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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 4
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Wirth, Albrecht: Burgen außerhalb Europas
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Mielke, Robert: Die Askanierburgen am Werbellin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0085

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Aür heute wollte ich mich damit begnügen, das Vorhandensein einer schwierigen und anziehenden
Frage festzustellen. Nur eines darf man bei der allgemeinen Unsicherheit auf diesem Gebiete als ziemlich
sicher herausheben: datz der hohe Turm, sei es, datz er allein stehe, wie bei der Kula, sei es, daß er den
hervorragenden Bestandteil an der Burg darstelle, ganz wesentlich ein Merkzeichen des Abendlandes sei.
Es bleibt nur noch auszumachen, ob er vom Kaukasus nach Westen gewandert sei, oder umgekehrt. Schon
im Altertum war man darüber im Zweifel, ob die Iberer des Kaukasus nach den Pyrenäen gegangen
seien, oder umgekehrt die Iberer zuerst in Spanien gewohnt hätten und später erst südlich vom Kaukasus,
im heutigen Georgien. Nun haben jüngste Forschungen eine hochbedeutsame paleolitische Kultur in der
Dordogne und in den Pyrenäen entdeckt, eine Kultur, deren Alter der ganze Orient, weder Cgypten noch
Mesopotamien, noch auch Turkestan, wo prähistorische Gräber aus dem 8. Iahrtausend ausgegraben
wurden, auch nur entfernt erreicht. Der Versuch, diese ganz frühe, diese paleolitische Bildungswelt mit
den Nassen Europas zu verknüpfen, ist mehrmals gemacht worden. Daraus ergäbe sich die Möglichkeit,
auch älteste deutsche Burgtypen nicht auf den Osten, sondern auf den Westen zurückzuführen.

Die Askanierburgen anr Werbellin.

Von Robert Mielke.

1. Grirnnitz.

it dem Wirken Albrechts des Bären (1134—1170) wurde die Wiedereroberung
und Besiedlung des Landes zwischen Elbe und Oder systematisch in die Wege
geleitet. Er selbst konnte bei seiner vielfachen politischen und kriegerischen Tätig-
keit nur einen Teil der Zauche, das Havelland und die Prignitz seiner Herrschaft
angliedern; aber seine Nachfolger vollendeten das Werk in einem kurzen Iahr-
hundert und erweiterten die Grenzen der Mark Brandenburg bis nach Pommern,
Westpreußen und nach der Oberlausitz hin. Das planvolle, von großem poli-
tischen Geschick zeugende Vorgehen der anhaltischen Markgrafen nach Osten lassen sowohl urkundliche
Nachrichten als auch die Gründung befestigter Plätze erkennen, die je nach den politischen Verhältnissen
in Neihen von Burgen vorgeschoben wurden. Nach dem Tode Albrechts des Bären wurde die nord-
östliche Grenze durch die Burgenlinie Putlitz, Wittstock, Wusterhausen, Friesack, Nauen, Spandau, Potsdam,
Saarmund, Beuthen und Trebbin bestimmt. Otto ll., der dem, mehr innerer Tätigkeit zugeneigten Otto I.
(1170—1184) folgte, schob diese Grenze in einer mehr als zwanzigjährigen Negierung (1184-1206)
weiter nach Osten vor und befestigte sie durch Ruppin, Kremmen und Zehdenick. Sein Bruder Albrecht II.
(1206—1220) erreichte stellenweise die Oder und sicherte das eroberte Gebiet durch die Anlage der
Burgen Oderberg, Liebenwalde, Falkenberg, Hohenfinow, Trampe, Eberswalde und Viesenthal. Ie
weiter die Grenze nach Osten vorgerückt und ein neuer Grenzschutz geschaffen wurde, um so schneller
verloren die alten Grenzfesten ihren Charakter und wurden teils markgräfliche Wohn- und Verwaltungs-
burgen, teils Rittersitze oder Kernpunkte städtischer Siedlungen. Da wir wenig von Kämpfen und Zer-
störungen aus dieser Frühzeit Brandenburgs wissen, so dürfen wir bei dem schnellen Vordringen der an-
haltinischen Fursten, bei dem sie überall deutsche Dörfer und in einer durchschnittlichen Entfernung von
30 Kilometern auch Städte gründeten, annehmen, daß der ursprünglich militärische Charakter der Grenz-
 
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