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der Papenstratze, aber meistens auf dem Klostergute Altstadt, wo er 14Z6 überfallen und gemihhandelt
wurde. Auch die 1b Klosterfrauen aus den Familien des Landadels wohnten zeitweilig auf dem Kloster-
gute, bis sie durch die Ilnsicherheit gezwungen 1605 nach dem Kloster in der Stadt zurückgingen. Dies
Kloster in der Stadt Kolberg oder deren wendischen Altstadt mutz bereits 1277 angelegt sein, als durch
die deutschen Einwanderer die nördliche Neustadt bebaut wurde. In der wenig kirchlichen Zeit um 150O
würde Kolberg nicht zwei Drittel eines der etwa 20 Häuserblöcke der innern Stadt für ein adliges Frauen-
klostcr freigelegt haben. Damals war die Stadt nicht allein eng bebaut, sondern auch drei Vorstädte waren
längst vergrötzert und mit Kirchen ausgestattet worden: St. Nikolaus lag in der Münder, St. Gcorg nebst
Spital in der Lauenburger und St. Gertrud in der Gelder Vorstadt.
Bereits im Anfange des 14. Iahrhunderts war eine zweite Neustadt auf der Mühleninsel, wo die
nun entbehrliche Burg gestanden hatte, angelegt worden.
An dem breiten Stratzenzuge über die Mühleninsel ist^der Name Neustadt haften geblieben. Der
Unterschied zwischen der wendi-
schen Altstadt mit allen kirchlichen
Gebüuden längs der Persante und
der deutschen nördlichen Neustadt,
welche beide innerhalb der alten
Stadtmauer auf dem Mergel-
hügel liegen, ist dadurch verdunkelt
worden.
Dieser Amstand und der
Name des Gutes Altstadt hat
drei Chronisten bewogen, nicht
allein das Nonnenkloster, sondern
auch die ganze alte Wendenstadt
Kolberg nach dieser Stelle zu ver-
legen. In einer Geländefalte will
man den alten aus der Persante
abgeleitetenBurggraben erkennen,
der jetzt durch den Pflug ausge-
Abb. 41. Wappen der Stadt Kolberg.
ebnet sei, obwohl die flache Sohle
8 m über der Persante liegt.
Erst das Deutsche Kolberg sei
an der jetzigen Stelle gegründet
worden, nachdem die Salzquellen
dort eine zweite wohlhabende An-
siedelung hervorgerufen hätten.
Nun — das wendische Salz-
kolberg mutzte, wie oben dargelegt
ist, auf dem Aferhügel in der
Strand-Niederung entstehen und
war schon vor dem Iahre 1000
eine weitbekannte Handelsstadt,
als sie Sitz des Bischofs Reinbern
aus Thüringen wurde. Zur Zeit
der deutschen Gründung hatte Kol-
berg zwei Vorstädte, mehrere Kir-
chen und Mühlen. Eine Mühle
beim Gute Altstadt wird nicht erwähnt, obwohl keine mittelalterliche Stadt ohne Mühle gedeihen konnte.
Der einheitliche Grundbesitz an der fraglichen Stelle spricht auch gegen eine Ansiedlung in geschicht-
licher Zeit.
Ein Chronist will den ersten Angriff der polnischen Neiter 11O7 von Westen her als Beweis für die
Lage der Stadt beim Gute Altstadt erkennen, gibt aber zu, datz der zweite Angriff nicht zu seiner An-
nahme patzt.
Wie oben besprochen, waren beide Angriffe 11O7 gegen die Stadt auf dem flachen Aferhügel ge-
richtet.
Die beglaubigte Nachricht, datz die Kanoniker beim Mariendome aus der Altstadt in die Neustadt
übersiedelten, erklärt sich wie oben so, datz sie aus dem alten unteren Teile der Papen- oder Domstratze
in den oberen neuen Teil dieser Stratze verzogen.
Am kürzesten begründet ein anderer Chronist die geläufige Annahme mit dem Namen des Gutes
Altstadt.
Beachtet man aber, datz zu polnischer Zeit und noch lange danach lateinisch geschrieben wurde, so
entstand der Name aus altnm lastacknim, d. h. das hohe Ladeufer. Am unteren Ende der Stadt Kolberg
hietz noch im vorigen Iahrhundert eine Aferstratze Lastadie. Solche Ladestratzen-Namen gibts in Rügen-
walde, Danzig, Stettin usw. In anderen Städten heitzen sie kurz Staden.
