Im achten
Zimmer.
(Drittes der
Südseite.)
76 Hamburgisches Museum für Kunst und Gewerbe.
Kleinere deutsche Fayence-Fabriken.
Neben den oben besprochenen und den im weiteren Zusammenhang
zu erwähnenden Fayence-Fabriken sind in Deutschland noch zahlreiche
kleinere Fabriken im 18. Jahrhundert in Betrieb gewesen. Manche dieser
Fayencereien haben nur für den Bedarf der Dörfler ihrer Umgebung
gearbeitet und dann sich auf Geschirre beschränkt, welche geringes kunst-
geschichtliches Interesse bieten, aber durch volksthümliche Bilder und mehr noch
durch allerlei lustige Inschriften beachtenswerth sind. Andere Fayencereien
haben kunstvolle Werke geschaffen, aber immer nur in besonderen Fällen
und ohne es zu einer industriellen Entfaltung ihrer Thätigkeit zu bringen.
In allen Sammlungen, und auch in der unsrigen, finden sich einzelne
Stücke, welche durch die meisterliche Technik und gute Zeichnung ihrer
Malereien den Wunsch erwecken, Näheres über ihre Herkunft zu erfahren.
Bei dem Fehlen der Marken gerade auf vielen der schönsten Fayencen
muss dieser Wunsch so lange unerfüllt bleiben, bis gründlichere Unter-
suchungen Licht über dieses Arbeitsgebiet des deutschen Kunstgewerbes
im Zeitalter des Rococo verbreitet haben. In der nachfolgenden Uebersicht
haben wir uns darauf beschränkt, diejenigen Manufacturen, über welche
wenigstens kurze Daten vorliegen, in alphabetischer Folge zu erwähnen.
Ansbach. In dieser zum Markgrafenthum Ansbach-Bayreuth gehörigen,
auch Anspach oder Onolzbach genannten Stadt hat zu Anfang des
18. Jahrhunderts eine Fayence-Fabrik bestanden, von deren Verhältnissen
und Erzeugnissen wenig bekannt ist, obwohl aus der Erwähnung letzterer
in Beschwerden anderer Fabriken auf umfangreichen Betrieb und Güte der
Waare geschlossen werden darf. Aus Ansbach kamen die ersten Arbeiter
der 1712 begründeten Nürnberger Fabrik. Wenn es richtig ist, dass die
Ansbacher Fayencen die Behangmuster von Rouen nachahmten, so kann
dies erst in späterer Zeit geschehen sein, da in Rouen selbst dieser Ge-
schmack sich erst im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ausbildete.
Wiederholt haben keramische Vaganten, an denen das 18. Jahrhundert so
reich ist, sich in Ansbach aufgehalten. Im Jahre 1766 beschäftigte die
Fabrik nur noch 4 Arbeiter.
Crailsheim (Kreilsheim) in Württemberg, daselbst in den 60er Jahren
eine von Weiss gehörige Fayence-Fabrik mit 18 Arbeitern.
Ellwangen in Württemberg, daselbst in den 60er Jahren eine von
B o cks gehörige Fayence-Fabrik mit 20 Arbeitern. Da Ellwangen unweit von
Schrezheim liegt, stand die in letzterem betriebene Fayencerei vielleicht
zu der Ellwanger in Beziehung, wenn beide nicht etwa identisch sind.
Flörsheim am Main; die dortige Fayencerei gehörte nach Jannicke
der Universität Mainz, wurde von dieser in den 70er Jahren des 18. Jahr-
hunderts an Kronebold und F. C. Machenhauer, die bisherigen
Pächter, verkauft und war noch in unserem Jahrhundert in Betrieb.
Göggingen. Dem Fürstbischof von Augsburg wurde am 5. Oktober
1748 der Vorschlag zur Errichtung einer „Majolika-Manufactur“ in dem
unweit Augsburg’s belegenen Göggingen unterbreitet, mit der Absicht, der
Waare Absatz nach der Schweiz und Tirol zu verschaffen. Als ersten tech-
nischen Leiter nennt Ernst Zais den aus Oettingen zugezogenen Fabrikanten
Hoffmann, als Bossierer den Augsburger Joseph Hacklh. Unter
den Erzeugnissen werden vergoldete Oefen, „Blumenwerk“ (Gartenvasen?)
für die Hofgärten, ein Tafelservice für den Bischof, „einmässige und halb-
Zimmer.
