Kleinere deutsche Fayence-Fabriken. 77
mässige“ Krüge und Theeschalen erwähnt. Im Jahre 1752 wurde der
Betrieb für bischöfliche Rechnung eingestellt, jedoch ist derselbe wahr-
scheinlich von Hacklh, welcher die Bestände übernahm, noch eine Weile fort-
gesetzt worden.
Kelsterbach am Main; nach v. Drach eingerichtet i. J. 1758 von
J. C. Frede, einem gelernten Fayencier; das Privileg i. J. 1760 über-
tragen auf Kasper Maintz. Aus dieser Fabrik, welche später zum
Porzellan überging, sind viele Schüsseln mit launigen Inschriften und
anderes Bauerngeschirr hervorgegangen; als theuerste Stücke werden
erwähnt Terrinen zu 2V2 fl. und „Potolien“ (d. s. pots ä oille, grosse
Suppennäpfe) zu 3 */2 bis 4'/2 fl.
Künersberg. Noch ehe die Gögginger Fabrik in Betrieb gelangte,
erhob Jacob von Küner, Edler von Künersberg, der auf seinem Landgut
Künersberg bei Memmingen auf Grund eines kaiserlichen Privilegs vom
22. Juli 1744 eine Fayence-Fabrik eingerichtet hatte, Einspruch beim Bischof
von Augsburg, da das Privilegium ein ausschliessliches für den ganzen
schwäbischen Kreis sei. Der Bischof betrachtete das Privileg als einen
Eingriff in seine Hoheitsrechte und verbot den Betrieb der Künersberger
Waare in seinem Lande.
Maasskrug, feiu bemalt in Grau mit einem Schaf, Ziegenbock und Zicklein,
welches an einem Rebstock knappert; als Hintergrund Landschaft mit vielthürmiger
Stadt in Blau mit wenig Gelb. Bezeichnet mit verschlungenem I. G. II. und Kuners-
berg, 1746. — Maasskrug, mit dem Wappen des Johannes Stoltzenbauer 1747 in
Blau und Gelbgrün; an den Seiten chinesische Blumen in Blau, Gelb, Gelbgrün und
blassem Violett. Bez. Künersberg. — Achteckig geschweifte Schüssel, im
Spiegel blaues Tischchen mit Blumenkorb nach chinesischer Art, auf dem Rande weisse
Spiralen und Rosetten in blauem Grund. Das Blau opak und weissrissig. Bez. K. B.: K. No. 4.
— Helmförmige Wasserkanne mit Behangmuster und Figuren.
Ludwigsburg in Württemberg. Dort wurden neben den Porzellanen
auch Fayencen hergestellt und bemalt. In Aufzeichnungen des Nymphen-
burger Porzellanmalers G. Schrimpf v. J. 1766 wird erwähnt, dass die
Malerei von beiden in einem Zimmer beisammen geschehe.
Proskau, die bedeutendste der schlesischen Fabriken, nachA. Schultz
errichtet i. J. 1763 durch Graf Leopold von Proskau auf Proskau
mit Arbeitern aus Holitzsch in Mähren. Nach des Grafen Tod i. J. 1769
unter Leitung J. J. Re in er’s fortgesetzt, beschäftigt die Fabrik um diese
Zeit 48 Arbeiter. In Proskau wurden Fayencen mit Blumenmalereien in
Muffelfarben (häufig karminrothe Nelken!) und in Gestalt von Vögeln
hergestellt. Der Betrieb wurde nach dem Verkauf der Herrschaft an
Friedrich den Grossen und Erhebung derselben zur Domaine (daher das
D. P. als Marke) 1786 auf die Herstellung von Steingut ausgedehnt; später
auch auf braunglasirte Waare mit Silbermalerei nach Böttger’scher Art.
Rehweiler in Unterfranken. Daselbst hat eine gräflich CasteU’sche
I'ayencerei bestanden, aus welcher eigenartige Fayencen hervorgegangen sind,
welche sich durch die vorwiegende Anwendung eines leuchtend grünen,
dickaufliegenden Schmelzes auszeichnen. Neben dem oft etwas trocken
gebliebenen Grün treten das blasse Rosenroth, Dottergelb, Hellblau, Ziegel-
votli zurück. Die Malereien lehnen sich meist an chinesische Vorbilder; es
kommen jedoch auch ganz selbstständige Randornamente und Wappen vor.
Als Marke bisweilen der gräflich CasteU’sche Wappenschild.
Im achten
Zimmer.
