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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 2
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Aus der Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0074

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Nr. 2.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

und zahlreiche kleinere Mitteilungen, die in
anderen Rubriken nach Möglichkeit besprochen
werden.

Der „Frankfurter Bücherfreund“,
Mitteilungen aus dem Antiquariat Joseph
Baer & Co., Jahr IV, Heft 4, beschreibt „Ein
Skizzenbuch Joachim von Sandrarts“,
das in den Jahren 1621 bis 1623 entstanden ist.
Beigegeben die Abbildung der alten Mainbrücke
in Frankfurt nach einer Federzeichnung von
Sandrart aus dem erwähnten Skizzenbuch.

Eine sehr willkommene Erscheinung
sind die „Monatshefte der kunstwissen-
schaftlichen Literatur“, herausgegeben
von Dr. Ernst Jaffe und Dr. Curt Sachs
(Berlin, Edmund Meyer). Diese neue Ver-
öffentlichung, die erst seit dem Januar 1905
erscheint, unterrichtet nach Möglichkeit rasch
über die neuesten Publikationen kunstge-
schichtlicher Art, die in Form von Büchern
oder Zeitschriftenartikeln erschienen sind.
Unter den Mitarbeitern sind unter anderen
Professor Semper, Dr. Max J. Friedländer,
Dr. Georg Gronau, Ludwig Justi zu bemerken.

„Die Kunst für Alle“, herausgegeben
von F. Schwartz (München, F. Bruckmann
A. G.) widmet in Heft 15 einen reich illustrier-
ten Ärtikel dem Maler Albert von Keller
zu seinem 60. Geburtstag (F. v. Ostini). „Die
Zukunft der Kunstausstellungen“ wird be-
sprochen durch Hans Rosenhagen. Das Heft
enthält überdies Berichte über Ausstellungen,
Sammlungen, einzelne Künstler und vermischte
Nachrichten.

Die Artikel in der „Gazette des beaux'
arts“ und der „Chronique des arts et de
la curiosite“ werden nächstens besprochen,
desgleichen der Inhalt der „Zeitschrift für
bildende Kunst“, der „Kunst chronik“
und des Beiblattes „Der Kunstmarkt“, wie
denn auch noch weitere Kunstzeitschriften in
anderen Rubriken genannt werden sollen.

BRIEFKASTEN.

Herrn H. in W.n. Die Photographie, die

Sie mir vor einiger Zeit sandten, entspricht weder
einem Werke des Lebrun, noch einem des Boucher,
sondern hängt jedenfalls mit Antoine Coypel zu-
sammen. Dieselbe Komposition ist in Folio von
Audran 1693 und kleiner im Gegensinne von A. Duflos
gestochen.

— x in W. Die Darstellungen der Stadt Delft
nach der Pulverexplosion im Jahre 1654. wie sie von
Egbert van der Poel gemalt sind, haben gewiß
mehr Interesse als die nächtlichen Brände desselben
Malers. Die Exemplare, auf die ich im vorigen Jahre
bei Gelegenheit des Besuches in der Sammlung Lipp-
mann-Lissingen aufmerksam gemacht habe, sind fol-

gende: ein Bild im Ryksmuseum zu Amsterdam, neue
Nr. 1889, ein weiteres in der Nationalgalerie zu
London Nr. 1061, eines in der Wiener Sammlung
Lippmann-Lissingen, ein anderes, das ich beim Kunst-
händler Friedr. Schwarz anfangs Dezember 1904 ge-
sehen habe, endlich noch eine sehr interessante,
vortreffliche Farbenskizze, die sich vor Jahren bei
Huybrechts in Antwerpen befunden hat. Das Bild bei
Lippmann-Lissingen stammt aus der Sammlung Eras-
mus Engert. war später bei Epstein und kam 1873 in
Wien im Österreichischen Museum für Kunst und
Industrie zur Ausstellung (hierzu den Katalog jener
Ausstellung von Werken alter Meister, ferner Zeit-
schrift für bildende Kunst, 1871, S. 279 und 1874.
S. 63). Ein Exemplar (ob identisch mit dem bei
Schwarz, kann ich nicht angeben) war 1892 in der
Auktion Thore in Paris (hierzu Repertorium für Kunst-
wissenschaft, XVI. S. 119). Bilder dieser Art dürften
heute unter 1000 Kronen nicht zu haben sein und ich
meine, daß Sie ein gutes Exemplar auch mit 2000
nicht überzahlen. Sehr geschätzt sind auch die Küchen-
stilleben des E. v. d. Poel. Bezüglich der Brände,
bitte, achten Sie auf A. Golonia, Ph. van Leeuwen. ja
sogar auf Trauttmann, die ähnliche Szenen in ähn-
licher Weise gemalt haben. Die Brände im Rudolfinum
zu Prag und bei J. V. Novak ebendort sind z. B. von
Ph. v. Leeuwen. Die Literatur über E. v. d. Poel und
die genannten Künstler ist sehr heimtückisch ver-
splittert. Falls Sie sich dem Gegenstand weiter nähern
wollen, erbitte ich neuerliche Anfrage.