(Drittes der
Südseite.)
76 Hamburgisches Museum für Kunst und Gewerbe.
Kleinere deutsche Fayence-Fabriken.
Neben den oben besprochenen und den im weiteren Zusammenhang
zu erwähnenden Fayence-Fabriken sind in Deutschland noch zahlreiche
kleinere Fabriken im 18. Jahrhundert in Betrieb gewesen. Manche dieser
Fayencereien haben nur für den Bedarf der Dörfler ihrer Umgebung
gearbeitet und dann sich auf Geschirre beschränkt, welche geringes kunst-
geschichtliches Interesse bieten, aber durch volksthümliche Bilder und mehr noch
durch allerlei lustige Inschriften beachtenswerth sind. Andere Fayencereien
haben kunstvolle Werke geschaffen, aber immer nur in besonderen Fällen
und ohne es zu einer industriellen Entfaltung ihrer Thätigkeit zu bringen.
In allen Sammlungen, und auch in der unsrigen, finden sich einzelne
Stücke, welche durch die meisterliche Technik und gute Zeichnung ihrer
Malereien den Wunsch erwecken, Näheres über ihre Herkunft zu erfahren.
Bei dem Fehlen der Marken gerade auf vielen der schönsten Fayencen
muss dieser Wunsch so lange unerfüllt bleiben, bis gründlichere Unter-
suchungen Licht über dieses Arbeitsgebiet des deutschen Kunstgewerbes
im Zeitalter des Rococo verbreitet haben. In der nachfolgenden Uebersicht
haben wir uns darauf beschränkt, diejenigen Manufacturen, über welche
wenigstens kurze Daten vorliegen, in alphabetischer Folge zu erwähnen.
Ansbach. In dieser zum Markgrafenthum Ansbach-Bayreuth gehörigen,
auch Anspach oder Onolzbach genannten Stadt hat zu Anfang des
18. Jahrhunderts eine Fayence-Fabrik bestanden, von deren Verhältnissen
und Erzeugnissen wenig bekannt ist, obwohl aus der Erwähnung letzterer
in Beschwerden anderer Fabriken auf umfangreichen Betrieb und Güte der
Waare geschlossen werden darf. Aus Ansbach kamen die ersten Arbeiter
der 1712 begründeten Nürnberger Fabrik. Wenn es richtig ist, dass die
Ansbacher Fayencen die Behangmuster von Rouen nachahmten, so kann
dies erst in späterer Zeit geschehen sein, da in Rouen selbst dieser Ge-
schmack sich erst im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ausbildete.
Wiederholt haben keramische Vaganten, an denen das 18. Jahrhundert so
reich ist, sich in Ansbach aufgehalten. Im Jahre 1766 beschäftigte die
Fabrik nur noch 4 Arbeiter.
Crailsheim (Kreilsheim) in Württemberg, daselbst in den 60er Jahren
eine von Weiss gehörige Fayence-Fabrik mit 18 Arbeitern.
Ellwangen in Württemberg, daselbst in den 60er Jahren eine von
B o cks gehörige Fayence-Fabrik mit 20 Arbeitern. Da Ellwangen unweit von
Schrezheim liegt, stand die in letzterem betriebene Fayencerei vielleicht
zu der Ellwanger in Beziehung, wenn beide nicht etwa identisch sind.
Flörsheim am Main; die dortige Fayencerei gehörte nach Jannicke
der Universität Mainz, wurde von dieser in den 70er Jahren des 18. Jahr-
hunderts an Kronebold und F. C. Machenhauer, die bisherigen
Pächter, verkauft und war noch in unserem Jahrhundert in Betrieb.
Göggingen. Dem Fürstbischof von Augsburg wurde am 5. Oktober
1748 der Vorschlag zur Errichtung einer „Majolika-Manufactur“ in dem
unweit Augsburg’s belegenen Göggingen unterbreitet, mit der Absicht, der
Waare Absatz nach der Schweiz und Tirol zu verschaffen. Als ersten tech-
nischen Leiter nennt Ernst Zais den aus Oettingen zugezogenen Fabrikanten
Hoffmann, als Bossierer den Augsburger Joseph Hacklh. Unter
den Erzeugnissen werden vergoldete Oefen, „Blumenwerk“ (Gartenvasen?)
für die Hofgärten, ein Tafelservice für den Bischof, „einmässige und halb-