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Brinckmann, Justus; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Weimar, Wilhelm [Hrsg.]; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Hrsg.]
Beschreibung der europäischen Fayencen: mit geschichtlichen Einleitungen — Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.53038#0095
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Die Fayencen des Elsass und Lothringens.

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Terrine von Fayence, vielfarbig bemalt, die Muschelränder roth abgetönt,
Strassburg, Jos. Hannung, ca. 1760. Länge der Unterschüssel 42 cm.

Die Fayencen des Elsass und Lothringens.

Die Gründung der Strassburger Fabrik, welche sich gegen die Mitte
des 18. Jahrhunderts zu einer tonangebenden Stellung unter allen die
Muffelfarben-Malerei pflegenden Fayence-Manufacturen aufschwingen sollte,
knüpft an verfehlte Versuche an, in der elsässischen Hauptstadt die erste
Fabrik echten Porzellans auf französischem Boden zu begründen. Zu
diesem Zwecke hatte sich ein Ueberläufer aus Meissen, J. H. Wacken-
feld, mit dem seit 1709 in Strassburg ansässigen, aus Maestricht zuge-
wanderten Tabakspfeifenmacher Carl Franz Hannung verbunden.
Beiden wurde i. J. 1721 die erbetene Ermächtigung zur Herstellung von
Porzellan ertheilt. Die Gesellschaft dauerte nur ein Jahr. Wackenfeld
verschwindet dann und Hannung (auch Hanung oder Hannong genannt)
setzt als Fayencier den Betrieb allein fort, mit bestem Erfolge, denn schon
1724 kann er in Hagenau eine zweite Manufactur einrichten und 1730
beide Geschäfte an seine Söhne Paul Anton und Balthasar abtreten.
Nach den von A. Schricker mitgetheilten Auszügen aus den alten
Verzeichnissen muss schon in diesem ersten Abschnitte eine sehr mannig-
fache Waare hergestellt sein, darunter grosse Tafelservice, Thee- und
Kaffee-Geschirre, Messerhefte, Schüsseln mit „fein gemalter Arbeit“, Apo-
thekerhäfen, Puppengeschirre und selbst Kamingarnituren in neun Stücken.
Ein sicherer Nachweis dieser frühesten Waare ist bisher nicht gelungen,
jedoch darf angenommen werden, dass in ihr schon die blumenreiche Rich-
tung, für welche die Strassburger Fayencen später vorbildlich wurden, ein-
geschlagen war.

Im neunten
Zimmer.
(Viertes der
Südseite.)
 
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