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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 2
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Starke, Theodor: Burg Anhalt im Harz
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0051

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Das Baumaterial des Bergfrieds sind im Innern Bruchsteine, zwischen denen sich auch Backstein-
stückchen sinden, und außen und innen eine Verblendung mit Sandsteinquadern, die jedenfalls in der Nähe
von Ballenstedt gebrochen sind. Der Bergfried war nach dem Vorgesagten die fünste und letzte Verteidi-
gungsstellung.

Während im großen ganzen die Lage der Gebäude und der Burgmauer schon im Iahre 1902 feststand,
sind in den folgenden Iahren vor allem Befestigungsarbeiten vorgenommen worden. Diese wurden
nötig und werden auch dauernd nötig sein, weil die Backsteine, nachdem sie Iahrhunderte unter Schutt
gelegen haben, zum Teil in kurzer Zeit zerbröckeln, wenn sie dauernd der Witterung ausgesetzt sind. Die
alten Backsteinmauerreste dagegen, die dauernd der Witterung ausgesetzt waren, sind sehr fest.

Die letzten Ausgra-
bungsarbeiten sind imIahre
19O7 vorgenommen; hier-
bei ist der Schutt vom obe-
ren Burghofe völlig ent-
fernt und es sind noch ver-
schiedene Gebäudereste meist
untergeordneter Natur srei-
gelegt. Besondere Beach-
tung verdient ein Stück
Grundmauer eines alten
Bergfrieds mitten im ersten
Burghofe, der etwa 18 w
Durchmesser gehabt hätte.

Wahrscheinlich sind dies die
Reste des älteren ersten
Bergfrieds und vermutlich
der älteste Bauteil. Der
jetzige Bergfried hat nur
9 m Durchmesser bei 3 m
starken Mauern; auch er
muß schon ganz stattlich
ausgesehen haben; da man die Höhe dieser Türme zum Durchmesser wie 3 : 1 annimmt, wäre seine
Höhe 3-9 --- 27 m gewesen.

Als Material zu den Bauten der Burg Anhalt sind für die Grundmauern unter der Erde durchweg
Bruchsteine verwendet. Das Mauerwerk über der Erde besteht außer dem oben genannten Bergfried
nur aus Backsteinen großen Formates, wie wir sie auch bei den romanischen Bauten in Iericho und
Brandenburg finden. Erwähnt sei hierbei, daß das Lehmmaterial im Selketale selbst gegraben wurde,
wo auch Backsteinstücke gefunden sind. Hierauf deutet der Name Leimuserstraße (statt Lehmuserstraße) sür
die Straße von Ballenstedt nach der Selkemühle hin.

Der äußere Verband der Backsteine ist der sogenannte gotische Verband; das Innere der starken
Mauern ist nur Bruchsteinsüllung ohne Verband mit der äußeren Backsteinmauer.

Mehrere Backsteine zeigen Fährten von Hunden und Katzen, vielleicht auch von Füchsen, Wölfen
und anderem Getier, das nachts über die an der Lust noch nicht völlig getrockneten Steine lies.

Als Dachdeckung sinden sich sowohl die starken Schiefer des Harzes als auch die mittelalterlichen
Hohlziegeln; vielleicht ist die jetzt noch in der Gegend zwischen Harzgerode, Halberstadt, Güsten und Sanders-
leben übliche Dachdeckung nur mit Hohlziegeln mit nach oben offenen Fugen und Gipsverstrich dieser Fugen
ein Nest dieser Deckungsart. Die bekannte mittelalterliche Deckungsart mit Mönch und Nonne scheint bei
der Burg Anhalt nicht verwendet zu sein.
 
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