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Hamburgisches Museum für Kunst und Gewerbe.
Im siebenten
Zimmer.
(Zweites der
Südseite.)
Emaillirte deutsche Töpferarbeiten des 16. Jahrhunderts.
Unter den deutschen Töpferwaaren der Mitte des 16. Jahrhunderts
zeichnen sich die eine Zeit lang als vermeintliche Arbeiten des Nürn-
berger Künstlers Augustin Hirsvogel überschätzten, vielfarbig emaillirten
Thonkrüge aus. Die Gestalt dieser wahrscheinlich in verschiedenen
Gegenden Deutschlands, mit Sicherheit u. A. in Annaberg in Sachsen
hergestellten sogenannten Hirschvogelkrüge ist meistens eine birn-
förmige mit kurzem Hals und leicht ausgeschweiftem Fuss. Der Henkel
ist tauförmig gewunden. Die Oberfläche wird durch dünne, die verschieden
gefärbten Schmelze gegen einander abgrenzende Rundstäbe in Felder ge-
theilt und mit erhabenen Zierathen, blätterbesetzten Ranken und figür-
lichen Darstellungen weltlichen Lebens oder des neuen und alten Testa-
mentes belebt. Diese Zierathen wurden ähnlich wie bei dem rheinischen
Steinzeug einzeln aus Hohlformen gedrückt und mit Thonschlicker an-
gesetzt, das Ganze schliesslich bunt glasirt, in den Flächen mit vor-
wiegendem tiefem, schönem Blau, Manganviolett, glänzendem Grün und
Gelb, in den Reliefs und den Rundstäben auch mit Weiss, wobei bereits
das opake Zinnemail Anwendung fand.
„Hirschvogelkrug“, Süddeutsch.
Mitte des 16. Jalirhdts. Höhe 30 cm.
Der hier abgebildete emaillirte
Thonkrug in Art der Hirschvogel-
krüge zeigt am Hals dunkelblaue, am
Fuss tiefviolette, am Bauch und Henkel
saftgrüne Glasur, am Nacken einen
gelben Streifen zwischen weissen Rund-
stäben; dieselben Farben kehren an
den Reliefs wieder. Letztere stellen
drei biblische Scenen von typologischem
Zusammenhang dar: Christi Leiden,
vorgebildet in Isaaks Opfer und in der
Erhöhung der Schlange durch Moses
in der Wüste; die in grösserem Maass-
stabe unter dem Henkel angebrachte
Darstellung einer Frau, welche diese
Vorgänge einem neben ihr knieenden
Manne zu deuten scheint, ist als die
kumanische Sybille zu erklären, welche
dem Kaiser Augustus oder dem Dichter
Virgil die Offenbarung verkündet.
Eine zweite Art emaillirter Töpfer-
waaren der deutschen Renaissance ist
durch die auf der folgenden Seite ab-
gebildete grosse P r u n k s c h ü s s e 1 ver-
treten. In technischer Hinsicht ist sie
dadurch gekennzeichnet, dass die Um-
risse der Zeichnung in den noch weichen
Thon scharf eingeritzt sind, wodurch
die farbigen Glasuren, mit welchen
man die Fläche überschmolz, vor
dem Ineinanderlaufen bewahrt ■wurden.
Hamburgisches Museum für Kunst und Gewerbe.
Im siebenten
Zimmer.
(Zweites der
Südseite.)
Emaillirte deutsche Töpferarbeiten des 16. Jahrhunderts.
Unter den deutschen Töpferwaaren der Mitte des 16. Jahrhunderts
zeichnen sich die eine Zeit lang als vermeintliche Arbeiten des Nürn-
berger Künstlers Augustin Hirsvogel überschätzten, vielfarbig emaillirten
Thonkrüge aus. Die Gestalt dieser wahrscheinlich in verschiedenen
Gegenden Deutschlands, mit Sicherheit u. A. in Annaberg in Sachsen
hergestellten sogenannten Hirschvogelkrüge ist meistens eine birn-
förmige mit kurzem Hals und leicht ausgeschweiftem Fuss. Der Henkel
ist tauförmig gewunden. Die Oberfläche wird durch dünne, die verschieden
gefärbten Schmelze gegen einander abgrenzende Rundstäbe in Felder ge-
theilt und mit erhabenen Zierathen, blätterbesetzten Ranken und figür-
lichen Darstellungen weltlichen Lebens oder des neuen und alten Testa-
mentes belebt. Diese Zierathen wurden ähnlich wie bei dem rheinischen
Steinzeug einzeln aus Hohlformen gedrückt und mit Thonschlicker an-
gesetzt, das Ganze schliesslich bunt glasirt, in den Flächen mit vor-
wiegendem tiefem, schönem Blau, Manganviolett, glänzendem Grün und
Gelb, in den Reliefs und den Rundstäben auch mit Weiss, wobei bereits
das opake Zinnemail Anwendung fand.
„Hirschvogelkrug“, Süddeutsch.
Mitte des 16. Jalirhdts. Höhe 30 cm.
Der hier abgebildete emaillirte
Thonkrug in Art der Hirschvogel-
krüge zeigt am Hals dunkelblaue, am
Fuss tiefviolette, am Bauch und Henkel
saftgrüne Glasur, am Nacken einen
gelben Streifen zwischen weissen Rund-
stäben; dieselben Farben kehren an
den Reliefs wieder. Letztere stellen
drei biblische Scenen von typologischem
Zusammenhang dar: Christi Leiden,
vorgebildet in Isaaks Opfer und in der
Erhöhung der Schlange durch Moses
in der Wüste; die in grösserem Maass-
stabe unter dem Henkel angebrachte
Darstellung einer Frau, welche diese
Vorgänge einem neben ihr knieenden
Manne zu deuten scheint, ist als die
kumanische Sybille zu erklären, welche
dem Kaiser Augustus oder dem Dichter
Virgil die Offenbarung verkündet.
Eine zweite Art emaillirter Töpfer-
waaren der deutschen Renaissance ist
durch die auf der folgenden Seite ab-
gebildete grosse P r u n k s c h ü s s e 1 ver-
treten. In technischer Hinsicht ist sie
dadurch gekennzeichnet, dass die Um-
risse der Zeichnung in den noch weichen
Thon scharf eingeritzt sind, wodurch
die farbigen Glasuren, mit welchen
man die Fläche überschmolz, vor
dem Ineinanderlaufen bewahrt ■wurden.