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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 3
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Hoech, Gottlieb Theodor: Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Kolberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0072

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54

Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Kolberg?)

Von Baurat G. Th. Hoech in Kolberg.

ie Persante, der grötzte vorl den 5 Küstenflüssen Ostpoinmerlls, slotz in vorgeschicht-
licher Zeit von Kauhenberg ab nach Westen gleichlausend zur Küste in den 5lamper
See. Dorthin mündete auch die Rega voll Westell her, und das Tief zwischen dem
Kamper See und der Ostsee war die Seemündung beider Flutzläuse durch den
Dünensaum hindurch.

Wahrscheinlich bei einem starken Frühjahrshochwasser, als der Kamper See
noch mit Eis belegt war und die treibenden Eismassen des Flusses in der slachen
Einmündung sich stauten, durchbrach die Persante nördlich voil Kautzenberg den
nach Westen sich abflachenden Mergelrücken und erreichte in einem aus die Hälfte
verkürzten, nördlich gerichteten Lause ilach sieben Kilometern die Ostsee beim
jetzigen Kolberger Hasen.

Der durchbrochene unregelmätzige Mergelrückeil hat im westlichen abgeschnittenen Teile nur einige
Kuppen von lO m Meereshöhe; östlich der Persante wird die doppelte Höhe scholl in einem halben Kilo-
meter Abstande erreicht.

Das neue Diluvial-Tal der Persante ist an seiner engsten Stelle oberhalb der Güter Karlsberg und
Altstadt 400 m breit. Dort mußte das stärkste Gesälle austreten und der Flutz beim Eintritte in die weite
Küsten-Niederung sich in mehrere Arme spalten. Zwischen den torsigen Wiesenflächen oberhalb der Stadt
Kolberg sind zurzeit noch sünf alte Fluhläuse erkennbar.

Für die Zwecke der Mühlen an der oberen Stadtgrenze ist ejn östlicher Arm zum Hauptstrome durch
Anhöhung des westlichen Ilsers ausgebaut, und in der tiessten Talrinne bei Karlsberg geht der Holzgraben
als Hochwasserarm bis zum Seehasen in der Mündungsstrecke der Persante.

Der Holzgraben diente zum Holzslößen. Zu diesem Zwecke ist beim Ringenholm zwischen Altstadt
und Karlsberg eine Flotzschleuse angelegt, und durch eine Reihe von Pfählen zum Halten von Schwimm-
bäumen eine Hehlung zum Ausfangen der treibenden Hölzer geschaffen.

Die verschiedenen Alutzarme mutzten vor der Mündung in die Ostsee sich wieder vereinigen, da jede
schwache Ausmündung von den Stürmen durch wandernden Strand- und Dühnensand geschlossen wurde.

Solche Zustände bildeten eine gute Grundlage sür eine gröhere Ansiedelung: Die Flutzarme sicherten
gegen Übersälle und erleichterten den Übergang über das Flutztal sür den Landverkehr. Die Meeres-
mündung sörderte Fischerei und Seeschifsahrt.

Waren die Inseln zwischen den Flutzarmen der Überschwennnung ausgeseht, so bot ein flacher Mergel-
rücken mit 5 bis 6 m Meereshöhe am rechten Persante-Ufer rd. drei Kilometer oberhalb der Mündung
eine geradezu glänzende Baustelle sür eine Stadt. Dazu kmn noch, datz zwischen Hügel und Ostsee am
rechten Ufer des Hauptannes und besonders am linken üser — aus der Insel zwischen der unteren Persante
und dem Holzgraben — sehr wertvolle Salzquellen gesunden waren.

Die früh hervortretende Wichtigkeit der örtlichen Verhältnisse zeigt sich in den Ableitungen des Namens
Colberg: er wird einerseits als „Hügeluser", andererseits als „Salzuser" erklärt.

Da östlich von Kolberg bis nach dem „Salzlande" Galizien kein Salz gesunden wurde, so reichte
schon im ersten Iahrtausend der Handel mit Kolberger Salz und wohl auch mit gesalzenen Heringen bis
weit nach Polen hinein. Die Bedeutung des Salzhandels ist an den Salzhaken und Siedepsannen in
dem Stadtwappen Kolbergs zu erkennen.

Als Kaiser Otto III. im Iahre 1000 eine Wallsahrt nach dem Grabe des heiligen Albert in Gnesen
machte, wurde dort ein Erzbistum und diesem unterstellt je ein Bistum in Krakau, Breslau und „Salz-
Kolberg" errichtet. Das Christentum hatte aber keinen Bestand in K'olberg, und im nächsten Iahrhundert
wogten die Kämpse zwischen den heidnischen Ponnnern und den christlichen Polen hin und her.

*) Aus die Beigabe eines Lageplanes der Stadt sowie einiger anderer Abbildungen mußte leider verzichtet werden, da
deren Veröffentlichung durch Verfügung des Kriegsministeriums im Anteresse der Landesverteidigung verboten wurde.
 
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