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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 7
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0148

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lichen Erscheinung anziehend zu beobachten; die Amgebung ist als Karte gezeichnet, und der Wirtschafts-
hof tritt dadurch in ganz bescheidenes Licht.

Es geht im übrigen den Dänen bei Forschungen über ihr Burgenwesen gerade wie dem, der sich auf
Schleswig beschränkt; auf der Suche nach Nitterburgen gleitet der Blick herab bis ins 16. Fahrhundert,
und man sindet entsagend eine gewisse Beruhigung bei dem Gedanken, datz die Grundzüge der Anlage sich
im wesentlichen nicht geändcrt haben werden, weil sie aus der Natur der Verhältnisse und des Landes,
sowie aus einer Geschichte hervorgingen, die von inneren Kämpsen, Fehden, Naubzügen, kurz dem Kriege
und der Gewalttat der Kleineren untereinander, wenig ersuhr und erlebte, so datz selbst die Städte fester

Mauern und der Tore entbehren konnten
und sich auch wirklich meist mit Andeu-
tungen davon begnügten. So landen
wir also schlietzlich wieder bei den Nenai-
ssancebauten und müssen, da auch von
diesen inSchleswig fast nichts, und nichts
in einiger Vollständigkeit und Anschau-
lichkeit, erhalten ist, den Blick ins Wei-
tere, nach Dänemark, richten. Neinhold
Meiborg in seinem schönen Werke Gamle
danske Hjem (altes dänisches Heim, Kop.
1888) macht uns mit dreien der aus-
gezeichnetsten dortigen Renaissance-
schlößchen bekannt: Borreby, Egeskov
und Orbäklunde. Diese und ferner Ny-
gaard, Hesselager und Nackebölle sind in
Beschreibungen und vollständigen Auf-
nahmen behandelt in dem trefflichen
Werke über dänische Herrenburgen des
16. Fahrhunderts von Beckett und Hans
I.Holm (Danske Herreborge, Kop.19O4,
mit französischem Textauszug). Von
ihnen ist allein Ry wirklich burgartig,
indem es mit vier Flügeln einen qua-
dratischen Hof einschlietzt, und der Bau
geht auch tatsächlich in den Anfang des
16. Iahrhunderts, rpenn nicht noch etwas
weiter zurück und hat spätgotisches Ge-
präge. Die eigentliche Wehrhaftigkeit,

Abb. >04. Borrebs °uf S--,°nd n°ch M-iborg. di- das Wesen der Burgen auszumachen

hat, ist überall nur sozusagen passiv und
angedeutet. Sie beruht auf der Lage im Wasser. Autzerdem zeigt sich auch hier jene eigentümliche Anord-
nung des sog. Wächterganges. Er zieht im obersten Geschosse, wo keine Gemächer sind, ringsum hinter der
Reihe der Schießscharten. Ferner sind wohl auch Guhlöcher zu bemerken. Das alles scheint aber mehr von
symbolischer Bedeutung als von einigem Werte sür den ernsten Fall, und zwar um so mehr, da die Wächter-
gänge sich meist nur am Hauptgebäude finden und zugleich auf die Angrisfseite keinerlei Nücksicht nehmen.

Man will die kaum nötige Erklärung für die Anbringung der Wächtergänge und Gutzlöcher von der
Absicht herholen, nach den kriegerischen Ereignissen des Iahres 1534 sich gegen plötzliche Übersälle besser
gesichert zu sehen, während es genügt, hier die Überlieserung einer Vergangenheit zu bemerken, die sich
keine wirksame Verteidigung durch Schutzmauern ohne Wehrgang denken konnte. Auch verlangte der Wohl-
anstand bei dem Hause eines ritterlichen Herrn, daß er die Zeichen der Wehrhastigkeit anbrachte, so gut wie
 
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