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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 1
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Ebhardt, Bodo: Die Sprache deutscher Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0024

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6

hört man von anderer Seite die in Deutschland am allerlehten berechtigte Mahnung, die Wertschätzung
fremder Kunstleistung nicht zu verlieren. Das traurigste bietet ein Aufsatz im Kunstgewerbeblatt, in
dem es u. a. heißt: „Keine Feindschaft mit Cngland wird uns abhalten- englische Kultur weiterhin zu
pflegen'tz und: „Wir sind doch viel zu sehr ein internationales Volk geworden und werden es auch
hoffentlich bleiben!!" Welche Narrheit, welche Schmach, welche Versäumnis! Wache auf, deutsche
Kunst, die Donnerschläge der deutschen Riesengeschütze wollen dich wecken, wache auf, das Blut von
100 000 Volksgenossen, von ebensoviel Helden düngt deine Äcker, es ist Zeit, datz neue Frucht diesem
heiligen Boden entsprieße, besinne dich auf nur deutsche Formen, nur deutsche Farben, nur deutsche Laute,
dann wird die Welt deine Kunst staunend verehren, dann wirst du deine Künstler emporheben aus der

Tiefe sitten-

loser Äfferei
zu heiligen
Schasfens-
höhen.

Denkmale
deutscherKunst
müssen auch
dieWiederher-
stellungen
aller Städte

und Dörser,
der Kirchen
und Gutshäu-
ser in den vom
Krieg ver-
wüsteten Lan-
desteilen im

Smlg. B. E.

Abb. 6. Die Marksburg bei Braubach am Nhein.

Osten inPreu-
tzen und im
Westen im El-
satzwerden.—
Bei liebe-

vollem Anschlutz an die althergebrachten Bauformen wird von selbst ein echt deutscher Ton in das Ganze
kommen, ganz besonders im Elsaß, wo Ort bei Ort eine unvergleichliche Fundgrube deutscher Baukunst
bis zur Mitte des 17. Iahrhunderts bildet, wo nichts die rein deutsche Vergangenheit des Landes klarer
macht, als ein Studium dieser heimatlichen Bauten. Die Formen der kleineren Orte namentlich zeigen
einen wie vollständigen Stillstand das Elsaß während der ganzen Zeit der Kulturentwicklung der französi-
schen Tyrannei durchgemacht hat, von dem allein die großen Städte nicht so sehr betrosfen wurden.

Und für die östlichen Gutshäuser knüpfe man auch nicht nur bei den französischen, unsoliden
und ungesunden Mansardendächern an; die Formenwelt deutscher Landschlösser, deutscher Burgen, ist so
reich, die Anlagen sind so wohlentwickelt und reif, daß ihre Anwendung im zerstörten Ostpreußen zu-
gleich ein materieller und künstlerischer Vorteil für die Besitzer und das Land bedeuten wird. — Dann
werden aus der Asche, die die feindlichen Mordbrenner zurücklietzen, kräftige Denkmäler des Deutschtums
auferstehen, Zeugen der Lebenskraft unseres Volkes und des Reichtums seines Vaterlandes.

Zu solchen Werken können uns unsere Burgen und Schlösser, unsere alten Städte und Dörfer echt
deutsche Vorbilder sein. Betrachten wir wenigstens einzelne Bilder aus dem unerschöpflichen Reichtum,
die zugleich künstlerisch lehrreich sind und geschichtlich unserem Herzen nahe stehen.

An Erinnerung an alte deutsche Kaiser-Herrlichkeit sei zunächst die Burg Trifels genannt. Die
noch vorhandenen ausgedehnten Reste der ehemaligen Reichsburg können uns ein Bild ihrer einstigen
 
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