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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 4
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0098

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wicder, das alte Grasenschloh üdt seine 2lnziehungskraft wieder
aus. Die Arbeiten für den Um- und Wiederaufbau werden
übrigens auch während des 5lrieges fortgeseht. Die Arbeiten
an dem großen Batterieturm sind soweit gediehen, datz jetzt
der Helm des stattlichen Bauwerks ausgesetzt und Nichtsest ge-
halten werden konnte. Man sieht, datz der wehrhafte Charakter
der Burg durch die Wiederaussührung des Geschützturines in
seiner ursprünglichen Gestalt viel gewonnen hat.

Soslar. Raiserhaus.

In diesem Iahre sind es sünszig Aahre, seit die ersten Be-
mühungen einsetzten, eins der bedeutsamsten Baudenkmale
^ius unserer Kaiserzeit, das Kaiserhaus zu Goslar, das einst
Kaiser Heinrich III. vor nunmchr fast 900 Aahren am Fuße
des Raminelsberges errichtet hat, wiederherzustellen und zu
>erhalten. Als die deutschen Kaiser, schon zu Heinrichs IV.
.Aeit, ihre Hofhaltung von Goslar wcgverlegten, war es für
die Stadt und damit au6) für das Goslarer Kaiserhaus bald
mit dem alten Glanz vorbei. Das herrliche, in seinen ältesten
Teilen romanische Bauwerk wurde dann jahrhundertelang
vollständig vernachlüssigt. Zuletzt wurde es als Kornspeicher
und die dazu gehörige St. Alrichskapelle als Wohnung eines
Feldhüters und als Gesängnis benutzt.

Da lenkte ein großer Mauereinsturz zu Beginn der 60er
Iahre nach langer Zeit wieder das allgemeine Anteresse auf
den altehrwürdigen Bau, und seitdem machten sich Bestre-
dungen zu seiner Erhaltung und Wiederherstellung geltend.
Am Zahre 1860 bereits erwarb die hannoversche Negierung
die eigentümlich gesraltete Doppclkapelle St. Alrici, in der das
Herz Kaiser Heinrichs III. ruht, um sie vor dem Versall zu be-
wahren. Sie wurde notdürftig ausgebessert, und dabei ge-
langte man zu der Einsicht, datz alle die wertvollen Baudenk-
müler dem rettungslosen Verfall preisgegeben würen, wenn
Hier nicht entscheidende Schritte zu ihrer Erhaltung geschähen.
Wie wohl vorauszusehen war, sand die alsbald gebildete Kom-
mission eine Wiederherstellung des Kaiserhauses für möglich
und notwendig, worauf das hannoversche Ministerium die Be-
-arbeitung des vollständigen Planes verfügte. Aber die Stadt
Goslar, die Eigentümerin, sand sich nicht bereit, die Kosten des
Ausbaues zu übernehmen. Sie bewilligte rund 1000 Tal. für
.die Wiederherstellung der eingestürzten Mauer. So blieb der
Kommission nur der Antrag an die Negierung, das Kaiserhaus
anzukausen und die Irosten in Höhe von IßOOO Talern zu be-
willigen. Das Kaiserhaus ging dann 1865 für eine Entschädi-
gung von 1OOO Talern an den Staat über. Doch die inzwischen
eingetretenen politischen Ereignisse des Aahres 1866 hinderten
vorläufig die Ausführung der Plüne, bis im Aahre darauf diese
vom Kultusnünisterium in Berlin gcnehmigt wurden, auf
Cirund deren am 50. August 1868 mit dcn Wicderherstellungs-
arbeiten am Kaiserhause begonnen wurde.

Die zuerst bewilligten Mittel waren bald erschöpft, und erst
nach Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges konnte
^ine weitere bedeutende Summe zur Fortführung und Voll-
<mdung des Baues und für seine innere Ausschmückung be-
willigt werden, die das Ganze als ein stolzes Denkmal der
-glanzvollsten Vergangenheit Deutschlands erstehen lietz.

Besitzwechsel.

fianclschuhsheim.

