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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 5
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Radinger, Karl von: Amras, ein Fürstensitz der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0100

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82

Ainras, ein Fürstensitz der Renaissance.

Von Dr. Karl von Nadinger.

üdöstlich von Innsbruck erhebt sich aus den dunklen Waldungen, die die Lehne des
Mittelgebirges bedecken, weithin sichtbar das kaiserliche Schlotz Amras*). Schon zur
Römerzeit soll an der Stelle eine Warte gestanden haben, bestimmt, die Straße zu
schützeiü die vom Brenner ins Inntal führte. Doch ist das ganz unsicher; urkundlich er-
scheint ein Ort Omaras um 950, die Burg aber erst zu Ende des 1 l. Iahrhunderts erwähnt.
Sie bildete den Mittelpunkt der ausgedehnten Eigengüter, welche die mächtigen Andechser
„im Gebirge" besaßen; so bedeutend war dieser Besitz, daß sich Graf Otto II. von Andechs-Wolfratshausen
seit etwa 1080 oomes cko Omsras nannte. Ottos gleichnamiger Enkel, der fünfte in der Stammreihe, war in
die Kämpfe verwickelt, die der Bayernherzog Heinreich der Stolze gegen seinen Oheim Bischof Heinrich
von Regensburg führte. Er übersiel den Herzog, als er mit geringem Gefolge durch sein Gebiet zog, ohne
ihm Aehde anzusagen. Nur der Aufopferung eines Begleiters verdankte der Welfe seine Nettung. Diesen
Landesfriedensbruch zu rächen, verwüstete Herzog Heinrich im Februar 1133 Ottos Besitzungen im Gebirge
und zerstörte die Burg Omeras. Auch Wolfratshausen ging in Flammen auf. Otto selbst fiel in Gefangen-
schaft, aus der er erst nach 3 Iahren befreit wurde, um kurz daraus beim Römerzuge König Lothars vor
Pavia zu fallen. Am 1180 erscheinen die Andechser auch als Grafen im Inntale. Sie werden dieses Amt
kurz vorher, als Otto, ein Sprosse ihres Hauses, aus dem Bischofstuhle von Brixen saß, zugleich mit der Stifts-
vogtei zu Lehen erhalten haben, aber nicht für lange. Im Iuni 1208 feierte Otto von Andechs, Herzog von
Meranien, zu Bamberg seine Hochzeit mit Beatrix von Burgund. Bei diesem Feste wurde König Philipp
der Hohenstaufe durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach erschlagen. Heinrich von Andechs, Ottos
Bruder, schien der Mitwissenschaft verdächtig und fiel in die Reichsacht, seine Lehen wurden eingezogen,
die Allode und damit auch Amras konnten für die Familie gerettet werden. Mit Ottos VIII., Otto VII.
Sohn, der mit Elisabeth, einer Tochter Grafen Alberts von Tirol, vermählt war, erlosch 1248 das macht-
volle Geschlecht der Andechser. Die Brixner Lehen, welche seit 1232 wenigstens zum Teile wieder in den
Besitz des Hauses zurückgelangt waren, fielen dem Schwiegervater zu, die Eigengüter, darunter auch Amras,
erbte die Witwe, welche sich in zweiter Ehe mit Graf Gebhard von Hirschberg verband. Elisabeths einzige
Schwester Adelhaid war mit Graf Meinhard III. von Görz verheiratet. Nach Alberts Tode teilten im Iahre
1254 die beiden Schwäger das Erbe, wobei das ganze mittlere Inntal an den Hirschberger fiel. Als aber
wenige Iahre hernach auch Elisabeth kinderlos starb, gerieten Gebhard und Meinhard um ihren Nachlaß in
Streit, der am 13. Ianuar 1203 durch den Spruch Herzog Ludwigs von Bayern zugunsten von Meinhards
gleichnamigem Sohne entschieden wurde. Dieser erhielt den größeren Teil der nordtirolischen Besitzungen,
der Rest kam dann 1284 durch Kauf in seine Hände.

Die Veste Amras ist schon zur Zeit der Andechser nicht eigentlicher Sitz des Geschlechtes gewesen,
sondern war Ministerialen anvertraut, von denen seit 1130 eine ganze Reihe meist als Zeugen in den Rr-
kunden genannt werden, ohne daß wir sagen könnten, ob alle derselben Familie angehört haben**). Unter

*) Literatur: A. Zlg u. W. Boeheim, Das k. k. Schloß Ambras in Tirol, Wien 1882, überholt durch die baugeschichtlichen
Forschungen David v. Schoenherrs, Gesammelte Schriften I, 4SS f. und S99 f. und Iahrbuch der k. Sammlungen, Band XIV
und XV. Für die ältere Geschichte: v. Oefcle, Geschichte der Andechser und die Belehnungsurkunden des Annsbrucker Staats-
archivs (Schaharchivrepertorium). Das Fnventar von 1S64 in den Mitteilungen der Zentralkommission 1881. XXX., das zweite
von 1S77 Ferdinandeumszeitschrift 1887. 1S7, das ausführliche von 1S96 Iahrbuch der Kaiserl. Sammlungen VII., Reg. SSSö.
Der Reisebericht des Steph. Pighius im Hercules Prodicius, Antwerpen 1587, S. 294 f., des Hainhofers in Eitelbergers Quellen-
schristen, N. F. X, S. 66 f. Für die Geschichte der Sammlungen A. Primisser die k. k. Ambraser-Sammlung, Wien 1819 und
I. v. Schlosser, Kunst und Wunderkammern, Leipzig 19O8, S. ZS f., vergl. auch I. Hirn, Erzherzog Ferdinand von Tirol, Znns-
bruck 188S, Band II, bes. S. 421 f.

**) Es erscheinen ca. 1130 üdalrich und Berenhard, ca. 1ISO Berenhard und Friderich, nach 117Z Fridrich und Egelolf, 118O
die Brüder Siboto und Chunrad, 1188 die Brüder Grifso und Nupert, alle de Omeras; ein Heinrich, Sigberts Sohn, begraben im
Kloster Witten, scheint der lehte dieses Stammes gewesen zu sein. 1279 wird dann ein Ulricus de Omeras, eluviZor eomitis Noin-
Iwrdi, wohl aus der Familie von Wer genannt. Chunrad Obulus (1ZO3) und Heinrich Obulus (1Z2O) gehören dem Geschlechte
 
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