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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 4 und 5
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Frimmel, Theodor von: Beobachtungen über Sprünge und Risse an Bildern aus dem XIX. Jahrhundert
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Nr. 4 und 5

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

ioi

gut erhalten. Reichliche Lasurenrisse
an Nr. 84 „Un soir ä Ville d’Avray“.
Beachtenswert, so meine ich, der
Erhaltungszustand an den Bildern von
Leopold Robert aus den Jahren
zwischen 1819 und 1832 in demselben
Musee Rath. Die Innenansicht
aus San Giovanni in Laterano
zu Rom ist 1819 gemalt und
trefflich erhalten. „Die über^
raschten Räuber“ von 1824 sind
craqueliert, wie ein altes Bild
von vorzüglicher Erhaltung. Die
„Jeune fille de Capri“ aus 1826
hat scharf begrenzte Sprünge
im pastosen Weiß. Die Bilder
von 1828 und 1832 sind nur in
den Pentimenten zerrissen. Im
ganzen bilden diese Beispiele
von Leopold Roberts Malerei
Zeugnisse für die gute Haltbar^
keit der damaligen Öltechnik,
soweit sie sorgsam ausgeübt
wurde. Reichliche Lasurenrisse
finden sich übrigens an dem
„Tod des Banditen“ von Leo
pold Robert im Baseler Mu-
seum. Dieses Werk stammt aus
dem Jahre 1824. Manche mit
sehr zäher Ölfarbe (wohl haup>
sächlich Leinölfarbe ohne vielen
Zusatz von Trockenmitteln) ge--
malte Bilder sind merkwürdig
widerstandsfähig gegen Sprunge
bildung. Verhältnismäßig wenige
Sprünge zeigten vor einiger Zeit
Bilder des Luigi Basiletti in
der Pinacoteca Tosio zu Brescia.
Eines davon mit der Ansicht von
Tivoli stammt aus dem Jahre 1821. Im
September 1906 war hauptsächlich nur
der helle Himmel mit Sprüngen versehen.
Gleichfalls in der Pinacoteca Tosio
erwies sich ein Ölgemälde von solider
Mache aus dem Jahre 1859 noch ohne
merkliche Sprünge (Francesco Co'
ghettis Figurenbild, drei heilige Ge^
stalten). Ebendort.

M. Granet: Sakristei mit Möm
chen. Starke Lasurenrisse.
Giuseppe Borsato: Zwei Schnee--
bilder aus Venedig. Eines mit starken
Lasurenrissen. Dieses jedenfalls weniger
solid gemalt als das Zwillingsbild dazu.

Noch immer in der Pinacoteca
Tosio zu Brescia verweilend, teile ich
noch die Beobachtung mit, daß Luigi
Bisis große Innenansicht einer erfun-
denen Kathedrale anfängt, feine, scharfe,
durchdringende Sprünge anzusetzen.
Das Bild war rund 60 Jahre alt, als ich
meine Notizen machte. Es trägt das
Datum 1846.


David Teniers der jüngere: Der Johannesknabe bei der Quelle.
(Hermannstadt, Brukentalsches Museum.) Klischee aus dem
Führer. J
 
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