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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Ebhardt, Bodo: Die Sprache deutscher Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0026

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ohne Schwertstreich den heranrückenden Franzosen unter Vandamine, die darauf unter Vertragsbruch
die Festungswerke gründlich zerstörten.

Das imposante Schloß der Landgrafen von Hessen zu Marburg (Abb. 4), das der heiligen Elisabeth,
einer der lieblichsten Gestalten deutscher Geschichte und Sage, als Wohnsitz diente, wurde Ende des 13. Fahr-
hunderts erbaut. Es ist noch wohlerhalten, und bei Wiederherstellungsarbeiten in neuerer Zeit nur gering
ergänzt worden. An den alten Bau, das Hochschloß, schließt sich nach Osten zu der 1489 errichtete Wilhelms-
bau an; beide Bauteile werden durch einen neuzeitlichen, aber höchst malerischen Bogengang verbunden.
Von den ehemaligen Befestigungswerken des Schlosses ist manches verschwunden.

Zu den schönsten Näumen des Schlosses gehört der 1288—1312 erbaute Nittersaal, ein selten schönes
Beispiel früher deutscher Naumkunst (Abb. 5). In dieser prächtigen gotischen Halle fand am 1. bis
4. Oktober 1629 das bekannte Religionsgespräch statt.

Anter den Burgen am Rhein nimmt die nie zerstörte Marksburg bei Braubach eine hervorragende
Stelle ein. Ihre höchst malerischen kühnen Bauten^zeigen nebeneinander die Werke aller Iahrhunderte.

Neben den Nesten der ro-
manischen Zeit bietet der
große Pallas ein ernstes
Beispiel gotischer Kunst des
14. Fahrhunderts. Der

gleichen Zeit gehören die
Rundtürme der Zwinger-
mauern an, während der
Zeit des 3Ojährigen Krieges
die mächtigen ausgebauten
Bastionen Iohann des
Streitbaren entstammen.
Von den Besitzern der Burg
„Brubach" aus der älteren
Zeit, den Grafen von
Katzenelnbogen, siel die
Grafschast nebst der Burg
an Hessen. Der Name

Marksburg entstand erst
nach 1437, nach der damals
erneuerten Burgkapelle, die dem heiligen Markus geweiht war. Von Hessen-Darmstadt an Nassau
abgetreten, kam die Burg mit diesem Lande 1866 an Preußen. Seit 1899 hat die Vereinigung zur Er-

haltung deutscher Burgen die Vurg in Besitz genommen und viel für ihre Erhaltung und den inneren

Ausbau getan. Tausende haben seitdem wertvolle Anregungen von dieser Stätte mitgenommen.

In dem Schlosse Trausnitz in Landshut in Bayern, berühmt durch die Landshuter Hochzeit, stellt
sich uns wieder ein alter Fürstensitz in überaus malerischer Lage und von großer Schönheit dar. In seinen
ältesten Teilen auf romanischen Ursprung zurückführend, verdankt die Hauptmasse des heute noch wohl-
erhaltenen Schlosses der prachtliebenden Zeit der Renaissance ihre heutige Form der Zeit, in der die
drei „reichen" Herzöge von Niederbayern hier residierten und prunkvolle Feste abhielten. — Der letzte
Hohenstaufe, der unglückliche Konradin, brachte auf Trausnitz seine Iugendjahre zu. Berühmt sind die
reichen Wandmalereien zahlreicher Gemächer. Die stolze Veste, die von beherrschender Höhe weithin in
die Lande schaut, dient zum Teil heute den Zwecken des Kreisarchivs. König Ludwig II. ließ sich
im zweiten Stockwerk eine Reihe von Zimmern für seinen persönlichen Gebrauch einrichten.

Die Vurg Eger in Böhmen (Abb. 9) wird früh als kaiserliche Pfalz genannt. Eger wurde nach dem
Antergang der Staufen Reichsstadt. 1316 verpfändeteLudwig derVayer die Stadt anOttokar vonBöhmen,
und seitdem verblieb sie beim Lande Böhmen. In den Hussitenkriegen, im 3O jährigen Kriege und im

Smgl. B. E.

Abb. 8. Belagerung des Hohentwiel. (Nach eincm zeitgenössischcn Kupserstich.)
 
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