Fayencen von Schleswig-Holstein.
109
Schleswig-Holsteinische Fayencen.
Das Gründungsfieber, welches um die Mitte des 18. Jahrhunderts
aller Orten in Deutschland zur Einrichtung von Porzellan- oder Fayence-
Fabriken reizte, ergriff auch die schleswig-holsteinischen Lande. Von diesen
gehörte damals Schleswig zur dänischen Krone, während der grössere Theil
von Holstein als „gottorp’scher Antheil“ unter dem in Kiel residirenden
Herzog Karl Peter Ulrich stand, welcher bekanntlich 1762 als Peter III.
den russischen Thron bestieg. Im Jahre 1767 ging jedoch der Antheil
des Hauses Gottorp an Holstein durch einen i. J. 1773 ratificirten Tausch-
vertrag auf Dänemark über, und so ward ganz Schleswig-Holstein dem
Scepter des Königs Christian VII. von Dänemark unterthan.
Zur Herstellung von Porzellan kam es nirgends. Als urkundlich erste
Fayence-Fabrik des Landes erscheint die im Jahre 1755 zu Schleswig
begründete; ihr folgt alsbald die Fabrik zu Eckernförde; mit dem
reichen Erbe dieser wirthschaftet die bedeutende Kieler Fabrik und auf
letztere folgt die nicht minder leistungsfähige Fabrik zu Stockeis dorff
bei Lübeck. In Kellinghusen erblühte eine mehr die bäurischen
Bedürfnisse befriedigende Fayence-Industrie, welche vielleicht noch zurück-
reicht hinter die Anfänge Schleswigs und noch in vollem Betriebe stand,
als zu Anfang des 19. Jahrhunderts alle übrigen Werkstätten schon wieder
eingegangen waren. In Rendsburg wurde neben echter Fayence das weisse
englische Steingut und schwarze Wedgwood-Waare erzeugt. In Flensburg
versuchte man es mit der Fayence, ohne es den übrigen Fabriken des
Landes darin gleichthun zu können. In Plön wurden Oefen angefertigt.
In Oldesloe kam man über vereinzelte Versuche nicht hinaus. Altona
betheiligte sich in bescheidenem Maasse an der Herstellung jener Fayence-
Oefen, deren kunstvolle Gestaltung und Bemalung der Stadt Hamburg
einen Ehrenplatz unter den Stätten deutscher keramischer Kunst im
18. Jahrhundert sichert.
Fayencen von Schleswig.
Die Geschichte dieser ältesten Fayence-Fabrik des Landes beginnt
mit einem am 29. November 1754 an die königliche Regierung gerichteten
Bittgesuch des Ludewig von Lücke. Dieser will, um sich für eine ihm
vom Könige Friedrich V. von Dänemark ausgesetzte Pension dankbar zu
erweisen, „seine erlernte Kunst und Wissenschaft in Schleswig weiter fort-
setzen und zu solchem Zwecke eine Fabrique von echter und unechter
Porcelaine anlegen“. Er hofft hierfür Kapitalisten zu gewinnen und will
„ihnen ohne einiges Gehalt dienen, die Direction der Fabrique führen“. Die
Privilegien, welche er für diese erbittet, sind Steuerfreiheit der Fabrik und
der daselbst beschäftigten Künstler und Handwerker, Militärfreiheit der-
selben, Stempelfreiheit der in Anlass der Fabrik geschlossenen Contracte;
Zollfreiheit für ihre Erzeugnisse in des Königs Landen, Verbot der Einfuhr
allen fremden Porzellans, ausgenommen des von der asiatischen Compagnie
in Kopenhagen eingeführten, jedoch unter der Voraussetzung, dass die
Production der in Schleswig zu gründenden Fabrik den Bedarf des
Landes decke.
Diesem weit ausgreifenden Gesuch widerspricht am 11. März 1755
ein Bericht des Rathes der Stadt Schleswig, indem er das Vorhaben wohl
als ein nützliches und auf alle Art und Weise zu unterstützendes Werk
Im neunten
Zimmer.
