Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bode, Wilhelm [Gefeierte Pers.]
Forschungen aus den königlichen Museen zu Berlin: Wilhelm von Bode zum 70. Geburtstag — Berlin, 1915

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45264#0067
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VON HEINRICH SCHÄFER

49

dickichte hat wohl den Stoff zu den Vogelbildern Nr. 17 und 18 sowie wohl auch zur
Zeichnung der fressenden Heuschrecke von Nr. 22 geboten. Der prächtige Karpfen von
Nr. 21 (Abb. 26) hat seine Brüder in den vielbewunderten Gewässerbildern. Und die treff-
liche Skizze der Kupferschmiede beim Treiben eines großen Kruges in Nr. 30 (Abb. 27),
der kutschierende Mann von Nr. 29 (Abb. 28) und vielleicht auch der flott gezeichnete
Schreiber von Nr. 284) könnten aus den bewegten Szenen stammen, die uns das Leben
der Ägypter der 18. Dynastie in den Gräbern von Schech Abd el-Gurna und Gurnet
Murra'i so entzückend schildern* 2). Die eleganten Figuren der tanzenden und musi-
zierenden Mädchen fehlen natürlich auf unseren Scherben ebensowenig wie auf den
Grabwänden. Eins der allerschönsten Bilder dieser Gruppe, gleichwertig der berühmten
Turiner Akrobatin (Petrie, Arts and crafts 75), ist unsere Nr. 38 (Abb. 1).
Gerade bei diesen Szenen aus dem Leben wird man, wenn es sich nicht um
so evident nach vorhandenen Mustern kopierte Stücke wie Nr. 8 (Abb. 24) und 9 oder 91
(Abb. 22) handelt, zurückhaltender bei der Deutung des Zwecks ihrer Entstehung sein
müssen. So manches Bildchen unter ihnen mag wirklich eine Augenblicksschöpftmg
nach einer Erscheinung aus der lebendigen Umgebung des Zeichners sein3 4). Selbstver-
ständlich ist auch das kleine Architekturbildchen des Tempels Nr. 75 (Abb. 29) keine
Kopie nach einem vorhandenen Relief 4). Bei der großen Gruppe von Schriftzeichen
Nr. 82 bis 87 fehlt uns natürlich jede Handhabe, die Art ihrer Entstehung festzu-
stellen. Sie können nach vorhandenen Inschriften skizziert sein. Aber wir müssen
auch daran denken, daß den ägyptischen Schreiber oft genug die Lust angewandelt

auf dem Altar liegende Opfertier in Lepsius, Denkm. III, 233 a. Der schöne Schakal Daressy
25088 läßt an unsere Nr. 15. 16 denken. — Die geflügelte Sphinx Daressy 25090 ist eine
Königin des neuen Reiches, und der Steinbock Daressy 25118 nach der Beischrift »der König,
die herrliche Seele des Gottes Schow«. Auch der sitzende Löwe von Daressy 25087 ist gewiß
kein gewöhnlicher Löwe.
’) Der Schreiber von Nr. 27 der Liste (Abb. 3) ist sehr viel schlechter. Er erinnert in
etwas an das Bild des Malers Hui aus der 20. Dynastie, das A. Erman in der Zeitschr. f. ägypt.
Spr. 42, S. 128 abgebildet und besprochen hat, nur daß die unfreie Scherbenzeichnung künst-
lerisch tief unter dem Wandbilde steht.
2) In diesen Gedankenkreis gehört das schöne Stück, das G. Steindorff auf einem
Einzelblatte (»Zum Winckelmannsfest des Archäologischen Seminars der Universität Leipzig
am 12. Dezember 1906 dargebracht«) aus der Leipziger Sammlung veröffentlicht hat: eine
nackte Frau, die einen Ofen anbläst. — Dr. W. Wreszinski in Königsberg besitzt, wie er mir
erzählt, ein Ostrakon mit der Darstellung einer reitenden Frau. — Von Daressys Ostraka ge-
hören hierher: 25024. 25025. 25026. 25027 (alle vier nach demselben Bilde: stehender Privat-
mann) ; 25028 (Betender Privatmann); 25039 (kahlköpfiger Diener); 25038 (Harfenspieler);
25132 (Ringer); 25141 (Mädchen mit altertümlicher Haartracht. Oben das Kranzornament, das
in den Gräbern oft die Wand oben abschließt); 25138 (Mann mit einem Affen auf der Schulter
und Handwerker); 25139 (Arbeiter ziehen [einen Schlitten?]); 25133bis (Bauarbeiter); 25142bis
(ausländischer Sklave mit einem Kruge auf der Schulter); 25159. 25160. 25161. 25162 (Köpfe
von Privatleuten). So manches davon scheint noch deutlich Züge eines Vorbildes aus der
18. Dynastie zu tragen.
3) So natürlich die höchst interessante Skizze eines Begräbnisses im Schachtgrabe auf
einem von A. H. Gardiner aus seinem Besitze veröffentlichten Ostrakon (Proc. soc. bibl. arch.
1913 S. 229). Eine Schakalsmaske, wie sie dabei der eine Priester in der Sargkammer trägt,
befindet sich im Original im PELIZÄUS-Museum in Hildesheim.
4) Ebensowenig wie der Plan eines Königsgrabes bei Daressy 25184 (vgl. Daressy,
Revue archeologique 1898 [XXXII] S. 235 ff.) etwa ein Entwurf zur Anlage eines Grabes ist.

7
 
Annotationen