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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 6
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Die bevorstehende Versteigerung der Sammlung Alexander Fleischner in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0132

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108

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKTTNDE

Nr. 6.

länder gefragt wird. Kommt er gerade
von einer Studienreise aus den Nieder-
landen, so werden ihm gewiß Italiener
und Spanier zur Bestimmung vorgelegt.
War er in Spanien, so weist man ihm
englische Gemälde vor. Liebt er das
französische Rokoko, so kommen ihm
deutsche Nazarener in die Quere. Da
ist es gar nicht leicht, sich zurecht
zu finden. Aber bei geschultem Ge-

voll sie auch sind, so interessant sie
sein mögen, mußten rasch wieder
zurückgeschoben werden, um für die-
jenigen Zeit zu gewinnen, deren wissen--
schaftliche Bedeutung mir eben sofort
einleuchtete. An Zeit mangelte es aber
gar sehr. Bis Ende Oktober sollte ich
den Katalog der bevorstehenden
Versteigerung mit einem Vorwort
versehen haben, und dann sollte doch

Gerard Snellincx: Reitergefecht. (Wien, Sammlung Fleischner.)

dächtnis und mit reichlichem Ab-
bildungsmaterial läßt sich trotzdem gar
manches finden, nur braucht das Weile,
geistige Sammlung. Der gewöhnliche
Fall ist der, daß in rascher Folge nur
eine kleine Anzahl von Bildern be-
stimmt werden kann. So geht mir’s
auch mit den etwa 150 Gemälden, die
ich im Lauf des Herbstes in der Kunst-
handlung Alexander Fleischner in
Wien, die nun wegen Rücklegung des
Gewerbes aufgelassen wird, kennen
gelernt habe. Einige wurden eingehend
betrachtet und studiert, andere, so wert-

auch das Heft dieser Blätter, in dem die
Bilder besprochen werden, noch vor der
Auktion erscheinen, um der Versteige-
rung als eine Art Ankündigung zugute
zu kommen. Zögert man in solchen
Fällen lange, so ist die Sammlung längst
zerstreut, bevor man sich zum Studium
entschlossen hat. Besser dürfte es noch
immer sein, verhältnismäßig wenige Ge-
mälde aus der Masse herauszufassen und
für die Wissenschaft zu erobern, als vor
lauter Bedenklichkeiten beachtenswerte
Bausteine für die Geschichte der Malerei
gänzlich unbearbeitet zu lassen.
 
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