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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0071

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II. Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickelang, von Ol. 60—So. 67

beigeschrieben war: klomeneus, auf dessen Schilde neben dem Hahn, welchen
Pausanias auf die Abstammung des Helden von Helios bezieht, auch der Name
des Künstlers eingegraben war: und Odysseus, dessen Statue Nero nach Rom
geschleppt hatte. Die übrigen sechs müssen nach Homer gewesen sein: Dio-
medes, die beiden Aias, Meriones. Eurypylos. Thoas. In der Weihinschrift
nannten sich die Achaeer Nachkommen des Pelops und Tantalos. gaben aber
die Veranlassung der Weihung nicht näher an. Eine Vermuthung, welche Rath-
geber (S. 417) darüber aufstellt und auch auf den Hermes der Pheneaten an-
wenden will, beruht auf zu schwachen Grundlagen. als dass sie ernstere Be-
rücksichtigung verdiente.

6) Das Weihgeschenk, welches die Tarentiner für ihre Siege über die
barbarischen Peucetier in Delphi aufstellten: Paus. X, 13, 10. ^s waren Bilder
von Kämpfern zu Fuss und zu Ross, darunter der König der Jagypier, Opis,
als Bund esgenosse der Peucetier. Er war, als im Kampfe gefallen, liegend ge-
bildet; auf ihm standen der Heros Taras und Phalanthos aus Lakedaemon,
nicht weit von Phalanthos aber ein Delphin mit Rücksicht auf seine wunder-
bare Rettung durch denselben./Ausser Onatas war an diesem Werke Kalyn-
tbos thätig, ein Künstler, der sonst unbekannt ist. Da nun noch dazu die
Worte des Pausanias verderbt sind (Kalvv&ov ts £<mx«ffi soyov), so vermuthet
Kayser (Rhein. Mus. N. F. V, S. 349), dieser Kalynthos und der schon früher er-
mähnte Mitarbeiter des Onatas, Kalliteles, seien eine und dieselbe Person. Wollen
wir aber einmal den Namen verdächtigen, so liesse sich allenfalls auch auf Ka-
iamis rathen in Hinblick auf das folgende Werk des Onatas:

7) Das Denkmal für die olympischen Siege des Hieron. Es war ein
Viergespann nebst Lenker; daneben aber stand von der Hand des Kaiamis auf
jeder Seite ein Rennpferd von einem Knaben geritten. Diese letzteren Bild-
werke bezogen sich auf die zwei Siege, welche Hieron im einfachen Pferde-
rennen davongetragen hatte.

8) Endlich hat man dem Onatas auch ein Gemälde beilegen wollen, den
Zug der Sieben gegen Theben darstellend. Es befand sich neben den Freiern
der Penelope von Polygnot im Tempel der Athene Areia zu Plataeae, für welchen
i'bidias das Götterbild gemacht hatte: Paus. IX, 4, 2; vgl. 5, 11. Da Tempel
und Gemälde gegen Ol. 80 entstanden sein müssen, so würde hinsichtlich der
Zeit keine Schwierigkeit obwalten. Allein an beiden Stellen des Pausanias ist
der Name des Onatas erst durch Conjectur in den Text gekommen, während
nach den Handschriften die Lesart Onasias so sicher steht, dass die neuesten
Herausgeber geglaubt haben, sie wieder aufnehmen zu müssen; und gewiss
mit Recht. Pausanias erwähnt den Onatas ziemlich häufig, aber nie ohne An-
gabe seines Vaterlandes Aegina: gerade hier fehlt sie. Er verbreitet sich sonst
mit besonderer Liebe über die Verdienste des Onatas, würde also gewiss nicht
unterlassen haben, seine Thätigkeit in der Malerei mit neuen Lobspriichen zu
begleiten, wenn er überhaupt von ihm spräche.

Es verdient ausdrücklich bemerkt zu werden, dass bis auf das einzige
Epigramm des Antipater alle Nachrichten, welche die Person des Künstlers an-
gehen, nur allein aus Pausanias geschöpft sind. Weder Plinius noch sonst
irgend ein anderer Schriftsteller erwähnt ihn, worüber wir uns um so mehr
 
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