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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 2
NEUERWERBUNGEN
DER SAMMLUNG
MATSVANSZKY ZU WIEN.
Im Laufe ungefähr eines Jahres hat
die Sammlung, der diese Zeilen gewid'
met sind, eine wesentliche Erweiterung
erfahren. Eine Menge Bilder von künst'
lerischer und wissenschaftlicher Bedeut
tung sind erworben worden. Diese Ge-
mälde in Abbildungen vorzuführen und
mit einigen Worten zu begleiten, ist
der Zweck der folgenden Seiten. Die
Reihe möge durch einen vorzüglichen
Wynants eröffnet werden, dem Hol'
länder wie Abraham Bloemaert,
Miereveld, H. v. d. Myn, Zeeman
und Italiener, beziehungsweise eine Ita'
lienerin, wie Sofonisba Anguissola,
M erisi da Caravaggio sich anschließen.
Der Jan Wynants gehört in be-
zug auf Erhaltung und Komposition
und Farben Stimmung zu den besten
Arbeiten des Meisters. Die Signatur
gegen rechts unten „J. Wynants f.“ mit
der Datierung „A° 1667“ dabei entspricht
in jeder Beziehung dem, was man von
alten echten Signaturen des Wynants
kennt. Die geschickt angebrachten
Figürchen sind von Lingelbach gemalt.
Sie können kaum von jemandem
anderen herstammen, und irgend welche
kunstgeschichtliche Schwierigkeiten set>
zen sich dieser Annahme kaum ent'
gegen. Denn Joh. Lingelbach und Jan
Wynants lebten 1667 beide in Amster'
dam, Lingelbach nach vielen Reisen,
Wynants, dem holländischen Boden
stets treu bleibend und nur innerhalb
des engeren Vaterlandes seinen Wohn'
sitz wechselnd. Wynants war bis gegen
1660 in Haarlem tätig gewesen. Das
Geburtsjahr des Wynants wird bald
augenscheinlich zu spät, bald vermut'
lieh zu früh angesetzt. 1600 scheint ein
wenig zu früh zu sein, „gegen 1625",
wie man aber auch meint, ist doch ge-
wiß zu spät geraten. Man kennt ja schon
aus dem Jahre 1641 eine ganz ausge'
reifte Leistung von Jan Wynants, es
ist das Bildchen der Sammlung Lob'
meyr in Wien, das gewiß nicht von
einem Sechzehnjährigen herstammt.*)
Die meisten großen Galerien be-
sitzen Bilder von Jan Wynants. Die
wichtigsten Werke finden sich bei Wolt'
mann - Woermann zusammengestellt.
Beachtenswerte Bilder auch in Aschaffen'
bürg, Bremen, Breslau, Mannheim, in
der Schloßgalerie zu Dessau, um nur
weniges zu berühren.
Das Gemälde der Sammlung MatS'
vanszky ist mir durch den Amster'
damer Versteigerungskatalog „Ladislaus
Bloch de Vienne“ vom November 1905
bekannt geworden. Dann sah ich es
wieder im Wiener Dorotheum im No'
vember 1908. Damals wurde es durch
den gegenwärtigen Besitzer erworben.
Es ist auf Leinwand gemalt und mißt
119 cm in der Breite und 92 cm in der
Höhe.
Nach den früheren Besitzern des
Bildes habe ich bisher noch nicht nach'
geforscht. Derlei Sucharbeit erfordert
viel mehr Zeit und ungeteilte Aufmerk'
samkeit, als ich sie jetzt aufzubringen
vermöchte. Ich muß also die Frage
nach den Wanderungen des Bildes offen
lassen.
Dagegen finde ich für das folgende
Gemälde eine nahezu ununterbrochene
*) Von diesem Bilde soll noch gesprochen
werden. Ich habe in älteren Arbeiten übrigens
schon darauf hingewiesen. Dieses frühe datierte
Bild stammt aus der Wiener Sammlung Gsell.
Es fehlt, gleich dem Wynants der Sammlung
Matsvanszky, im Catalogue raisonne bei John
Smiths. Es fehlt auch in der übrigens
sehr wertvollen Zusammenstellung, die in
Woltmann und Woermanns Geschichte der
Malerei (III, 641 ff.) geboten wird. — Die Le'
bensbeschreibung des Wynants liegt im Argen,
wie man aus einer Durchsicht der Galerie'
kataloge und der bisher ausgegebenen Bände
„Oud Holland“ entnehmen kann. Wie es
scheint, ist der Künstler zu Amsterdam nach
dem 18. August 1682 gestorben.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 2
NEUERWERBUNGEN
DER SAMMLUNG
MATSVANSZKY ZU WIEN.
