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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 7
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Gemäldehandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0169

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Nr. 7.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

145

will ich in der Reihenfolge der Abbildungen
berichten: P. de Bloot, Kücheninterieur, ein
wirkliches Hauptstück des Meisters, ausge-
zeichnet erhalten, brachte den hohen Preis
von 2825 holl. Gulden. Für Galerie Schloß in
Paris. Terborch, Kartenspieler (Nr. 18), eine
Perle der Sammlung, bis auf dunkel ge-
wordene Halbschatten gut erhalten, verhältnis-
mäßig sehr niedrig mit 2700 G. bezahlt
(Kunsthandlung von Wisseling, Amsterdam),
während das größere, aber dem Duyster näher
als dem Terborch stehende, etwas hart und
kalt gemalte Interieur (Nr. 19) mit 2100 G.
sehr ausreichend bezahlt war. Fast ebenso
hoch (2050 G.) stieg die niedliche kleine Stadt-
ansicht von J. Both. G. Dou's „Mausefalle“,
ein sauberes, zierliches Bildchen, dessen Stamm-
baum aber die künstlerischen Qualitäten bei
weitem überragte, stieg sofort auf 6700 G., also
das Dreifache des nach modernen Begriffen
viel höherstehenden Bildchens von Terborch.
Die Signatur Douw wurde mit Recht ange-
zweifelt. Das Interieur von Duyster, bis zur
Grimasse ausdrucksvoll und grell und email-
artig in der Farbe, ein gut erhaltenes und
vielbeachtetes Bild, brachte 2150 G. Seltsam
schwankten die Ansichten über die Qualität
der Goyen-Landschaften und das Preisergebnis
— Nr. 49 mit 1225 G. und Nr. 50 mit 2975 G. —
gab denen Recht, welchen es besonders die
Wasserreflexe von Nr. 50 angetan hatten, aber
wer weiß, ob nicht die umgekehrte Preis-
bewegung dem künstlerischen Werte und dem
Erhaltungszustände besser entsprochen hätte!
Fast genau so hoch — 2950 G. — stieg die
interessante Waldlandschaft von Hackaert, die
bis auf das schwarztupfig gewordene Laub
gut erhalten war. Das Fruchtstilleben von
F. D. de Heem, ein reiches und dekoratives
Bild, hatte doch nicht mehr die letzten Fein-
heiten, z. B. im Blau der Pflaumen, im Grün
der Blätter und der Transparenz der Beeren
und war daher mit 1800 G. ausreichend be-
zahlt. Das Tafelstilleben von Mahu, von
Natur härter in der Farbe und bürgerlicher
in der Auffassung, hatte dafür den Vorzug
vortrefflicher Arbeit und Erhaltung, befriedigte
noch unter der Lupe unbeschadet einer er-
staunlichen Fern Wirkung, ein „tapferes“ Bild,
wie es ein feiner Kenner bezeichnete; es brachte
nur die Hälfte wie der de Heem (900 G.).
Solche verschiedene Bewertungen sind über-
raschend und doch natürlich, denn der eine
Liebhaber legt den Akzent auf die Celebrität
des Malers, ein anderer auf die Provenienz,
ein dritter urteilt allein nach der Qualität usw.
Von den beiden Porträts unter dem Namen
des N. Maes (Nr. 72 und 73) war das erstere
das wesentlich feinere und die Preise von 1450
und 405 G. dementsprechend. Die beiden

Porträts, Nr. 80 Herrenporträt und Nr. 125
Frauenporträt, beide ein wenig langweilig und
nicht von erster Erhaltung, brachten 410 und
1000 G. Das große, figuren- und porträt-
reiche alttestamentliche Bild von Moeyaert
fand wenig freundliche Beschauer, aber doch
einen Käufer für den Preis von 740 G. Die
etwas harte, aber sehr frisch erhaltene Lager-
szene von B. Gael erreichte 420 G. und das
hervorragend tüchtige und ganz frisch erhal-
tene Landschaftsstück von P. Molijn (Nr. 90)
blieb bei dem verhältnismäßig niedrigen Preise
von 580 G. Das dem P. Moreelse zuge-
schriebene Mädchenporträt von einer gewissen
kräftigen Wirkung, aber nicht besonders er-
freulich weder in der Farbe noch in der Auf-
fassung, brachte die überraschend hohe Summe
von 4800 G. Die Winterlandschaft von A. v.
d. Neer, gut in der Komposition, aber ohne
die Feinheiten in der Luft, im Himmel, in
der Eisspiegelung, die es wohl ursprünglich
besessen hatte, brachte 7800 G., während das
wirklich sehr feine Bildchen mit der Feuers-
brunst für 5100 G. in den Besitz der Brüsseler
Galerie überging. Von den Ostades, die
eine Stärke der Galerie bildeten, wurde das
malerisch bedeutende Interieur von Adriaen
Nr. 108 mit 2550 G. nicht zu teuer bezahlt
und das geradezu genial zusammengestrichene
Interieur mit den Kartenspielern von Isaac
van Ostade sehr preiswert für 1500 G. verkauft.
Ein niedliches fein ausgeführtes Interieur
mit Soldaten und Gefangenen von der Hand
P. Potters ging für 510 G. in eine Karlsbader
Privatsammlung über und das malerisch sehr
reizvolle und vornehm aufgefaßte Ballfest von
A. Palamedesz, aus der Spätzeit des Meisters
und nahezu von der Qualität der ähnlichen
Stücke im Ryksmuseum und im Mauritshuis
wurde für 1275 G. nach Leipzig verkauft.
Von den beiden Ruysdaels brachte Nr. 135,
ein kerniges, strahlendes Bild 2425 G. (nach
Karlsbad), während die grelle, harte Land-
schaft Nr. 136 nicht mehr als 405 G. erzielte.
Das auffällig blonde Seestück von B. Peters
(Nr. 117) war wohl mit 650 G. ausreichend
bezahlt: das große Seestück von H. M. Sorgh,
ein schlichtes, aber kraftvoll dekoratives Ge-
mälde wurde für 2110 G. für das Museum
Boymans in Rotterdam angekauft. Das kleine
Interieur von J. Steen, gut im Kolorit aber
verschwommen in der Zeichnung, ging für
2600 G. in den Besitz von Kleinberger in
Paris über. Das Seestück von S. de Vlieger
(Nr. 154) schien in der mittleren Luftpartie
restauriert, jedenfalls war der Preis von 1225 G.
nicht billig. Felix Becker.

Am 14. November wurde durch F rederik
Müller & Cie. zu Amsterdam die aus Wien
stammende, in aller Stille zusammengetragene
 
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