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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0133

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115

legen an einem grundlvsen Moraste.

An den höchst unruhigen Zeiten, ehe
Waldemar der Grotze (1157 bis 1182)
die Alleinherrschast gewann und sein
Reich zu den Tagen des Glanzes führte,
hatte sie der Mitkönig Knut Magnussen
während seiner Streitigkeitenmit Swen
Grathe von den Friesen anlegen lassen.

Swen nahm sie 1155 durch Belagerung
ein, nachdem er seine Schiffe von
Schleswig hatte herüberschleppen lassen.

Hundert Iahre später sammelte König Abel hier, am Tore des südlichen Frieslandes, sein Heer, durch das
er die Friesen knechten wollte. Er ward aber in dem nassen Lande von ihnen besiegt, hinausgetrieben und
aus der Brücke, die bei der Mildeburg über den Flutz führte, erschlagen. Die Burg verschwindet damit aus
der Geschichte; im 16. Iahrhundert zeigte man aber noch Spuren.

Für das eigentliche Schleswig oder Süderjütland gilt zunächst dasselbe, was schon oben, bei Behand-
lung des Landes zwischen Schlei und Eider, gesagt ist. Die Landschaften, in denen sich der deutsche Adel
großen Landbesitz geschasfen hat, liegen namentlich an der Ostküste; aber auch in der Mitte und im Westen
sind großeEdelgüter gewesen. In der südöstlichstenHalbinsel, in Schwantzen, besteht derZustand noch heute,
nach dem es beinahe keinesreie Bauerndörfer gibt; sonst aber hat in der zweiten Hälfte des 18. Iahrhunderts
der König den großen Grundbesitz, den eigenen, der hauptsächlich aus früherem geistlichem Gute bestanden
hat, wie auch den der Adeligen, mit einigen Ausnahmen, aufgelöst und einen freien Bauernstand neu er-
stehen lassen. Den Zerteilungen sind die Herrenhäuser fast durchweg zum Opfer gesallen. Auch von den
Schlössern der Landesherrschaft ist sehr wenig übrig geblieben. Mittelalterliche Burgen sind, so weit wir
wissen, nicht unter den damals zerstörten Bauwerken gewesen; der Bestand dessen, was damals bei den
Aufteilungen herrenlos ward und hinfallen mutzte, entstammte wesentlich der nachmittelalterlichenZeit. Uns
berührt der Antergang der einzelnen zum Teil sehr bedeutenden Bauwerke mehrfach schmerzlich; aber das
Bedauern würde das gleiche sein, wenn sie nicht gerade durch dieAuflösung der großen Güter zuGrunde ge-
gangen würen. Denn ein unwiderstehlicher Drang nach Neugestaltung, noch heute wirksam, wo er irgend
Anhalt finden kann, hat im 18. und 19. Iahrhundert überhaupt die alten Herrenhäuser in den Herzog-
tümern, bis auf ganz wenige, hinschwinden lassen und durch neue ersetzt.

Der Bestand an Mittelalterlichem ift auch darum von den kirchlichen Bauten abgesehen, im ganzen
Lande äutzerst gering. Das Arteil wäre betreffs der Burgen wohl etwas anders, wenn sich eine Scheide-
linie zwischen den mittelalterlichen und den älteren Burgwällen mit Sicherheit ziehen ließe, und wenn es
sich überhaupt verlohnte, die Burgen ohne Mauerwerk hereinzuziehen.

Am von den eigentlichen Burgen eine Vorstellung zu gewinnen, ist es nötig, weiter greifend auf das
Ganze des dänischen Burgenwesens einen Blick zu werfen: es ist überhaupt von dem deutschen nicht wohl
zu trennen. Die Verwandtschaft beruht aus zwei Amständen. Erstens sind die Erbauer und Besitzer sehr
vieler dänischer Burgen Deutsche gewesen, zweitens ist das dortige Befestigungswesen tatsächlich vom
deutschen ausgegangen. Denn Knut Laward, chl 131, der Vater des oben genannten Waldemars des Grotzen,
Herzog von Süderjütland, und schlietzlich eine kurze Zeit auch Knäs der Wenden in Wagrirn, war beim
späteren Kaiser Lothar erzogen worden. Stets eifriger Bcgünstiger dcs deutschen Wesens in allen Stücken,
ist er es dann gewesen, der mit Fleiß das deutsche Befestigungswesen in Dänemark einzuführen trachtete,
wo es bis dahin nichts Ordentliches gegeben hatte. Er baute Stadtmauern, Burgen und feste Türme
(s. der Väter Erbe, S. 107 ff.). Auf ihn geht zurück die erste Anlegung des einzigen Bergschlosses im Bereiche
der Herzogtümer, das zu Segeberg aus felsiger Höhe gelegen mit Mauern und Zinnen ragend unserer
Vorstellung von einer Burg gänzlich entsprochen hat. In seinem Herzogtum hat Knut ferner die Grenz-
wehren gestärkt; auch hat er die einzige Stadt des Landes, Schleswig, durch feste Punkte gesichert. Der
weitest vorgeschobene deckte die' Mündung der Schlei und war durch einen grotzen runden Turm mit ein-

Abb. 86. Spötterup. Gesamtansicht der Burg.
 
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