126
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 6.
Atelierwiederholung sein.*) Ein anderesExem-
plar von ähnlicher Anordnung, wie das Bild
in Dresden gehört dem Herzog von Devon-
shire und befindet sich zu Chatsworth.**)
vor uns, das der Sammler J. J. Lichtmann in
Wien besitzt und das anbei abgebildet wird.
Die Komposition ist dieselbe wie auf dem
Bilde in Kopenhagen. Es mag zwar, wie
so viele andere Werke
des Cignani mit Beihilfe
von Schülern gefertigt
worden sein, scheint mir
aber für eine Kopie viel
zu gut. Die beigegebene
Abbildung erleichtert die
Vergleichung mit den
alten Stichen. Dieselbe
Komposition ist in mittel-
großem Format als Werk
des Carlo Cignani von
Marguerite Larcher ge-
stochen. In großem For-
mat findet man dieselbe
Komposition auf dem
Stich von Jakob Frey,
der abermals den Cignani
als Maler nennt. Auch
ein Farbenstich Le Blons
gibt diese Komposition
wieder.*) DieVergleichung
mit einer Zeichnung in
der Kunstsammlung des
Stiftes Sankt Paul in
Kärnten steht noch aus,
aber ich hoffe,daß die Ab-
bildung desWiener Exem-
plares zu vergleichenden
Studien anregen wird.
Die Vermutung ist jeden-
falls zu wagen, daß in
dem Gemälde bei Licht-
mann eines jener Exem-
plare vorliegt, die bei
Zanelli und Zanotto er-
wähnt sind.
Carlo Cignani: Der keusche Josef. (Wien, Sammlung J. J. Lichtmann.)
Vielleicht haben wir das zweite oder
dritte, bei Zanelli erwähnte Bild in einem
Gemälde mit ungefähr lebensgroßen Figuren
*) So vermutet Herr Direktor Emil Bloch in
Kopenhagen.
**) Diese Nachricht wird der freundlichen Ver-
mittlung von Mister Cust in London verdankt. Ein
allgemeiner Hinweis auch in Madsens Katalog der
Galerie zu Kopenhagen. Bei Gelegenheit weiteres.
Die Mannheimer
Galerie besitzt ein recht
beachtenswertes Bild von
Cignani: Herkules und
O m p h a 1 e. Wie es scheint,
hat sich die vorbereitende
Studie für dieses Bild bis
heute erhalten. Bei Herrn
Hofschauspieler Otto
Rub in Wien sah ich eine alte vorzügliche
Grisaille, die, so hat es der Eigentümer selbst
ermittelt, dieselbe Darstellung aufweist, wie
das größere farbige Bild der großherzoglichen
Galerie in Mannheim (Nr. 66). Ich denke, man
*) Hierzu „Münchener Neueste Nachrichten“
22. April 1901 (Nr. 187), wo auch auf H. W. Singers
Arbeit über Le Blon hingewiesen wird.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 6.
Atelierwiederholung sein.*) Ein anderesExem-
plar von ähnlicher Anordnung, wie das Bild
in Dresden gehört dem Herzog von Devon-
shire und befindet sich zu Chatsworth.**)
vor uns, das der Sammler J. J. Lichtmann in
Wien besitzt und das anbei abgebildet wird.
Die Komposition ist dieselbe wie auf dem
Bilde in Kopenhagen. Es mag zwar, wie
so viele andere Werke
des Cignani mit Beihilfe
von Schülern gefertigt
worden sein, scheint mir
aber für eine Kopie viel
zu gut. Die beigegebene
Abbildung erleichtert die
Vergleichung mit den
alten Stichen. Dieselbe
Komposition ist in mittel-
großem Format als Werk
des Carlo Cignani von
Marguerite Larcher ge-
stochen. In großem For-
mat findet man dieselbe
Komposition auf dem
Stich von Jakob Frey,
der abermals den Cignani
als Maler nennt. Auch
ein Farbenstich Le Blons
gibt diese Komposition
wieder.*) DieVergleichung
mit einer Zeichnung in
der Kunstsammlung des
Stiftes Sankt Paul in
Kärnten steht noch aus,
aber ich hoffe,daß die Ab-
bildung desWiener Exem-
plares zu vergleichenden
Studien anregen wird.
Die Vermutung ist jeden-
falls zu wagen, daß in
dem Gemälde bei Licht-
mann eines jener Exem-
plare vorliegt, die bei
Zanelli und Zanotto er-
wähnt sind.
Carlo Cignani: Der keusche Josef. (Wien, Sammlung J. J. Lichtmann.)
Vielleicht haben wir das zweite oder
dritte, bei Zanelli erwähnte Bild in einem
Gemälde mit ungefähr lebensgroßen Figuren
*) So vermutet Herr Direktor Emil Bloch in
Kopenhagen.
**) Diese Nachricht wird der freundlichen Ver-
mittlung von Mister Cust in London verdankt. Ein
allgemeiner Hinweis auch in Madsens Katalog der
Galerie zu Kopenhagen. Bei Gelegenheit weiteres.
Die Mannheimer
Galerie besitzt ein recht
beachtenswertes Bild von
Cignani: Herkules und
O m p h a 1 e. Wie es scheint,
hat sich die vorbereitende
Studie für dieses Bild bis
heute erhalten. Bei Herrn
Hofschauspieler Otto
Rub in Wien sah ich eine alte vorzügliche
Grisaille, die, so hat es der Eigentümer selbst
ermittelt, dieselbe Darstellung aufweist, wie
das größere farbige Bild der großherzoglichen
Galerie in Mannheim (Nr. 66). Ich denke, man
*) Hierzu „Münchener Neueste Nachrichten“
22. April 1901 (Nr. 187), wo auch auf H. W. Singers
Arbeit über Le Blon hingewiesen wird.