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Brinckmann, Justus; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Weimar, Wilhelm [Editor]; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Editor]
Beschreibung der europäischen Fayencen: mit geschichtlichen Einleitungen — Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.53038#0045
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Maurisch-spanisch-portugiesische Fayencen.

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Oberer Abschluss einer mit Fayence-Fliesen bekleideten Wand. Das Ornament blau, grün,
gelbbraun in weissem Grunde. Portugal. 16. Jahrhundert.

Maurisch - spanisch - portugiesische Fayencen.
Wiederholt haben muhammedanische Völkerströme Spanien über-
fluthet. Die zu Anfang des 8. Jahrhunderts eingedrungenen Araber stürzten
das westgothische Reich. Nachdem unter den Omejjaden mit der Haupt-
stadt Cordova arabische Kunst und Wissenschaft ihre höchste Blüthe in
Spanien erreicht hatten, rissen die nordafrikanischen Mauren gegen Ende
des 11. Jahrhunderts die Herrschaft an sich. Sie erlagen ihrerseits um
die Mitte des 12. Jahrhunderts den Almohaden, einem anderen maurischen
Stamm. Unter fortgesetzten Kämpfen gegen die Christen bestanden einzelne
Fürstenthümer der Mauren noch lange im südlichen Spanien; Granada mit
der Alhambra bildete seit der Mitte des 13. Jahrhunderts den festesten
Sitz ihrer Macht, bis diese i. J. 1492 gebrochen wurde. Ueber ein Jahr-
hundert wütheten die christlichen Spanier mit Feuer und Schwert gegen
die im Lande verbliebenen Mauren. Im Jahre 1566 wurden nicht nur ihre
nationale Sprache, Schrift und Tracht verboten, sondern auch die decorative
Anwendung des maurischen Stils. Endlich wurde 1610 durch eine grosse
Mauren-Austreibung der letzte Schlag geführt.
Diese Kämpfe sind die Ursache, dass sich nur wenige Reste der
maurischen Kunst in Spanien erhalten haben und die Erzeugnisse der unter
den Mauren Mühenden, durch die Anwendung metallischer Lüsterfarben
sich auszeichnenden Töpferkunst weit häufiger als in ihrem Ursprungslande
in Italien sich finden, wohin sie der Handel aus den Hafenstädten Malaga
und Valencia oder von den balearischen Inseln im Mittelalter
gebracht hat.
Malaga war einer der frühesten Sitze der Fayence-Töpferei. Schon
i. J. 1350 rühmt der Reisende Ibn-Batutah die dort angefertigte schöne,
vergoldete Töpferwaare. Wahrscheinlich sind aus einer dortigen Werk-
statt um dieselbe Zeit die berühmten Alhambra-Vasen hervorgegangen.
Nur eine derselben ist noch in der Alhambra erhalten. Sie ist auf
gelblich-weissem Zinnemailgrund hellblau und blassgoldig bemalt, mit grossen
arabischen Inschriften, Pflanzenwerk und Bandverschlingungen und in einem
Mittelfeld mit gegeneinander gerichteten Antilopen. (Eine Photographie
derselben ausgestellt.) Noch im 16. Jahrhundert wurden goldig lüstrirte
Fayencen in Malaga angefertigt.
Auch die Insel Majorca war Jahrhunderte hindurch ein Sitz
dieser Industrie. Erst im 15. Jahrhundert blühte dieselbe in der Hafenstadt
Valencia auf, deren Fayencen im 16. Jahrhundert vor allen anderen

Im sechsten
Zimmer.
(Erstes der
Südseite.)

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