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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Ebhardt, Bodo: Schloß Freyr
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0125

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einige Angaben, die ich dem Cigentümer verdanke. Im 14. Iahrhundert
gehörte Freyr den Grafen von Namur, damals war es jedensalls eine
Wasserburg, deren Gräben durch das Wasser der Maas gespeist wurden.

Dieser Besih ging 1378 an die Familie d^Orjonüber und kam von dieser
schon 1410 an das Haus Beaufort-Spontin. Bis 183b blieb dieses Ge-
schlecht Eigentümer von Freyr, dann bekam die schöne Veste abermals
durch Heirat einen neuen Eigentümer in dem Grafen von Laubespin de
Aranche Comts. Aus der Wasserburg wurde im 1b. Iahrhundert eines
jener kennzeichnenden Schlösser der Nenaissanre, wie sie aus den schönen
Kupferwerken des 17. und 18. Iahrhunderts, z.B. „Brabanta illustrata",
uns so vielsach bekannt sind. Der Renaissancebau seinerseits erlebte
dann einen durchgreifenden Ambau im Iahre 1b37 durch Hubert de
Beaufort und seine Frau Margarete von Berlaymont. Ihr Wappen
schmückt die Vorhalle im Hof. Im 18. Iahrhundert erfolgte die oben
schon erwähnte Offnung des Hofes und Vergrößerung des Baues, der
auch das schöne schmiedeeiserne Gitter angehört, das Abbildung 7b dar-
stellt. Einen Hauptschmuck erhielt die Besihung durch die reizenden
Gartenanlagen, welche noch im Entwurs und unter der Leitung von
Lenotre selbst ausgeführt wurden.

Gelegentlich eines Besuches der Erzherzogin Marie Christine von
Österreich 1786 wurde bei großen Festen, welche der Besiher des Schlosses der Fürstin gab, der zierliche
Pavillon eingeweiht, welcher in der Mitte der Gartenanlage an der Bergseite sich erhebt. Nun zum
Schlosse selbst. Auf einem grauen 5Ealksteinsockel erheben sich die Ziegelmauern mit ihrer hausteinenen
Gliederung. Nenaissancefenster mit Kreuzstockteilung gliedern die Autzenansicht. Irgendwelche starke Glie-
derung der Mauer ist wie bei allen solchen niederdeutschen Bauten vermieden. Überdeckt ist das Haupt-
gebäude von einem steilen Schieferdach, die Anbauten des 18. Iahrhunderts (17b9) haben Mansarden-
dächer. Die Ecktürme tragen zierliche Zwiebelspitzen. Innen ist das Schlotz gelegentlich einer Erbteilung
182b leider der ursprünglichen Ausstattung zum Teil beraubt, doch sind besonders die beiden Treppen-
häuser noch in der alten Ausstattung erhalten. Bei dem einen sind die ganzen Wände mit Tierbildern,
Iagdstücken und dergleichen (Kopien nach Snyders) geschmückt. Sie stehen über einem meterhohen leicht-

gegliederten Streifen von wunderbarem rot und grauweiß gezeichneten
Marmor. Iagdbilder, aus denen in der Hauptsache Iagdhunde die
Baumlandschaft beleben.- Wer Muße hat zu verweilen, wird immer
wieder staunend in Snyders, dem Künstler der hier kopierten Öl-
gemälde, den Hundemaler bewundern. „Die Tiere sind in allen den
durch die Iagd bedingten überraschendsten, schwierigsten Stellungen
mit packender Kraft erfaßt und dargestellt. Iede Stufe des Schmerzes,
aber auch die Leidenschaft bis zur wildesten Eier zuckt in den Hunden."
Zwischen Türen und Decken sind noch vier Schlohbilder, darunter
auch eines von Freyr im alten Zustande angebracht. Eine zierliche
Galerie läuft oben um den zweistockhohen Raum, während das Treppen-
haus seitwärts angeordnet ist. Dieses reichbemalte Treppenhaus liegt
der Wasserseite zu und bietet mit seiner farbenfrohen Ausmalung ein
autzerordentlich reizvolles Bild eines Raumes der niederdeutschen Re-
naissance. Dem Rokoko gehört dagegen das 2. Treppenhaus in der Mitte
des Gartenflügels an (Abb.78), dieser Zeit auch die Holztäfelung in
verschiedenen Räumen des Erdgeschosses, ebenso wie die stimmungsvolle
kleine Schloßkapelle. Durch das letztgenannte Treppenhaus betritt
man den Lenotreschen Garten, der wieder ganz dem heutigen my-

Abb. 7S. Eingang von der Süd'
seite des Schlosses Freyr.

Abb. 77. Hinterer Parkeingang.
 
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