Die Wasserburg im Stadtteil Handschuhsheim von Heidel-
berg ist aus dem Besitz der englischen Familie Graham an den

bisherigen Verwalter Pollich verkauft worden. Der lctzte Be-
sitzer weilte fast jeden Sommer lüngere Zeit in dcr Burg, an
der er unter Beihilfe der Stadt Heidelberg noch vor wenigen
Iahren größcre Erhaltungsarbeiten ausführen lietz. Es ist zu
hoffen, datz englische Besitzer hier nicht wiederkehren werden
und ter „V e r w altc r" wirklich „Eigent ü m e r" wird.
Stapelen.

Schlotz Stapelen bci Boxtel, in der Nähe von Herzogen-
busch (Niederlande) ist an die Assumptionnisten verkauft worden.
Das Schloß ist eine alte Wasserburg aus dem 14. Iahrhundert.
Es gehörte dem Geschlecht Merheim, spüter den Grafen van
Hornes und dem Geschlecht Salm-Salm. 1588 wurde die
Burg vom Grafen Wilhelm I. von Gelre geplündert und 1545
ausgebrannt vom kaiserlichen Feldherrn Maarten van Nossum.
1602 eroberten die Spanier die Burg, in der Graf von Egmont
auf seiner letzten Reise nach Brüssel übernachtct hat.

Ausgrabungen.

lüaufenburg.

In der Nähe von Laufenburg wurden in der letzten Zeit
zwei interessante Nömerbauten zutage gefördert: Auf dem
linken Nheinbord östlich Sisseln die Fundamcnte eines groß an-
gelegten Wartturmes und etwas landeinwärts bei Münchwilen
ein tadellos erhaltenes Teilstück einer römischen Wasserleitung.

Verschiedenes.

Liuclwlgstein.

Die Burgruine Ludwigstein, malerisch auf dem linken Afer
der Werra gelegen, ist letzthin von unbekannten Tätern in roher
Weise beschädigt worden. Es ist tief bedauerlich, daß sinnlose
Zerstörungslust vor einem Bauwerk, das als Denkmal aus
vergangenen Zeiten der Gegend zur Zierde gereicht, nicht halt
macht. Der Landrat erläht eine öffentliche Warnung, indem
er auf die strenge Bestrafung eines solchen Vandalismus verweist.
fDetcllisammlungen.

^chtsamkeit beim Cinschmeiren.

Zurzeit wird viel altes Metall gesammelt, um für Kriegs-
zwecke eingeschmolzen zu werden. Dabei besteht die Gefahr,
daß schöne alte Stücke in den Schmelztiegel wandern, die
einen künstlerischen, kulturgeschichtlichen oder volkskundlichen
Wert besitzen, zu dem ihr Metallwert in gar keinem Verhältnis
steht. Hierher gehören mancherlei Messinggeräte aus der Zeit
unserer Voreltern, die handwerklich oft mit grotzem Kunstfleitz
hergestellt sind. Sie werden aber nicht mehr gebraucht, daher
auch nicht mehr beachtet. Gerade jetzt ist man leicht geneigt,
diese Metallgegenstände dem Vaterlande zu opfern, indem
man sie zum Einschmelzen fortgibt. Sollte es nicht vater-
ländischer sein, sie vorläusig noch an Ort und Stelle zu lassen
oder einem Ortsmuseum zu überweisen? Die Leiter der
Museen werden im Interesse der Erhaltung wichtiger Geräte
und Gegenstünde der heimatlichen Kunst und Kultur gewiß
gern bereit sein, ihren Wert zu begutachten.

Pominersche Gurgen uncl Schlösser.

Die philosophisch-historische Abteilung der Philosophischen
Fakultät der Aniversität Greifswald hat für das Studienjahr
1915/16 folgende Aufgabe gestellt: „Die Burg- und Schloß-
bauten Vorpommerns und Nügens bis zum Beginn des
19. Iahrhunderts sollen verzeichnet, beschrieben und architektur-
geschichtlich untersucht werden." Diese Anregung ist bei dem
Mangel von zusammensassenden Arbeiten über unsere Burgen
und Schlösser dankbar zu begrüßen.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. BodoEbhardt, Bcrlin-Gruncwald. — Verlag: Burgverlag, G. m. b. H., Bcrlin-Grrmewald.
Druck: Imberg LLefson, S. m. b. H., Bcrlin SW4S, Wilhelmstratze 118.
 
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