basel, Galerie
Karl Geldner.)

Ufern des Doubs ausgebreitet liegt. Von den
Zeiten der Römer bis zu den neuesten Phasen
baulicher Entwicklung (ein neugebautes Waren-
haus in der Rue St. Pierre trägt auch dem
modernen Bedürfnis nach Farbigkeit Rechnung)
reichen die Proben verschiedenartiger Kunst-
Übung, die es in Besan^on zu bewundern gibt.
Diesmal lasse ich übrigens alle Architektur,
Plastik und Kleinkunst beiseite, um die Auf-
merksamkeit meiner Leser auf einige wenige
Bilder im Museum zu lenken, das weit über
500 Bilder und zahlreiche gezeichnete Blätter
enthält. Die Anordnung der Gemälde ist nicht
sonderlich zweckmäßig. Der Katalog muß als
veraltet bezeichnet werden. Als das Büchlein
erschien, 1886, war es wertvoll gewesen. Ist es

doch ein Werk des emsigen und begabten
Auguste Castan, der sich auf vielen Gebieten
erfolgreich um die Erforschung der Geschichte
von Besan^on bemüht hat, auch auf dem
Gebiet der Kunstgeschichte. Aber die Wissen-
schaft hat nicht stille gestanden seither, das
Museum hat Zuwachs erhalten, und heute
wären ganze Bogen mit kritischen Bemer-
kungen und Ergänzungen vollzuschreiben. Zum
nackten Mädchen auf dem Ruhebette (Nr. 39),
angeblich von Francois Boucher, läßt sich
nachtragen, daß das viel bessere Original, das
im Katalog nur obenhin erwähnt wird, in
Schleißheim verwahrt wird. Das Bild in
Schleißheim ist mir seit den 1870er Jahren
wohl bekannt und ich hatte es kurz vor
meinem Besuch in Besan^on wiedergesehen.
Danach halte ich das Stück in Besan$on für
eine alte Kopie. Die Abschnitte über die Brue-
ghels müssen gänzlich umgearbeitet werden.
Nr. 52 ist vermutlich von Gillis van Coninxloo
in der Landschaft und von noch einem anderen
Maler für die Figuren, nicht von Jan Brueghel.
Nr. 51 weist in den Tieren die Hand des J. van
Kessel auf, in den Menschen die eines Francken
und in der Landschaft nicht die eines Brue-
ghel. Bedenken verschiedener Art ergaben sich
auch bei Nr. 49 und 50. Die Benennung von
63 als Castiglione muß einem Mißverständnis
entspringen. In der Inschrift des angeblichen
Govert Flinck Nr, 226 ist nur die Jahreszahl
alt. Bei Nr, 306 (Blumen) kann man nur
zwischen B. v. Ast und Ambrosius Boschaert
schwanken. Das Affenbild Nr. 307 ist so gut
wie sicher von Abraham Teniers, die Land-
schaft 335 von Lucatelli, das Kircheninnere
Nr. 360 von van Bassen, nicht von Neeffs. Das
Schiffbruchbild Nr. 382 ist von Jan Peeters,
nicht von Bonaventura. Links auf dem Felsen
steht das Künstlerzeichen „I. P“. Die Kreuz-
schleppung Nr. 428 ist nicht von Rubens,
sondern nach ihm kopiert. Dagegen ist von des
Rubens eigener Hand eine Skizze für Tapisserie
mit ornamentaler Umrahmung vorhanden.
Nr. 462 ist eine kleine Kopie nach der Komposi-
tion des Rubens mit den Marien am heiligen
Grabe. Nr. 461 kann nicht von Van Thulden
sein, sondern dürfte sich als Otto Veenius
heraussteilen (Predigt Johannis). Nr. 479 (Dame
und Kinder) steht dem Antolinez näher als
dem Valasquez. — Aber ich will ja die Bogen
für die kritischen Noten nicht vollschreiben,
sondern drei Stücke besprechen, deren Be-
urteilung gerade jetzt ein gewisses Interesse
beanspruchen darf, da man an verschiedenen
Orten dem sogenannten Pseudo-Van-de-
Venne nachforscht. Die drei Bilder, die ich
dem Pseudo-Van-de-Venne zuschreibe, sind
als Werke des Pieter Quast im Katalog be-
schrieben, und das auf Veranlassung Bayers-
 
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