An der Hehlung am Ningenholm neben dem Klostergute Altstadt wurden die auf der Persante ge-
flötzten Hölzer aufgefangen. Durch die Flotzschleuse gelangten sie in den Holzgraben und neben den Mühlen
der Papenstratze, aber meistens auf dem Klostergute Altstadt, wo er 14Z6 überfallen und gemihhandelt
wurde. Auch die 1b Klosterfrauen aus den Familien des Landadels wohnten zeitweilig auf dem Kloster-
gute, bis sie durch die Ilnsicherheit gezwungen 1605 nach dem Kloster in der Stadt zurückgingen. Dies
Kloster in der Stadt Kolberg oder deren wendischen Altstadt mutz bereits 1277 angelegt sein, als durch
die deutschen Einwanderer die nördliche Neustadt bebaut wurde. In der wenig kirchlichen Zeit um 150O
würde Kolberg nicht zwei Drittel eines der etwa 20 Häuserblöcke der innern Stadt für ein adliges Frauen-
klostcr freigelegt haben. Damals war die Stadt nicht allein eng bebaut, sondern auch drei Vorstädte waren
längst vergrötzert und mit Kirchen ausgestattet worden: St. Nikolaus lag in der Münder, St. Gcorg nebst
Spital in der Lauenburger und St. Gertrud in der Gelder Vorstadt.
Bereits im Anfange des 14. Iahrhunderts war eine zweite Neustadt auf der Mühleninsel, wo die
nun entbehrliche Burg gestanden hatte, angelegt worden.
An dem breiten Stratzenzuge über die Mühleninsel ist^der Name Neustadt haften geblieben. Der
Unterschied zwischen der wendi-
schen Altstadt mit allen kirchlichen
Gebüuden längs der Persante und
der deutschen nördlichen Neustadt,
welche beide innerhalb der alten
Stadtmauer auf dem Mergel-
hügel liegen, ist dadurch verdunkelt
worden.
Dieser Amstand und der
Name des Gutes Altstadt hat
drei Chronisten bewogen, nicht
allein das Nonnenkloster, sondern
auch die ganze alte Wendenstadt
Kolberg nach dieser Stelle zu ver-
legen. In einer Geländefalte will
man den alten aus der Persante
abgeleitetenBurggraben erkennen,
der jetzt durch den Pflug ausge-
Abb. 41. Wappen der Stadt Kolberg.
ebnet sei, obwohl die flache Sohle
8 m über der Persante liegt.
Erst das Deutsche Kolberg sei
an der jetzigen Stelle gegründet
worden, nachdem die Salzquellen
dort eine zweite wohlhabende An-
siedelung hervorgerufen hätten.
Nun — das wendische Salz-
kolberg mutzte, wie oben dargelegt
ist, auf dem Aferhügel in der
Strand-Niederung entstehen und
war schon vor dem Iahre 1000
eine weitbekannte Handelsstadt,
als sie Sitz des Bischofs Reinbern
aus Thüringen wurde. Zur Zeit
der deutschen Gründung hatte Kol-
berg zwei Vorstädte, mehrere Kir-
chen und Mühlen. Eine Mühle
beim Gute Altstadt wird nicht erwähnt, obwohl keine mittelalterliche Stadt ohne Mühle gedeihen konnte.
Der einheitliche Grundbesitz an der fraglichen Stelle spricht auch gegen eine Ansiedlung in geschicht-
licher Zeit.
Ein Chronist will den ersten Angriff der polnischen Neiter 11O7 von Westen her als Beweis für die
Lage der Stadt beim Gute Altstadt erkennen, gibt aber zu, datz der zweite Angriff nicht zu seiner An-
nahme patzt.
Wie oben besprochen, waren beide Angriffe 11O7 gegen die Stadt auf dem flachen Aferhügel ge-
richtet.
Die beglaubigte Nachricht, datz die Kanoniker beim Mariendome aus der Altstadt in die Neustadt
übersiedelten, erklärt sich wie oben so, datz sie aus dem alten unteren Teile der Papen- oder Domstratze
in den oberen neuen Teil dieser Stratze verzogen.
Am kürzesten begründet ein anderer Chronist die geläufige Annahme mit dem Namen des Gutes
Altstadt.
Beachtet man aber, datz zu polnischer Zeit und noch lange danach lateinisch geschrieben wurde, so
entstand der Name aus altnm lastacknim, d. h. das hohe Ladeufer. Am unteren Ende der Stadt Kolberg
hietz noch im vorigen Iahrhundert eine Aferstratze Lastadie. Solche Ladestratzen-Namen gibts in Rügen-
walde, Danzig, Stettin usw. In anderen Städten heitzen sie kurz Staden.
An der Hehlung am Ningenholm neben dem Klostergute Altstadt wurden die auf der Persante ge-
flötzten Hölzer aufgefangen. Durch die Flotzschleuse gelangten sie in den Holzgraben und neben den Mühlen