(Drittes der
Südseite.)
mässige“ Krüge und Theeschalen erwähnt. Im Jahre 1752 wurde der
Betrieb für bischöfliche Rechnung eingestellt, jedoch ist derselbe wahr-
scheinlich von Hacklh, welcher die Bestände übernahm, noch eine Weile fort-
gesetzt worden.
Kelsterbach am Main; nach v. Drach eingerichtet i. J. 1758 von
J. C. Frede, einem gelernten Fayencier; das Privileg i. J. 1760 über-
tragen auf Kasper Maintz. Aus dieser Fabrik, welche später zum
Porzellan überging, sind viele Schüsseln mit launigen Inschriften und
anderes Bauerngeschirr hervorgegangen; als theuerste Stücke werden
erwähnt Terrinen zu 2V2 fl. und „Potolien“ (d. s. pots ä oille, grosse
Suppennäpfe) zu 3 */2 bis 4'/2 fl.
Künersberg. Noch ehe die Gögginger Fabrik in Betrieb gelangte,
erhob Jacob von Küner, Edler von Künersberg, der auf seinem Landgut
Künersberg bei Memmingen auf Grund eines kaiserlichen Privilegs vom
22. Juli 1744 eine Fayence-Fabrik eingerichtet hatte, Einspruch beim Bischof
von Augsburg, da das Privilegium ein ausschliessliches für den ganzen
schwäbischen Kreis sei. Der Bischof betrachtete das Privileg als einen
Eingriff in seine Hoheitsrechte und verbot den Betrieb der Künersberger
Waare in seinem Lande.
Maasskrug, feiu bemalt in Grau mit einem Schaf, Ziegenbock und Zicklein,
welches an einem Rebstock knappert; als Hintergrund Landschaft mit vielthürmiger
Stadt in Blau mit wenig Gelb. Bezeichnet mit verschlungenem I. G. II. und Kuners-
berg, 1746. — Maasskrug, mit dem Wappen des Johannes Stoltzenbauer 1747 in
Blau und Gelbgrün; an den Seiten chinesische Blumen in Blau, Gelb, Gelbgrün und
blassem Violett. Bez. Künersberg. — Achteckig geschweifte Schüssel, im
Spiegel blaues Tischchen mit Blumenkorb nach chinesischer Art, auf dem Rande weisse
Spiralen und Rosetten in blauem Grund. Das Blau opak und weissrissig. Bez. K. B.: K. No. 4.
— Helmförmige Wasserkanne mit Behangmuster und Figuren.
Ludwigsburg in Württemberg. Dort wurden neben den Porzellanen
auch Fayencen hergestellt und bemalt. In Aufzeichnungen des Nymphen-
burger Porzellanmalers G. Schrimpf v. J. 1766 wird erwähnt, dass die
Malerei von beiden in einem Zimmer beisammen geschehe.
Proskau, die bedeutendste der schlesischen Fabriken, nachA. Schultz
errichtet i. J. 1763 durch Graf Leopold von Proskau auf Proskau
mit Arbeitern aus Holitzsch in Mähren. Nach des Grafen Tod i. J. 1769
unter Leitung J. J. Re in er’s fortgesetzt, beschäftigt die Fabrik um diese
Zeit 48 Arbeiter. In Proskau wurden Fayencen mit Blumenmalereien in
Muffelfarben (häufig karminrothe Nelken!) und in Gestalt von Vögeln
hergestellt. Der Betrieb wurde nach dem Verkauf der Herrschaft an
Friedrich den Grossen und Erhebung derselben zur Domaine (daher das
D. P. als Marke) 1786 auf die Herstellung von Steingut ausgedehnt; später
auch auf braunglasirte Waare mit Silbermalerei nach Böttger’scher Art.
Rehweiler in Unterfranken. Daselbst hat eine gräflich CasteU’sche
I'ayencerei bestanden, aus welcher eigenartige Fayencen hervorgegangen sind,
welche sich durch die vorwiegende Anwendung eines leuchtend grünen,
dickaufliegenden Schmelzes auszeichnen. Neben dem oft etwas trocken
gebliebenen Grün treten das blasse Rosenroth, Dottergelb, Hellblau, Ziegel-
votli zurück. Die Malereien lehnen sich meist an chinesische Vorbilder; es
kommen jedoch auch ganz selbstständige Randornamente und Wappen vor.
Als Marke bisweilen der gräflich CasteU’sche Wappenschild.
Im achten
Zimmer.
(Drittes der
Südseite.)