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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 4
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Mielke, Robert: Die Askanierburgen am Werbellin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0088

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70

des Geweih, dah sie zeitlebens siech blieb*). Von dieser Zeit an scheint Schloß Grimnitz sich selbst über-
lassen geblieben zu sein. Das kurfürstliche Haus hat es jedenfalls bald aufgegeben und sich später des auf
der Ostseite gelegenen Amtshauses auch als Iagdhaus bedient, bis es im Anschlusse an die 1607 gegründete
Ioachimsthalschen Fürstenschule ein neues Iagdschloß in der Nähe des alten Schlosses errichtete. Für die
Erhaltung des letzteren geschah nichts. Die mehr und mehr zu Ruinen gewordenen Gebäude, die zur Zeit
des Dreihigjährigen Krieges kaum noch bewohnbar waren, gelangten auf einem nicht mehr erkennbaren
Wege in Privathände und wurden — wie es fast immer das Schicksal solcher Nuinen war —> als Stein-
bruch redlich ausgenutzt. Von dem letzten Besitzer, einem Steinhändler, kam die anhaltische Fürstenburg
als Geschenk in den Besitz Kaiser Wilhelms I.

Trotz aller bösen Schicksale sind noch beachtenswerte Baureste über der Erde und wahrscheinlich nicht
geringere unter der Rasendecke erhalten. Trotzdem ist es ohne umfangreiche Nachgrabungen ebenso un-
möglich, sich eine Vorstellung von der ganzen Anlage zu machen, wie es ausgeschlossen erscheint, die Bau-
geschichte an der Hand der vorhandenen Trümmer einigermaßen zu erkennen. Das Schloß liegt am

westlichen Ufer des Grimnitz-
sees auf einem natürlichen
Hügel, der im Osten durch
den See, an den anderen
Seiten durch künstliche Grä-
ben und im Norden vielleicht
auch durch einen Sumpf ge-
schützt wurde. Im Westen
und Süden sind diese Gräben
— wenn auch in der Sohle
etwa um 2 m erhöht — noch
vorhanden. Das Burggebiet
bildet (Abb. 48), soweit es
zurzeit erkennbar ist, einVier-
eck von etwa 55 m : 60 m,
das an der West-, Süd- und
Ostseite von einer 1,50 m
dicken und über 6 m hohen
Feldsteinmauer umzogen ist.


Abb. 48. Burg Grimnitz. Grundritz.
Nach cincr Ausnahmc von Hofbaurat Kavel.

Wahrscheinlich lag an der
mauerlosen Nordseite eine
Art Vorburg, von der in-
dessen nur noch spärliche
Neste zutage treten.

In der Mitte des mauer-
umzogenen Vierecks und aus
Erd- und Schuttmassen, die
den Hofraum fast bis an den
oberen Mauerrand gefüllt
haben, steht unmittelbar auf
den Resten des alten As-
kanierbaues ein einfaches
Forsthaus. Der erstere ist
ausgezeichnet erhalten und
dient heute als Keller. Er
ist ein Viereckbau von 16 :17
Meter, dessen 1,50 bis 2 Me-
ter dickeFeldsteinmauern drei
In dem größeren befindet sich ein offen-


ziegelgewölbte Näume von verschiedener Größe einschließen.
bar später eingebauter Wandkamin, daneben die Neste eines halbrunden niedrigen Herdes und ein nun-
mehr zugeschütteter Schachtbrunnen. Die unter sich in Verbindung stehenden Nebenräume sind ehe-
mals von der Stelle aus zugängig gewesen, an der sich der Kamin befindet. Dieser heute vollständig in
der Erde steckende Bau muß einst, als noch keine Schuttmassen den Hof gefüllt hatten, frei gestanden oder
mit seiner Sohle nur wenig vertieft gelegen haben. Einen Anhalt für die Höhe des alten Hofraums
geben die etwa 2 m, also von der Grabensohle ehemals 2 m hoch in der äußeren Burgmauer angebrachten
Abflußröhren. Ob noch Anbauten auf einer Seite vorhanden waren (oder vielleicht noch sind!), kann
nur eine Nachgrabung ermitteln.

Herd und Brunnen erweisen einen Wirtschaftsraum, den man wohl als den Anterbau der alten
Markgrafenwohnung ansprechen darf. Er wird noch ein zweites Stockwerk getragen haben. Da keine
Spur in den Gewölben einen ehemaligen Aufgang andeutet, so muß der obere Teil seinen Zugang von
außen gehabt haben, was auf weitere Fundamentmauern in dem Schutt, dessen sonst unbegreifliche

*) Dr. Böttcher in Wrietzen, der eine Geschichte des Waldreviers geschrieben hat (Bär 1898 S. 84), will, gestützt auf
einen Bericht des dortigen Oberförsters Fckler von 1748, den Ort dieses Unglücksfalls in einem, auf dem Ostufer des Grimnitz-
sees gelegenen Amtshause sehen. Da dieses Haus aber erst aus dem 18. Aahrhundert stammt und von einem älteren Bau
nichts bekannt ist, so ist diese Auslegung sehr unwahrscheinlich.
 
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