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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 4
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Mielke, Robert: Die Askanierburgen am Werbellin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0086

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befestigungen sehr bald aufgegeben wurde. Putlitz, Zehdenick, Ruppin, Kremmen waren, bezw. blieben
im Besitz einzelner Geschlechter, Wittstock hielten die Bischöfe von Havelberg fest, Wusterhauserp Potsdam,
Spandau, Oderberg, Liebenwalde, Eberswalde, Biesenthal u. a. wurden bald in der Hand der Mark-
grafen ansehnliche Städte, die häufig den herrschastlichen Besitz erwarben und sich die ehemalige Burg-
wardei einverleibten.

Eine Sonderstellung nahmen drei Burgen am Werbellinsee ein:Grimnitz, Breden und
W e r b e l l i n. Sie lagen inmitten eines grotzen Waldgebietes, der „magna merica Werbellin", die in
einem Teilungsvertrag des anhaltischen Fürstenhauses vom Iahre 1258 nicht aufgeteilt und einem der
beiden Häuser zugesprochen wurde, sondern gemeinsamer Besitz der beiden Markgrafenlinien blieb. Die
Gründe dieser Ausnahmestellung der Heide Werbellin sind nicht bekannt; man wird aber nicht fehlgehen,

sie in der Sorge für die
Flankendeckung des mark-
gräflichen Besitzes zu sehen,
der nach Osten durch die An-
griffsbewegung selbst ge-
schützt, im Norden jedoch ge-
gen die Ansprüche der schnell
deutscherstarkten Pommern-
herzöge zu verteidigen war,
die die Uckermark noch bis
in die Hohenzollernzeit be-
anspruchten. DieGründungs-
zeit der drei Burgen ist un-
sicher. Vermutlich sind sie
vor der Mitte des 15. Iahr-
hunderts gleichzeitig angelegt
worden, vielleicht aber schon
als Teil der grotzen Befesti-
gungslinie Albrechts II. zu
Beginn des Iahrhunderts.

Von diesen drei Wer-
bellinburgen ist besonders
Grimnitz berühmt als
beliebter Aufenthaltsort des
Markgrafen Otto IV. mit
dem Pfeil (1266-1509),

Zlbb. 47. Markgraf Otto IV. mit dem Pfeil und
seine Gemahlin Hedwig von Holstein
(aus der Heidelberger Minnesänger Handschrift).

dessen ruhmvolle Kämpfe
gegen die Ungarn,Pommern
undMagdeburger ihm ebenso
reichen kriegerischen Nuf er-
warben, wie seine zarten
Lieder ihm dichterischen Lor-
beer ums Haupt wanden.
Noch sind sieben Lieder Ottos
erhalten, die ihn mit Necht
in die erste Stelle der Minne-
sänger seiner Zeit stellen. Sie
sind leider im Kampf mit
den sangbaren Volksliedern
unterlegen und leben nur in
der Literaturgeschichte noch
weiter; mehr aber berichtet
die Volksüberlieferung von
dem Wirken dieses Fürsten.
Einstmals, so erzählt sie, war
der junge Markgraf mit sei-
nem Bruder Erich zu einem
Turnier nach Holstein ge-
zogen, das von dem Grafen
Gerhard von Holstein aus-
geschrieben war. Heilwigis,
des Grafen Tochter, teilte

die Preise aus, entflammte aber auch das Herz des Dichterhelden zu heitzer Liebe. Mit ihm warben sein
Bruder Erich und ein Ritter Erich von Wölbke um die Hand der schönen Grafentochter. Iener entsagte
zugunsten seines glücklicheren Bruders und wurde Geistlicher; dieser trat ebenfalls in den geistlichen Stand,
wurde aber ein grimmer Feind Ottos und fügte ihm in der Folge manchen politischen Schaden zu. Wieder-
holt hat sich die Dichtung des dankbaren Stoffes bemächtigt und weitergesponnen, was in alten Chroniken
erzählt wird*). Die Geschichte weitz jedenfalls, datz Otto die Gräfin Heilwigis 1265 heiratete, und datz das
fürstliche Paar mit Vorliebe auf Schlotz Grimnitz weilte. Die Mannessische Sammlung von Minneliedern,
die vor einem Menschenalter wieder aus fremden Vesitz nach Heidelberg zurückkam und die uns die sieben
Ottoschen Lieder erhalten hat, enthält ein Blatt mit der Darstellung des markgräflichen Paares beim
Schachspiele (Abb. 47). Leider fehlt jede Andeutung von Architektur; doch scheint es sicher zu sein, datz
dem Künstler eine jener häuslich-höfischen Szenen vorgeschwebt habe, die Schlotz Grimnitz in der Otto-

*) Zuletzt hat FritzEichberg diesern Stoffe eine lebensvolle Dichtung in seinem „Markgraf Otto mit dem Pfeil"
(Friedrichshagen l91Z, Selbstverlag) gewidmet.
 
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