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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Ebhardt, Bodo: Schloß Freyr
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0126

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dernsten Geschmack entspricht, der mit derselben Leidenschastlichkeit als das allein richtige den architek-
tonischen Garten versicht, mit welcher die Kunstschreiber vor 25 Iahren sür die Vernichtung solcher zopsigen
Anlagen und für die sogenannten englischen Gärten auch bei der kleinsten Vorstadtvilla eintraten. Zum
Glück ist die eine Nichtung so schön wie die andere und der nachdenkliche Baukünstler wird mit stillem Ver-
gnügen die kurzsichtigen Tagesschriftsteller ruhig ihr Tintenrötzlein in der einen oder anderen Nichtung
tummeln lassen, ohne darum etwas anderes zu schassen, als er selbst für richtig hält.

Die Schöpsungen Lenotres haben hier in Freyr Iahrhunderte überstanden und jeder Kunstfreund
wird ihnen auch weiterhin die liebevolle Pflege und Schonung wünschen, dle sie bis jetzt gefunden haben.
„In Terrassen steigt derGarten aufwärts bis an die alte Stratze. EinPavillon (vom Iahre 1789) im Stile
Ludwigs des 10. beherrscht die streng geometrisch gepflanzten Hecken und Baumgruppen. Mehr als ein
Iahrhundert lang hat der Mensch diesen Linden Formen aufgezwungen, die das regelmäßige Beschneiden
hervorrief. Verstummt ist das Kichern verliebter Schäferpaare in den grünen Irrgängen, die weitzen Puder-
perrücken wandeln nicht mehr gravitätisch aus den bunten Gängen der unteren Terrasse. Die alten Bäume
umhüllt jetzt im Frühjahr spärliches, leichtes, grünes Laub wie die letzten weitzen Löckchen das Haupt des
Greises, aber die alten Orangenbäume in den großen Holzkübeln zur Seite des Hauptweges haben sich
zu hervorragender Schönheit entwickelt, und noch immer plätschern munter und ewig jung die Spring-
brunnen überall in den grotzen edelgesormten Wasserbecken."

Selbst die Stürme der Eroberung Belgiens
im Iahre 1914 hat das Schloß glücklich über-
standen, obwohl die Wellen bis in die nächste
Nähe des Schlosses brandeten, ging doch der
Vorbeimarsch der Deutschen über Dinant und
über die Höhen nahe oberhalb des Schlosses hin.
Die Näume desselben mit ihren schönen Holz-
täfelungen haben dabei zeitweise bis zu 200
Verwundete aufgenommen und noch heute
liegen deutsche Truppen in kleiner Zahl in dem
schönen Gebäude. Der klugen Anordnung aber,
durch die der jetzige Besitzer, Graf Laubespin,
die Besetzung des Schlosses durch belgische
Soldaten und Freischärler verhindert hat, ist
wohl allein die Rettung des schönen Baues zu
verdanken. Der 73 jährige Besitzer und seine
Gemahlin hatten selbst die Freundlichkeit, mich
bei dem Besuch des Schlosses herumzuführen.
Cin Schutzbrief des Kaisers, um den sie für ihr
herrliches Besitztum baten, war kaum not-
wendig, um auch weiterhin die deutschen
Truppen von irgend einer Beschädigung des
Baues und der schönen Gärten abzuhalten.
Wohl war an einem Seitenweg des Parkes
eine Neihe deutscher Kriegergräber angelegt,
wo nun die Helden in der stimmungsvollen
Rmgebung von ihren Schmerzen und Wunden
ausruhen. Wie kunstbegeistert aber unsere
deutschen Soldaten sich überall zeigen, sollten
wir hier zum so und so vielten Male wieder
erleben. Einer unserer Aeldgrauen saß fleißig
Abb. 7S. Tr-pp-nhau- lm Schl°b Fr-yr. zeichnend und malend vor dem Schwsse, und
 
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