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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 8
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Bilder von seltenen Meistern in der Sammlung Mallmann zu Blaschkow, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0176

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152

Nr. 8.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

ist nicht zweifelhaft. Aber auch die
Größten sind nicht vom Himmel
gefallen. Mit tausenden von Fäden
hängen sie an kleinem und kleinstem.
Soll irgend ein Zusammenhang ein
wenig klar werden, so fordert die Kunst-
wissenschaft Kenntnisse über die Dii mi-
norum gentium unter den Künstlern.
1895 wies Berenson in der „Revue

Rembrandt, Holbein, Bilder für deren
Benennung man nur allein auf Gründe
der Kennerschaft angewiesen ist. Woher
soll nun diese Kennerschaft kommen,
wenn die Werke der vorbereitenden
Meister, der Lehrer und anregenden
Zeitgenossen, der Schüler, Nachahmer,
Kopisten, Fälscher von vornherein bei
Seite geschoben werden, weil sie ge-

Willem Ormea und A. Willaei ts: Strand mit Fischen. (Blaschkow, Galerie Mallmann.)

critique d’histoire et de litterature“ *)
auf die Notwendigkeit hin, die sekun-
dären Meister nach Möglichkeit zu
studieren. Diese Notwendigkeit ergibt
sich auch aus den Anforderungen der
Kennerschaft. Nur die wenigsten alten
Arbeiten der künstlerischen Führer sind
unanfechtbar beglaubigt. Nach tausenden
zählen die richtig oder auch unrichtig
benannten Giorgione, Tizian, Sebastiano
del Piombo, Veronese, Perugino, Raffael,
Velasquez, Murillo, Dürer, Rubens,

*) XXIX. Jahr, Nr. 6 vom 11. Februar 1895.

wohnlich in diesem oder jenem Punkte
hinter den vorzüglichen Leistungen der
größten Zurückbleiben?

Die großen Namen pflegen im Laufe
der Zeiten die kleinen aufzufressen,
wovon die Vergleichung der älteren und
neueren Reiseführer gute Beispiele liefert.
Die Bilder von Meistern geringen
Ranges, die in den alten Guiden ver-
zeichnet stehen, hängen gar oft noch
an denselben Stellen der Kirchen, wo
sie ehedem hingen, aber sie werden in
späteren Beschreibungen übergangen,
oder sie erscheinen mit mißverstandenen
 
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