Herrn G. K. in W. Bisher war es mir unmög-
lich, wieder auf K . . . . . zurückzukommen.

Herrn R. R. in I. Sie fragen nach landschaft-
lichen Darstellungen im hohen Mittelalter und
möchten womöglich ihre Vorgeschichte kennen lernen.
Ohne ein ganzes Buch zu schreiben, läßt sich in diesem
Falle keine rechte Antwort geben. Ich finde auch
nicht Zeit, meine Kollektaneen durchzusehen und
muß einiges wenige aus dem Gedächtnis mitteilen.
Bitte, beachten Sie, daß fürs hohe Mittelalter haupt-
sächlich einzelne streng stilisierte Motive in Betracht
kommen, nicht ganze Landschaften. Eine reiche Aus-
beute werden Sie auf mittelalterlichen Reliefs finden,
und was die Buchmalerei bietet, ist nahezu unüber-
sehbar viel. Darstellungen nur mit Landschaft, ohne
Figuren gehören im Mittelalter zu den größten Selten-
heiten. Als Vorbilder mancher stilisierter Motive
werden Sie wohl römische Reliefs annehmen können.
Ich erinnere mich an einen römischen Grabstein im
Maximilianmuseum zu Augsburg, auf dem ein stili-
sierter Baum vorkommt. Sie werden die nahe Ver-
wandtschaft der Reliefs aus dem hohen Mittelalter
mit diesem römischen Vorbild bald herausfinden.
Wüßte ich erst, was für Zwecke Sie verfolgen, so
könnte ich Ihnen eventuell mit Notizen, Bausen,
Photographien und anderen Abbildungen dienen.

Herrn S. M. in G. Wenn eine Rechnung über
bestimmte Dinge zu einem Ergebnis führt, das man
nach allem übrigen geraden Denken als Unsinn be-
zeichnen muß, so nimmt man an, daß die Rechnung
falsch ist und nicht, daß die Tatsachen keine Tatsachen
sind. Diese Schlußfolgerung läßt sich auch auf die
idealistische Philosophie anwenden.

Fräulein L . .. in W. Wie Sie die Sache auf-
fassen, kann ich dabei nicht ernst bleiben. Bitte,
verglasen Sie doch Ihre Bilder hinten und vorne,
stecken Sie dann das ganze in einen Reithofferschen
Regenmantel, wickeln Sie es hierauf in warme kameel-
härene Decken, verschließen Sie es endlich in einer
großen eisernen Kasse. Auch dann sind Sie nicht
sicher, daß Sie nicht etwa beim Herausnehmen einen
neuen Sprung entdecken. Aber lassen Sie das Bild
doch überhaupt in der Kasse. Denn Gemälde sind ja
doch nicht dazu da, angeschaut, sondern „konserviert“
zu werden.

Frau T. W. in O. Leopold Burgers Lebens-
gang ist nach guten Quellen zuerst ausführlich mit-
geteilt worden in der „Wiener Montagsrevue“ vom
11. Jänner 1904, und zwar aus Anlaß der Burger-
ausstellung im Hagenbund.

Für unverlangte Einsendungen wird keine Bürgschaft geleistet. Preis dieses Heftes 1 K 20 h = 1 M.
Klischees von der „Graphischen Union“. — Druck von Friedrich Jasper in Wien,
 
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