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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 1
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Ebhardt, Bodo: Die Sprache deutscher Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0027

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österreichischen Erbfolgekrieg hatte die
Stadt viel zu leiden. Ihre Burg und
Stadtbesestigungen boten ein selten har-
monisches Bild und einen ernsten
Nahmen für das berühmte Drama, das
in ihren Mauern stattfand, als im Stadt-
hause am Markt 1b34 Wallenstein er-
mordet wurde und in dem jeht ver-
fallenen Pallas der alten kaiserlichen
Burg seine Generale Illo, Terzky, Kinsky
und Neumann.

Unsere Abb. 10 zeigt uns endlich
das Heidelberger Schloß in seiner Glanz-
zeit, etwa um das Iahr 1b2O. DieNuinen
des aus geringer Höhe malerisch über der
Stadt Heidelberg gelegenen Schlosses
sind uns Deutschen zu einem National-

heiligtum geworden. Sie zeugen noch Abb. 9. Stadt und Burg Eger. (Nach einem Kupserstich von Merian.)

heute, nach über 200 Iahren, von der

rücksichtslosenKriegführung, von derNaublust und Plünderungssucht unsererErbfeinde, derFranzosen, diesich
1689 nicht gescheut haben, diesen herrlichen Fürstensitz der Renaissance mit seinen Kunstschätzen ohne jede
zwingende Notwendigkeit zu zerstören. Die Bemühungen, den jetzigen schmachvollen, halb wüsten, halb
geleckten Zustand der Nuine zu verewigen, werden hoffentlich vergeblich bleiben, wenn das deutsche Volk
nach glänzenden Siegen in diesem Kriege sich darauf besinnt, daß diese Nuine ein Denkmal deutscher
Schande ist.

Selbst die kleine Zahl von Veispielen, die wir hier betrachten können, wird manchem — dem die
Erinnerung an die alte hohe Kultur unserer deutschen Vorfahren im Wuste der modernen ausländischen
Einflüsse und Tageserscheinungen entschwinden wollte — ein würdiges Bild von Lebenshaltung und
Lebensformen der Vergangenheit unseres Volkes gegeben haben.

Die stolze Abgeschlossenheit
und Festigkeit der alten Burgsihe
wird viele Großstadt- und Miet-
hausknechte mit Neid ob der
Freiheit jenes angeblich so un-
freien Lebens erfüllen.

Die vorbildliche Größe und
Schlichtheit, Festigkeit und innere
Schönheit aber, die unsere Burg-
bauten zeigen, kann der deutschen
Kunst aller Zeiten nur zur Ge-
sundung dienen, wenn sie zu solchen
Quellen ihrer Kraft zurückkehrt
— wenn unsere Künstler die gro-
ßen Aufgaben unserer Tage nicht
etwa in a l t e r tüm e lnd er
Formensprache, sondern
in ähnlich restloser Verklärung ^
von Zweck, Material und Form "
lösen, wie es die alten Meister in

Abb. 10. Das Heidelberger Schlotz vor seiner Zerstörung.
(Nach einem alten Kupserstich.)
 
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