Im Laufe ungefähr eines Jahres hat
die Sammlung, der diese Zeilen gewid'
met sind, eine wesentliche Erweiterung
erfahren. Eine Menge Bilder von künst'
lerischer und wissenschaftlicher Bedeut
tung sind erworben worden. Diese Ge-
mälde in Abbildungen vorzuführen und
mit einigen Worten zu begleiten, ist
der Zweck der folgenden Seiten. Die
Reihe möge durch einen vorzüglichen
Wynants eröffnet werden, dem Hol'
länder wie Abraham Bloemaert,
Miereveld, H. v. d. Myn, Zeeman
und Italiener, beziehungsweise eine Ita'
lienerin, wie Sofonisba Anguissola,
M erisi da Caravaggio sich anschließen.
Der Jan Wynants gehört in be-
zug auf Erhaltung und Komposition
und Farben Stimmung zu den besten
Arbeiten des Meisters. Die Signatur
gegen rechts unten „J. Wynants f.“ mit
der Datierung „A° 1667“ dabei entspricht
in jeder Beziehung dem, was man von
alten echten Signaturen des Wynants
kennt. Die geschickt angebrachten
Figürchen sind von Lingelbach gemalt.
Sie können kaum von jemandem
anderen herstammen, und irgend welche
kunstgeschichtliche Schwierigkeiten set>
zen sich dieser Annahme kaum ent'
gegen. Denn Joh. Lingelbach und Jan
Wynants lebten 1667 beide in Amster'
dam, Lingelbach nach vielen Reisen,
Wynants, dem holländischen Boden
stets treu bleibend und nur innerhalb
des engeren Vaterlandes seinen Wohn'
sitz wechselnd. Wynants war bis gegen
1660 in Haarlem tätig gewesen. Das
Geburtsjahr des Wynants wird bald
augenscheinlich zu spät, bald vermut'
lieh zu früh angesetzt. 1600 scheint ein
wenig zu früh zu sein, „gegen 1625",
wie man aber auch meint, ist doch ge-
wiß zu spät geraten. Man kennt ja schon
aus dem Jahre 1641 eine ganz ausge'
reifte Leistung von Jan Wynants, es
ist das Bildchen der Sammlung Lob'
meyr in Wien, das gewiß nicht von
einem Sechzehnjährigen herstammt.*)
Die meisten großen Galerien be-
sitzen Bilder von Jan Wynants. Die
wichtigsten Werke finden sich bei Wolt'
mann - Woermann zusammengestellt.
Beachtenswerte Bilder auch in Aschaffen'
bürg, Bremen, Breslau, Mannheim, in
der Schloßgalerie zu Dessau, um nur
weniges zu berühren.
Das Gemälde der Sammlung MatS'
vanszky ist mir durch den Amster'
damer Versteigerungskatalog „Ladislaus
Bloch de Vienne“ vom November 1905
bekannt geworden. Dann sah ich es
wieder im Wiener Dorotheum im No'
vember 1908. Damals wurde es durch
den gegenwärtigen Besitzer erworben.
Es ist auf Leinwand gemalt und mißt
119 cm in der Breite und 92 cm in der
Höhe.
Nach den früheren Besitzern des
Bildes habe ich bisher noch nicht nach'
geforscht. Derlei Sucharbeit erfordert
viel mehr Zeit und ungeteilte Aufmerk'
samkeit, als ich sie jetzt aufzubringen
vermöchte. Ich muß also die Frage
nach den Wanderungen des Bildes offen
lassen.
Dagegen finde ich für das folgende
Gemälde eine nahezu ununterbrochene
*) Von diesem Bilde soll noch gesprochen
werden. Ich habe in älteren Arbeiten übrigens
schon darauf hingewiesen. Dieses frühe datierte
Bild stammt aus der Wiener Sammlung Gsell.
Es fehlt, gleich dem Wynants der Sammlung
Matsvanszky, im Catalogue raisonne bei John
Smiths. Es fehlt auch in der übrigens
sehr wertvollen Zusammenstellung, die in
Woltmann und Woermanns Geschichte der
Malerei (III, 641 ff.) geboten wird. — Die Le'
bensbeschreibung des Wynants liegt im Argen,
wie man aus einer Durchsicht der Galerie'
kataloge und der bisher ausgegebenen Bände
„Oud Holland“ entnehmen kann. Wie es
scheint, ist der Künstler zu Amsterdam nach
dem 18. August 1682 gestorben.