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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 5
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Diez, Ernst: Burgen in Vorderasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0111

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9Z

und anderen hervorragenden Bauten. Wie in dieser Gegend das Rittertum blühte, lehren uns folgende
Worte eines einheimischen Dichters:

Ich richtete mein Augenmerk auf Hamdan, die sich immer gleich bleiben, so oft ein schwerer Kampf
meinen Schild und meinen Bogen herausforderte.

Ich ließ unter ihnen meinen Ruf erschallen, und mir antworteten Ritter von HamdLn, Ritter ohne
Tadel,

Nitter, die im Kampfgewühl nicht zurückweichen am Tage der Schlacht, Nitter von SchLkir und SchibLm

And von Arhab, den stolzen Speerschleuderern und von Nihm und den Stämmen as-Sabi und ILm.

Über SchibLm-Kaukaban führt D. H. Müller den alten Bericht eines Reisenden aus Ierusalem an,
demzufolge diese Stadt als
Residenz eines selbständigen
Fürsten auf einem hohen
Felsstock erbaut war, der
nur durch eine kühn gebaute
Kunststratze zugänglich war.

„Vor dem Tore der Stadt
in der Nähe des Turmes,
fällt der Berg scharf ab und
bildet einen tiefen Graben,
über den eine grotze Stein-
brücke in das Tor der Stadt
führt." Die Stadt war von
hohen Mauern umgeben,
hatte ein Kastell und meh-
rere Türme.

Solche schwer zugäng-
liche Zitadellenstädte gab
es in Südarabien scheinbar
recht viele. Längst bekannt und beschrieben ist das himjaritische Hitzn GhorLb „Rabenschlotz" auf einer
Klippeninsel an der arabischen Südküste (vgl. C. Ritters Erdkunde Arabien I, 312 ff.). Hitzn GhorLb
bestand aus einer Siedlung am Strand und einer uneinnehmbaren Burg und beherrschte die Seefahrt
nach Indien, war also wohl zeitweise auch Piratenburg. Auch hier führte ein künstlich eingehauener
Felsweg zum ca. 1L0 m hohen Felsplateau empor, das mit Mauern und Türmen geschützt war. Andert-
halb Tagereisen landeinwärts liegt die alte Himjaritenstadt Nakab el Hadschar, ebenfalls ausgezeichnet
durch die soliden Befestigungsanlagen aus sorgfältig behauenen Quadern. Die Stadt war der erste
grotze, landeinwärts gelegene Stapelplatz für die Warenkarawanen von Hitzn GhorLb.

Über das Aussehen neuerer Burgen in Arabien mögen zwei kurze Beschreibungen von E. Nolde,
der 1893 durch Innerarabien reiste, orientieren (vgl. Globus 1895). Er beschreibt das Schlotz des Emir
in Hail im Dschebel SchammLr: „Die mir zum Aufenthalt angewiesenen Baulichkeiten waren Ibn
Naschids altes Privatschlotz (tzaLsr), natürlich nur im arabischen Sinn ein Palais, in Wirklichkeit aber ein
Konglomerat von unzähligen (wohl 250-3O0) häufig dunklen Kammern, Kämmerchen, Turmzimmern,
Korridoren und Galerien; dazu mehrere sehr grotze Höfe, sowie auch ein wirklich schöner ausgedehnter
Garten. Eine mit Türmen versehene Mauer umfatzt den ganzen Komplex, aber auch im Innern strotzt
es von Türmchen, Verteidigungsgalerien, u. dgl. In gewissem Sinne ist es so etwas wie
ein Londoner Tower von Hail, insofern als sich hier die während der letzten zwanzig Iahre besonders
blutige Geschichte Innerarabiens abgespielt." „Das Regierungspalais ist ein grotzes, befestigtes und
wenn auch finster, so doch sehr stattlich aussehendes Gebäude. Die, wie bei allen arabischen Kastellen,
nach unten fensterlosen und nur Schietzscharten zeigenden Mauern sind wohl 25 m hoch. Die Anzahl der
 
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