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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 7
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Ebhardt, Bodo: Stadt und Festung Belgrad
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0144

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des 16. Iahrhunderts, 1521, gelang es Suleiman II. Belgrad zu erobern, das nun für die Türken ein ebenso
wichtiger Stützpunkt für ihr weiteres Vordringen nach Europa wurde. Im nächsten Iahrhundert
sinden wir in den hin und her wogenden Kämpfen wieder deutsche Truppen vor Belgrad, die unter
Max Emanuel von Bayern 1688 die Festung eroberten. Bei dieser Belagerung wurde ein junger Truppen-
führer schwer verwundet, dessen Name später für alle Zeiten mit der glorreichsten Eroberung der Festung
Belgrad verknüpst sein sollte, nämlich Prinz Eugen von Savoyen. Sein Lebenslauf ist kennzeichnend
für die sast unbegrenzten Möglichkeiten, die sich einem tüchtigen Manne aus vornehmen Hause srüher
schon in jungen Fahren geboten haben.

Die Wenigsten werden sich erinnern, daß Prinz Eugen in Paris geboren worden ist, wo er schon
mit 1O Iahren den Titel und die Bezüge eines Abbes besaß. Nachdem in Frankreich seine Bestrebungen,
Soldat zu werden, sehlgeschlagen waren, bot er seine Dienste dem Hause Habsburg an und hat nun in
österreichischen Heeren eine unvergeßlich glänzende Laufbahn durcheilt. Mit zwanzig Iahren war er
Oberst, mit dreißig bereits Feldmarschall (169Z). Seine glänzenden Kriegszüge in Norditalien und
Flandern sind bekannt. Bekannt ist auch der Gegensatz zwischen ihm als Heerführer und dem unglückseligen
Hoskriegsrat von Wien, der aus seine Kriegssührung einen ebenso unheilvoll hemmenden Einsluß aus-
übte, wie ihn so oft die Diplomaten und Zivilbehörden in der deutschen Geschichte zum Schaden des Vater-
landes ausgeübt haben.

Erst als Prinz Eugen kurzerhand selbst zum Präsidenten des Hofkriegsrats eingesetzt wurde, konnte
er seiner Kriegsführung den Nachdruck verleihen, der zu seinen glänzenden Ersolgen gegen die Franzosen
und gegen die Türken führte. 1717 endlich sand jene denkwürdige Belagerung Belgrads statt, die den
Namen Prinz Eugens des edlen Ritters auf ewig mit dem Namen von Stadt und Festung Belgerad
verknüpfen sollte. Mit nur 4O OOO Mann hatte er nicht nur die Festung eingeschlossen, sondern auch ein
türkisches Ersatzheer von mehr als 12O OOO Mann, auf dem vorstehend abgebildeten alten Stich wird
sogar von 2OO OOO Türken gesprochen, so entscheidend geschlagen, daß die Festung nun wenigstens
solange Prinz Eugen lebte — (er starb 1736) im Besitz des Hauses Habsburg blieb. Nuhmgekrönt hat
Prinz Eugen noch 2O Iahre den Habsburgern gedient. Ebenso sehr durch seine staatsmännischen Fähig-
keiten wie durch seinen Degen. Von dem hohen Stande seiner Bildung zeugen seine künstlerischen
Schöpfungen (das Belvedere in Wien). Auch in Belgrad baute er sich einen Palast, dessen Reste noch
erhalten sind.

Freilich kaum war Pcinz Eugen gestorben, so brachte ein fauler Frieden mit dem Sultan den Verlust
des unvergleichlich wichtigen Platzes, der 1739 wieder an die Türken zurückfiel. Wohl wurde 5O Iahre
später Belgrad noch einmal von den Oesterreichern unter Laudon sür kurze Zeit erobert und 18O6 von
den Serben, aber immer fiel Belgrad wieder an die Türkei zurück, sodaß es b's 1867 unter türkischer
Oberhoheit blieb. Die berühmte alte Veste ist heute versallen. Die verlassenen Werke umfassen in ihren
Kasematten Gefängnisse für Hunderte von Sträflingen und seit 19O4 ein serbisches Kriegsmuseum. Manche
Bauteile erinnern noch an die früheren Besitzer. So in der oberen Festung das 1719 vom Prinzen Eugen
erbaute Kaiser Karlstor. Verühmt ist der tiese Brunnen, zu dem 4OO Steinstufen hinabführen. Sowohl
in der „oberen Festung" wie in der unteren „Wassersestung", die auf der Spitze zwischen Donau und
Save liegt, sind die alten Kirchen erhalten. Unten an der Donau auch noch der berühmte Turm Nebajsche.
Die alten Amwallungen, Hornwerke und Ravelins geben klar den ehemaligen Amfang an. Unsere
Abbildung aus Rousset „Kriegskundige Beschreibung der Feldschlachten der drei fürstlichen Feldherren
Prinz Eugen, Herzog von Marlborough und Prinz von Oranien", s'Gravenhaage 1729, zeigt die Be-
lagerung und die siegreiche Schlacht des Iahres 1717, die eine der schönsten Heldentaten Prinz Eugens
des edlen Ritters war.
 
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