(Viertes der
Südseite.)
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Schleswig-Holsteinische Fayencen.
Das Gründungsfieber, welches um die Mitte des 18. Jahrhunderts
aller Orten in Deutschland zur Einrichtung von Porzellan- oder Fayence-
Fabriken reizte, ergriff auch die schleswig-holsteinischen Lande. Von diesen
gehörte damals Schleswig zur dänischen Krone, während der grössere Theil
von Holstein als „gottorp’scher Antheil“ unter dem in Kiel residirenden
Herzog Karl Peter Ulrich stand, welcher bekanntlich 1762 als Peter III.
den russischen Thron bestieg. Im Jahre 1767 ging jedoch der Antheil
des Hauses Gottorp an Holstein durch einen i. J. 1773 ratificirten Tausch-
vertrag auf Dänemark über, und so ward ganz Schleswig-Holstein dem
Scepter des Königs Christian VII. von Dänemark unterthan.
Zur Herstellung von Porzellan kam es nirgends. Als urkundlich erste
Fayence-Fabrik des Landes erscheint die im Jahre 1755 zu Schleswig
begründete; ihr folgt alsbald die Fabrik zu Eckernförde; mit dem
reichen Erbe dieser wirthschaftet die bedeutende Kieler Fabrik und auf
letztere folgt die nicht minder leistungsfähige Fabrik zu Stockeis dorff
bei Lübeck. In Kellinghusen erblühte eine mehr die bäurischen
Bedürfnisse befriedigende Fayence-Industrie, welche vielleicht noch zurück-
reicht hinter die Anfänge Schleswigs und noch in vollem Betriebe stand,
als zu Anfang des 19. Jahrhunderts alle übrigen Werkstätten schon wieder
eingegangen waren. In Rendsburg wurde neben echter Fayence das weisse
englische Steingut und schwarze Wedgwood-Waare erzeugt. In Flensburg
versuchte man es mit der Fayence, ohne es den übrigen Fabriken des
Landes darin gleichthun zu können. In Plön wurden Oefen angefertigt.
In Oldesloe kam man über vereinzelte Versuche nicht hinaus. Altona
betheiligte sich in bescheidenem Maasse an der Herstellung jener Fayence-
Oefen, deren kunstvolle Gestaltung und Bemalung der Stadt Hamburg
einen Ehrenplatz unter den Stätten deutscher keramischer Kunst im
18. Jahrhundert sichert.
Fayencen von Schleswig.
Die Geschichte dieser ältesten Fayence-Fabrik des Landes beginnt
mit einem am 29. November 1754 an die königliche Regierung gerichteten
Bittgesuch des Ludewig von Lücke. Dieser will, um sich für eine ihm
vom Könige Friedrich V. von Dänemark ausgesetzte Pension dankbar zu
erweisen, „seine erlernte Kunst und Wissenschaft in Schleswig weiter fort-
setzen und zu solchem Zwecke eine Fabrique von echter und unechter
Porcelaine anlegen“. Er hofft hierfür Kapitalisten zu gewinnen und will
„ihnen ohne einiges Gehalt dienen, die Direction der Fabrique führen“. Die
Privilegien, welche er für diese erbittet, sind Steuerfreiheit der Fabrik und
der daselbst beschäftigten Künstler und Handwerker, Militärfreiheit der-
selben, Stempelfreiheit der in Anlass der Fabrik geschlossenen Contracte;
Zollfreiheit für ihre Erzeugnisse in des Königs Landen, Verbot der Einfuhr
allen fremden Porzellans, ausgenommen des von der asiatischen Compagnie
in Kopenhagen eingeführten, jedoch unter der Voraussetzung, dass die
Production der in Schleswig zu gründenden Fabrik den Bedarf des
Landes decke.
Diesem weit ausgreifenden Gesuch widerspricht am 11. März 1755
ein Bericht des Rathes der Stadt Schleswig, indem er das Vorhaben wohl
als ein nützliches und auf alle Art und Weise zu unterstützendes Werk
Im neunten
Zimmer.
(Viertes der
Südseite.)