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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0137

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erweitert und verstärkt war, aus Fachwerk aufgeführt gewesen sein. Dagegen zeigt sich gegen außen das
schönste und festeste Ziegelmauerwerk; davor bildeten die Gräben, Wälle und Verhaue vvllkvmmene Ab-
wehrmittel. Um das Regenwasser aus dem Vurghofe abzuführen, waren in der südlichen und der nördlichen
Mauer eine Anzahl Auslässe angevrdnet. Von Einzelheiten ist für uns sonst weniges mehr beachtenswert.
Vom kleineren Turm ist das Untergeschoß gut erhalten; es ist ganz ohne Ösfnungen; ist also nur durch die
Decke, die kaum durch ein Gewölbe gebildet gewesen sein kann, zugünglich gewesen. Der große Turm hatte
anfänglich ein starkes, sehr hohes Kreuzgewölbe. Nachher hat man die Westwand und die südliche weiter
hinausgeschoben und das Innere des Untergeschosses, in dem ein runder Brunnenschacht gewesen war,
mit großen Felsblöck'en ausgefüllt, darauf nun aber, mit mächtig verstürkten Mauern, den neuen Turmbau
gesetzt. Zugänglich kann dessen Inneres also nur durch eine Hochtüre gewesen sein.

Die Verteidigung der Burg geschah ohne Zweifel, außer von der Höhe der beiden Türme, von einem
Wehrgange aus. Die Zugänge
zumZwinger,zwischen Graben
und Ringmauer, sind nur in
den Seiten des Torzwingers
anzunehmen. Vom Zwingcr
aus führte nach dem äußeren
Walle über den Graben nicht
nur die Zugbrücke vor dem
Tore, sondern auch noch ein
anderer Übergang nahe dem
anderen Turme und in dessen
Schutze. Einige starke Pfähle
im Graben bezeichnen die
Stelle.

Die Anlegung dieser Burg
ist dem 13. Iahrhundert zu-
zuschreiben; sie hat bis ins
sechszehnte gedient und ist
dann abgetragen worden.

Die ursprüngliche Anlage kann
der Hauptsache nach im Laufe
der Zeit kaum Rmbildungen
ersahren haben. Wertvolle
Funde sind nicht gemacht,- doch kamen Steinkugeln, Dachziegel und mancherlei Eisenwerk zutage. Die Auf-
gabe dieser Burg ist gewesen, die Oberherrschaft des Königs in der Landschaft Fehmarn zu sichern.

Daß so festes Mauerwerk nicht Regel, sondern eher Ausnahme gewesen, ist bereits dargelegt. Wenn sich
also keine Mauern oder Reste von Ziegelbauten in einer der vielen da und dort vom Volke als Burg
oderSchloß bezeichnetenWallstätten finden, so ist das keinBeweis dafür, daß sie frühgeschichtlicher Zeit ent-
stamme. Eine solche Anlage ist bei Schleswig. Man bezeichnet sie als Alt-Gottorf, und sie zeigt die gewöhn-
liche Art der Anlagen von Herrensitzen. Es ist ein hoher, oben flacher viereckiger Burgplatz, und davor ein
etwas größerer niedrigerer, der die Vorburg darstellt,- beide Teile erhaben über die sumpfige Niederung.
Der Name ist Waterborg. Von Mauerwerk keine Spur, dagegen sind oder waren große Fündlinge in einiger
Menge auf dem oberen Platze. Der Behauptung, daß vor 10O Iahren ein Keller, mit großem Krachen
natürlich, eingestürzt sei, darf man keine Bedeutung beilegen. Auf diesem Hügel sollen die Schleswiger
Bischöfe gewohnt haben, ehe sie ihren Hof zur Schlei auf die Insel verlegten, die heute das Schloß Gottorf
trägt, und dann ihr Sitz gewesen ist, bis sich die Herzoge (1263) selbst dahin zogen, und jene sich einen neuen
einrichten mußten. Tatsächlich wissen wir von der geit der Anlegung der Waterborg und auch von ihrer
Bewohnung durch die ersten Bischöfe nichts. (Schlutz folgt.)
 
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