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Brinckmann, Justus; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Weimar, Wilhelm [Hrsg.]; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Hrsg.]
Beschreibung der europäischen Fayencen: mit geschichtlichen Einleitungen — Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.53038#0039
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Italienische Fayencen, Venedig.

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dreifarbigen Blumen und
gelben Früchten; dazwischen
erscheinen in dem dunkel-
blauen Grunde magere,
weisse Spiralen und Ban-
ken, welche nicht aufgemalt,
sondern mit dem Griffel
ausgehoben sind, während
die Glasur no ch in pulverigem
Zustande war. Die grossen
Köpfe in den Bildfeldern,
Frauen, Krieger, Greise, er-
innern an die venetianische
Malerschule jener Zeit und
sind auf der wenig zinn-
haltigen, daher etwas durch-
scheinenden Glasur mit brei-
tem Pinsel in Blau, zweierlei
Gelb, Grau, wenig Violett
und in groben Strichen auf-
gesetztem Weiss ausgeführt.
Während des 17. Jahr-
hunderts blieben in Venedig
Fayence-Töpfereien in Thä-
tigkeit, von deren Erzeug-
nissen jedoch wenig über-
liefert ist. Im IS. Jahr-
hundert gehen aus venetia-
nischen Werkstätten Fayen-
cen von neuer Art hervor.
Dieselben zeichnen sich
durch ihre ausserordentliche,
an Metallblech erinnernde


Grosser Apothekertopf (Albarello), von Fayence, mit
einem Frauenkopf m Gelb, Grau und Blau und
Blumenwerk in Grün, Gelb, Blau auf dunkelblauem
Grund mit weiss ausgehobenen Ranken. Venedig,
ca. 1560. Höhe 40 cm.

Leichtigkeit und das geformte Belief, grosse Banken oder Fruchtkränze, der
breiten Schüsselränder aus. Bemalt wurden sie vorwiegend mit zweierlei
Braun, mit lebhaftem Blau, Ockergelb und blassem Grün auf bläulich
oder grau getöntem Grund. Welchen Antheil an diesen Fayencen die
i. J. 1753 vom Senat concessionirte Werkstatt Bertolini’s nahm, ist noch
nicht sicher nachgewiesen. Wahrscheinlich huldigte dieselbe mehr dem
Zeitgeschmack und gehören jene Schüsseln mit Belief-Bändern eher in eine
frühere Periode.

Im siebenten
Zimmer.
(Zweites der
Südseite.)

Venetianische Fayencen:
Teller, auf blauem Grunde bemalt in blaugrauem, weissgehöhtem Camayeu
mit einer antiken Büste, hinter welcher auf breitem Bande der Name „Ennio“, um-
geben von fünf, durch einen Reifen verbundenen Trophäen von Waffen und Musik-
instrumenten ; darin auf einem Schilde die Jahrzahl 1540, auf einem Bande die Inschrift
„Copia rerum“. Aus dem blauen Grund sind flatternde Bändchen ausgehoben.
Zwei Albarelli und mehrere Teller, bemalt auf kleisterblauer Glasur mit
blauem, weissgehöhtem Blattwerk; die Unterseiten der Teller theils mit loser um-
laufender Ranke, wie bei dem Teller von 1540, theils mit Blattkelch.
 
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