Delfter Fayencen,
55
Kühlbecken von Delfter Fayence mit fünffarbiger Scliarffeuer-Bemalung.
Werk des Louwys Fictoor, ca. 1700. Gr. Durchm. 44 cm.
Delfter Fayencen.
Die Anfänge der berühmten Fayence-Industrie in der holländischen
Stadt Delft reichen nicht weiter zurück als bis in die letzten Jahre des 16. Jahr-
hunderts. Das i. J. 1600 aufgenommene Verzeichniss aller Delfter Herdstätten
führt nur zwei Töpfer „plateelbacker“ auf; das Meisterbuch der St. Lucas-
Gilde im Jahre 1613 acht Fayence-Meister, unter denen Herman Pietersz
hervorragt. Diese im Jahre 1611 begründete mächtige Künstlergilde um-
fasste acht Körperschaften, Maler, Glasmaler, Fayencetöpfer, Teppichweber,
Bildhauer, Etuimacher, Kunstdrucker und Buchhändler, Kupferstich- und
Bilderhändler. Strenge Strafen bedrohten Jeden, welcher Arbeiten eines
dieser Fächer unternahm, ohne Mitglied der Gilde zu sein. Nicht einmal
der Handel mit Gegenständen, welche in den Bereich der Gildengewerbe
fielen, war ein freier. Das Meisterrecht konnte nur durch Erfüllung einer
langen Reihe kostspieliger und mühsamer Bedingungen erreicht werden.
(Sechsjährige Lehrzeit mit dreimaligem Abschluss eines Lehrvertrages von
zweijähriger Dauer; Bestehen einer Prüfung, bei welcher der Dreher be-
stimmte Gefässe auf der Scheibe zu formen, der Maler solche zu decoriren,
jeder sich aber auch der Arbeiten des andern kundig zu erweisen hatte;
endlich die Zahlung namhafter Einschüsse in die reiche Meisterkasse). Diese
Gildenverfassung, unter welcher die Delfter Fayence-Industrie sich zur
höchsten Blüthe erhob, erhielt sich bis zum Jahre 1853, wo der letzte Ober-
meister sein Amt in die Hände des Magistrates niederlegte, nachdem schon
Jahrzehnte vorher die Kunst langsam abgestorben und keine neuen Mit-
glieder eingetreten waren.
Schon die ersten Erzeugnisse Delfts zeigen jenen gelblichen, leichten,
aber widerstandsfähigen und klangvollen Scherben und den besonderen
frischen Glanz der Zinnemail-Glasur, welcher die Delfter Fayencen in der
Folgezeit vor allen anderen auszeichnet und durch das Bestäuben der
Im achten
Zimmer.
(Drittes der
Südseite.)
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Kühlbecken von Delfter Fayence mit fünffarbiger Scliarffeuer-Bemalung.
Werk des Louwys Fictoor, ca. 1700. Gr. Durchm. 44 cm.
Delfter Fayencen.
Die Anfänge der berühmten Fayence-Industrie in der holländischen
Stadt Delft reichen nicht weiter zurück als bis in die letzten Jahre des 16. Jahr-
hunderts. Das i. J. 1600 aufgenommene Verzeichniss aller Delfter Herdstätten
führt nur zwei Töpfer „plateelbacker“ auf; das Meisterbuch der St. Lucas-
Gilde im Jahre 1613 acht Fayence-Meister, unter denen Herman Pietersz
hervorragt. Diese im Jahre 1611 begründete mächtige Künstlergilde um-
fasste acht Körperschaften, Maler, Glasmaler, Fayencetöpfer, Teppichweber,
Bildhauer, Etuimacher, Kunstdrucker und Buchhändler, Kupferstich- und
Bilderhändler. Strenge Strafen bedrohten Jeden, welcher Arbeiten eines
dieser Fächer unternahm, ohne Mitglied der Gilde zu sein. Nicht einmal
der Handel mit Gegenständen, welche in den Bereich der Gildengewerbe
fielen, war ein freier. Das Meisterrecht konnte nur durch Erfüllung einer
langen Reihe kostspieliger und mühsamer Bedingungen erreicht werden.
(Sechsjährige Lehrzeit mit dreimaligem Abschluss eines Lehrvertrages von
zweijähriger Dauer; Bestehen einer Prüfung, bei welcher der Dreher be-
stimmte Gefässe auf der Scheibe zu formen, der Maler solche zu decoriren,
jeder sich aber auch der Arbeiten des andern kundig zu erweisen hatte;
endlich die Zahlung namhafter Einschüsse in die reiche Meisterkasse). Diese
Gildenverfassung, unter welcher die Delfter Fayence-Industrie sich zur
höchsten Blüthe erhob, erhielt sich bis zum Jahre 1853, wo der letzte Ober-
meister sein Amt in die Hände des Magistrates niederlegte, nachdem schon
Jahrzehnte vorher die Kunst langsam abgestorben und keine neuen Mit-
glieder eingetreten waren.
Schon die ersten Erzeugnisse Delfts zeigen jenen gelblichen, leichten,
aber widerstandsfähigen und klangvollen Scherben und den besonderen
frischen Glanz der Zinnemail-Glasur, welcher die Delfter Fayencen in der
Folgezeit vor allen anderen auszeichnet und durch das Bestäuben der
Im achten
Zimmer.
(Drittes der
Südseite.)